Ernst Späth, o. Univ.-Prof. Dr. phil.
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
---|---|---|---|---|
Denkmal Arkadenhof | 1961 | Fakultät für Chemie | ||
Denkmal | Denkmal, Fakultät für Chemie | 1961 | Fakultät für Chemie |
Funktionen
Dekan*in | Philosophische Fakultät | 1931/32 |
Rektor | Philosophische Fakultät | 1937/38 |
Prodekan | Philosophische Fakultät | 1945/46-1946/47 |
- Chemie
- Philosophische Fakultät
Ernst Späth, Sohn des Schmieds Alois Späth, maturierte 1906 am der Realschule in Sternberg (Šternberk/Tschechien) und absolvierte die Gymnasialergänzungsprüfungen in Mährisch-Neustadt (Uničov). Anschließend studierte er Naturwissenschaften an der Universität Wien. Seinen Studienschwerpunkt legte er unter Einfluss von Rudolf Wegscheider auf Chemie, arbeitete bereits 1908 als Demonstrator am 1. Chemischen Laboratorium und promovierte 1910 mit der Dissertation „Über die Anlagerung von Säureanhydriden an Aldehyde und Ketone“ 1910 zum Doktor der Philosophie. Nach seinem Studienabschluss war er 1910–1914 als Assistent am 1. Chemischen Institut der Universität Wien unter Wegscheider tätig. Im Ersten Weltkrieg diente er als Reserveoffizier (Oberleutnant) beim 4. Festungsartillerieregiment in Pola.
Späth, der sich zunächst mit physikalischer und anorganischer Chemie beschäftigte, aber zunehmend der organischen Chemie zuwandte, wurde 1917 mit der Habilitationsschrift „Über die Einwirkung von Halogenalkylen auf Alkylmagnesiumhaloide“ an der Universität Wien für das Gesamtgebiet der Chemie habilitiert. 1921 zum außerordentlichen Titularprofessor und 1923 zum wirklichen Extraordinarius ernannt, avancierte er 1924 als Nachfolger von Wilhelm Schlenk zum Ordinarius und Vorstand des II. Chemischen Universitätslaboratoriums, das er 20 Jahre lang leiten sollte.
Ernst Späth leistete für das Gebiet der organischen Chemie in Österreich wichtige Beiträge, besonders in der Erforschung von Naturstoffen, speziell Pflanzenalkaloide, die für Medizin sowie Pharmakologie große Bedeutung erlangten. Im Zuge seiner etwa 300 wissenschaftlichen Veröffentlichungen konnte er den molekularen Aufbau von 120 Pflanzenstoffen beschreiben (u. a. Chelidonin, Tacettin sowie Alkaloide aus Kakteen, Goldregen, Tabak und Opium). Aufgrund der Ressourcenknappheit in der Zwischenkriegszeit entwickelte er zudem Methoden, um die benötigten Stoffmengen als Basis für experimentelle Forschungen stark zu reduzieren und damit kostensparender zu forschen. Ihm gelang u. a. erstmals die Synthese des Meskalins, des Ephedrins und des Pseudoephedrins, die in der Arzneimittelherstellung Anwendung finden, sowie des Papaverins, das im technischen Bereich eingesetzt wird. Späth wirkte zudem als (Mit-)Herausgeber der „Monatshefte für Chemie“ und der „Fortschritte der Chemie organischer Naturstoffe“.
Für seine Leistungen wurde Ernst Späth vielfach geehrt. 1920 erhielt er aufgrund seiner Arbeiten über Cytisin und Cytisolin den Ignaz-Lieben-Preis. Zwischen 1933 und 1939 folgten die Lavoisier-Medaille der Société Chimique de France, das Komturkreuz des griechischen Phönix-Ordens, die Hofmann-Medaille der Deutschen chemischen Gesellschaft, die Exner-Medaille des Niederösterreichischen Gewerbevereins sowie die Silberne Gedenkmünze der Medizinisch naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Jena.
Für seine Verdienste vielfach ausgezeichnet, war Späth 1925 korrespondierendes und 1926 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ab den 1930er-Jahren gehörte er auch den Akademien der Wissenschaften in Budapest, Halle, Madrid und Bologna an und war Mitglied zahlreicher weiterer in- und ausländischer Fachvereinigungen, u. a. Ehrenmitglied des Vereines österreichischer Chemiker, der Associazione Italiana di Chimica und der Société de Chimie Industrielle.
Ernst Späth fungierte im Studienjahr 1932/33 als Dekan der Philosophischen Fakultät und wurde für das Studienjahr 1937/38 zum Rektor der Universität Wien gewählt.
Während seiner Amtszeit begann in der Nacht von 11. auf 12. März 1938 der „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Bereits am 15. März wurde Fritz Knoll, seit 1937 NSDAP-Mitglied, von der Landesleitung der NSDAP anstelle Späths mit der Leitung der Universität Wien beauftragt und tags darauf offiziell zum „kommissarischen Rektor“ bestellt.
Späth galt jedoch auch während des Nationalsozialismus nicht als politisch unzuverlässig. Bereits 1937 war er vom Verein Deutscher Chemiker mit der eigentlich nur an Deutsche verliehenen Liebig-Medaille ausgezeichnet worden. Von seinem Amt als Rektor musste Späth zwar zugunsten Knolls zurücktreten, übernahm jedoch stattdessen den Posten des Generalsekretärs der Akademie der Wissenschaften, den er bis 1945 ohne Unterbrechung ausübte. Als Professor sowie Direktor des II. Chemischen Laboratoriums blieb er im Amt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er zum neuen Prodekan der Philosophischen Fakultät für das Studienjahr 1945/46 ernannt, womit er wieder dem Akademischen Senat der Universität Wien angehörte. 1945 übernahm Späth außerdem bis zu seinem Tod im Folgejahr die Präsidentschaft der österreichischen Akademie der Wissenschaften.
1961 wurde eine Bronzebüste Späths (gestaltet von Heinrich Zita) sowohl im Arkadenhof der Universität Wien als auch im Eingangsbereich der Fakultät für Chemie (Währinger Straße 38) enthüllt.
> u:monuments: Denkmal Ernst Späth
> Österreichisches Biographisches Lexikon
> Wien Geschichte Wiki
> Wikipedia
Werke (Auswahl)
Über die Anlagerung von Säureanhydriden an Aldehyde und Ketone (Dissertation), 1910.
Über die Einwirkung von Halogenalkylen auf Alkylmagnesiumhaloide (Habilitationsschrift), 1917.
Über die Anhalonium-Alkaloide. I. Anhalin und Mezcalin, 1919.
Geschichte der Chemie in Österreich, 1927.
Neuere Ergebnisse zur Chemie des Curare, 1929.
Neuere Fortschritte in den exakten Wissenschaften, 1936.
Vitamine und ihre Bedeutung, 1936.
Die natürlichen Cumarine (in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft), 1937.
gem. mit F. Kuffner: Tabakalkaloide, 1939.
Zuletzt aktualisiert am 15.11.2022 - 19:56
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Ernst Späth (1886-1946), Rektor 1937/38
Das Bild ist Teil der Rektorengalerie.
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Rektorenfasten, Ausschnitt 1937-1948
Rektorennamen 1937-1946: Leopold Arzt , Ernst Späth , Fritz Knoll , Eduard Pernkopf , Ludwig Adamovich , Johann Sölch , Wolfgang Denk , Richard...
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