Berthold von Wehingen, Mag. art.

14. Jhdt. – 17.10.1410
gest. in Wien, Österreich

(Bertholdus de Wechingen)

Funktionen

Rektor 1376~ (vor 1377)
Universitätskanzler 1377–1381

Der aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht stammende Berthold von Wehingen (geb. um 1345/51 bei Wien) gilt als der erste in Wien promovierte Magister der Artistenfakultät. Genaue Informationen zu Studienbeginn und Promotion liegen nicht vor. Die Promotion erfolgte wohl um 1373, da Berthold danach Rechtswissenschaften in Prag studierte, wo er 1374/75 Rektor der dortigen Juristenfakultät war. In der Folge machte er – gefördert durch Herzog Albrecht II. – rasch Karriere in der Kirche und bei Hof. 1375 wird er als Domherr in Passau und Pfarrer in Großrußbach (NÖ) genannt. 1377 wurde er Domherr bei St. Stephan sowie im selben Jahr Dompropst. Mit diesem Amt war auch die Funktion als Universitätskanzler verbunden – ein Amt, das er bis 1381 ausübte. Bereits vor 1377 war Berthold Rektor, das genaue Jahr ist allerdings nicht bekannt.

Berthold von Wehingen gehörte zu den wichtigsten Ratgebern Herzog Albrechts III. und war seit 1382/83 österreichischer Kanzler. In dieser Funktion wirkte er maßgebend an der “zweiten Gründung“ der Universität 1384 mit, wenngleich es mittlerweile als unwahrscheinlich gilt, dass er der Verfasser des Albertinums war. Dafür zeichnete wohl Heinrich von Langenstein verantwortlich. Dagegen ist es wahrscheinlich, dass Berthold  gemeinsam mit Johann von Randegg die Anlage des ersten Matrikelbuches initiierte. Vor der eigentlichen Matrikel findet sich eine Liste von 291 Angehörigen der Universität vor 1377, in der auch Berthold aufscheint. Im Jahr 1388 händigte er dem Rektor die rudolfinischen Stiftbriefe von 1365 aus, welche sich seitdem ununterbrochen im Besitz der Universität befinden.

1381 wurde er zum Bischof von Freising ernannt (Weihe 1383). Als Bischof trachtete er danach, das Bistum durch strikte Neutralitätspolitik aus diversen Auseinandersetzungen im bayrischen Herzogshaus herauszuhalten; zusätzlich ließ er die Befestigungsanlagen verstärken. 1404 wurde Berthold nach Intervention Herzog Wilhelms von Österreich als Erzbischof nach Salzburg transferiert, nachdem Papst Bonifaz IX. die Wahl des Dompropstes Eberhard von Neuhaus kassiert hatte. Allerdings konnte Berthold sich nicht gegen das Domkapitel durchsetzen, weshalb Innozenz VII. 1406 die Entscheidung seines Vorgängers widerrief und Berthold erneut als Bischof von Freising installierte. Die endgültige Beilegung des Streites erfolgte erst 1407, da Berthold gegen den päpstlichen Bescheid Berufung eingelegt hatte. Durch einen Schiedsspruch Herzog Leopolds IV. wurde der nunmehrige Erzbischof Eberhard verpflichtet, Berthold eine jährliche Pension von 2.000 Gulden zu bezahlen sowie seine Schulden in Florenz zu begleichen.

Aufgrund seiner Tätigkeit als österreichischer Kanzler hielt sich Berthold von Wehingen die meiste Zeit in Wien auf, wo er auch starb. Er wurde in der von ihm gestifteten Wehinger- oder Freisingerkapelle im Kreuzgang des Stiftes Klosterneuburg begraben, in der auch sein 1394 verstorbener Bruder Reinhard, der herzoglicher Türhüter, Hofmeister und Landvogt war, bestattet worden war. An Bertholds Begräbnis nahmen die Magister der Universität teil – letzte Reverenz für einen wichtigen Förderer der Hochschule.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 06.08.2021 - 09:02