Karl Rudolf Braun Ritter von Fernwald, o. Prof. Dr. med.

22.3.1823 – 28.3.1891
geb. in Zistersdorf, Niederösterreich, Österreich gest. in Wien, Österreich

Bruder des Gynäkologen Gustav Braun

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrentafel-Fakultät 1893 Medizinische Fakultät

Die Ehrentafeln der Fakultäten in den Seitenaulen des Hauptgebäudes der Universität Wien wurden am 24. Mai 1893 enthüllt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Ehrentafel der Medizinischen Fakultät eine Liste von 33 Namen von berühmten Schülern der Universität Wien, darunter jenen von Karl Braun. Die Liste war für die Fakultät von Prof. August Emil Vogl bzw. im Auftrag des Senats von Universitätsarchivar Karl Schrauf zusammengestellt worden.

Denkmal Arkadenhof 1894 Medizinische Fakultät

Funktionen

Dekan*in Medizinische Fakultät 1866/67
Rektor Medizinische Fakultät 1868/69
Dekan*in Medizinische Fakultät 1870/71

Karl (Carl) Rudolf Braun, Sohn des Arztes Karl August Braun, der auch als Physikus der Theresianischen Ritterakademie fungierte, und dessen Ehefrau Barbara geb. Hofer, besuchte das Gymnasium in Strassnitz und die philosophischen Jahrgänge in Nikolsburg. Ab 1841 studierte er Medizin an der Universität Wien und wurde 1847 mit einer Dissertation über Knorpelkrankheiten („Micranatomia Et Pathologia Cartilaginum“) zum Doktor der Medizin promoviert. Sein Bruder Gustav Braun studierte ebenfalls Medizin und sollte – wie Karl Braun selbst – später Professor für Gynäkologie in Wien werden.

Unter Leitung von Professor Franz Schuh, Leiter der Chirurgischen Klinik, wurde Braun zunächst 1848 Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus. 1849 übernahm er die Nachfolge von Ignaz Semmelweis als Assistent an der I. Geburtshilflichen Universitätsklinik unter Johann Klein. Nach seiner Habilitation für Geburtshilfe 1853 wurde Karl Braun ordentlicher Professor dieses Faches sowie Vizedirektor an die Hebammenlehranstalt mit angeschlossenem Gebär- und Findelhaus in Alle Laste bei Trient (Südtirol).

Berufungen nach Zürich und Pavia lehnte Braun ab und kehrte stattdessen bereits drei Jahre später wieder nach Wien zurück, als er 1856 in der Nachfolge Kleins als ordentlicher Professor und Vorstand der I. Geburtshilflichen Universitätsklinik an die Universität Wien berufen wurde. Die Professur übte er bis zu seinem Tod 1891 aus.
An der Universität Wien fungierte Karl Braun in den Studienjahren 1866/67 und 1870/71 als Dekan der Medizinischen Fakultät sowie 1868/69 als Rektor. Während seiner Amtszeit als Rektor konnte er u.a. seinem Vater zu dessen 50. Jubiläum der Promotion das erneuerte Doktordiplom im Rahmen einer Universitätsfeier überreichen.

1858 erwirkte Braun die Einrichtung einer gynäkologischen Station, die mit der Gebärklinik verbunden die erste Geburtshilflich-gynäkologische Universitäts-Klinik bildete. Braun baute die von ihm geleitete Institution zu einer vorbildlichen Lehrklinik aus und etablierte die Gynäkologie als selbständiges, von der Chirurgie losgelöstes Studienfach. Braun hatte einen ausgezeichneten Ruf als Professor, Chirurg und Arzt und verbesserte die Operationstechnik im geburtshilflichen und gynäkologischen Bereich durch neue Instrumente und Methoden. Er trug damit wesentlich zur Entwicklung einer modernen Gynäkologie und Geburtshilfe auf wissenschaftlich-anatomischer Grundlage sowie zum internationalen Ruf der Wiener Medizinischen Schule bei. Als Schüler von Klein, der Semmelweisʼ Lehren der „Ätiologie des Kindbettfiebers“ nicht anerkannte, trug Braun lange dazu bei, dass diese sich in Wien nur zögerlich durchsetzten. Erst spät erkannte auch Braun deren Bedeutung, ließ verschiedene hygienische Einrichtungen und Maßnahmen an der Gebärklinik einführen und förderte die antiseptische Operationsmethode – mit dem Ergebnis der sinkenden Mortalität der Wöchnerinnen. Auf seine Initiative hin wurde 1872 eine II. Geburtshilflich-gynäkologische Universitäts-Klinik unter Leitung von Josef Späth begründet.

Zu Karl Brauns wissenschaftlichen Veröffentlichungen zählen neben der mit Johann Chiari und Josef Späth veröffentlichten „Klinik der Geburtshilfe und Gynäkologie“ (1855) seine Hauptwerke „Lehrbuch der Geburtshilfe mit Berücksichtigung der Puerperalprocesse und der Operationstechnik“ (1857) und „Lehrbuch der gesammten Gynäkologie“ (1881). In medizinischen Fachzeitschriften publizierte er Beiträge über Operations- und Behandlungsmethoden wie Kaiserschnitt, Hysteromyomotomien sowie Ovariotomien. Braun war außerdem Mitherausgeber der Zeitschrift „Archiv für Gynäkologie“.

Karl Braun wurde für seine Leistungen und Verdienste vielfach geehrt: Er war Träger zahlreicher Orden, darunter jenes der Eisernen Krone III. Klasse, des Komturkreuzes des Sachsen-Ernestinischen Hausordens, des bayerischen Michael-Ordens, des belgischen Leopold-Ordens, des Ritterkreuzes des päpstlichen Pius-Ordens sowie des Ordens Franz des I. 1872 wurde er mit dem Adelsprädikat „von Fernwald“ in den Ritterstand erhoben und fünf Jahre später erfolgte seine Ernennung zum Hofrat. Seit der Gründung der Gynäkologischen Gesellschaft im Jahr 1887 bis zu seinem Tod leitete er diese als Präsident.
Nur zwei Jahre nach seinem Tod wurde der Name von Karl Braun, der auf dem Friedhof Wien-Dornbach beerdigt wurde, 1893 auf die Ehrentafel der Medizinischen Fakultät eingetragen. 1894 wurde im Arkadenhof der Universität Wien ein Porträtrelief, gestaltet von Theodor Charlemont, finanziert durch die Wiener Gynäkologische Gesellschaft, enthüllt. Die Stadt Wien benannte die Braungasse in Wien-Hernals nach ihm.

Werke (Auswahl)

Micranatomia Et Pathologia Cartilaginum (Dissertation), 1847.
gemeinsam mit Johann Chiari und Josef Späth, Klinik der Geburtshilfe und Gynäkologie, 1855.
Lehrbuch der Geburtshilfe mit Berücksichtigung der Puerperalprocesse und der Operationstechnik, 1857.
Lehrbuch der gesammten Gynäkologie, 2. Auflage 1881.
 

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 26.03.2024 - 22:03

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