Hermann Nothnagel, o. Univ.-Prof. Dr. med.

28.9.1841 – 7.7.1905
geb. in Alt Lietzegöricke in der Mark Brandenburg | Stare Łysogórki, Polen gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Arkadenhof 1910 Medizinische Fakultät
Ehrentafel-Fakultät 1950 Medizinische Fakultät

Rektor Richard Meister regte im Oktober 1949 an, wieder Namen von berühmten Mitgliedern des Lehrkörpers in die Ehrentafeln der Fakultäten im Hauptgebäude der Universität Wien einzutragen. Zu diesem Zweck ersuchte er die Dekane, diese Frage in einer Fakultätssitzung zu besprechen und dem Senat Vorschläge zu unterbreiten.
Der Dekan der Medizinischen Fakultät Ernst Lauda schlug entsprechend eines Beschlusses des Professorenkollegiums vom 26. Oktober 1949 vor, Theodor Billroth und Hermann Nothnagel für die Eintragung auf der Ehrentafel vorzuschlagen. Am 25. Jänner 1950 beschloss das Professorenkollegium zudem, auch Ferdinand Hebra zu nominieren.
Die Vorschläge der Dekanate wurden in der Sitzung des Akademischen Senats vom 4. März 1950 vorgelegt und einstimmig angenommen. Am 25. März 1950 wurde der Auftrag zur Eingravierung und Vergoldung von 21 Namen auf die vier Ehrentafeln der Fakultäten erteilt und im Mai 1950 umgesetzt.

Hermann Nothnagel begann seine wissenschaftliche Laufbahn im preußischen Königsberg (heute Kaliningrad, Russland), wo er sich 1866 für Innere Medizin habilitierte. Sein weiterer Karriereweg führte ihn 1872 als ordentlicher Professor nach Freiburg im Breisgau, 1874 nach Jena und 1882 nach Wien als Vorstand der Ersten Medizinischen Universitätsklinik. Er veröffentlichte bahnbrechende Arbeiten über die Physiologie und Pathologie des Nervensystems und des Darmtrakts. Die zweite Wiener medizinische Schule besaß in ihm einen kongenialen und innovativen Vertreter der Inneren Medizin.

Besondere Verdienste erwarb sich Nothnagel auch als ausgesprochener Gegner des Antisemitismus, der zu seiner Zeit im akademischen und universitären Milieu immer aggressiver und rassistisch motiviert auftrat. Gemeinsam mit dem Ehemann der späteren Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner begründete er 1891 den Verein zur Abwehr des Antisemitismus. Später wurde er auch dessen Obmann. Nothnagel vertrat seine Ansichten öffentlich, obwohl er dadurch zur Zielscheibe deutschnationaler und antisemtischer Burschenschafter wurde, die 1894 in seinem Hörsaal gewalttätige Unruhen provozierten.

> Wien Geschichte Wiki

Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, GZ 6 ex 1949/50 (Ehrentafel); Medizinische Fakultät GZ 67 ex 1949/50 (Ehrentafel).

Thomas Maisel

Zuletzt aktualisiert am 16.02.2024 - 21:33

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