Johann Christoph Stelzhammer, Dr. phil., Dr. theol.

29.8.1750 – 10.10.1840
geb. in Unterweißenbach, Oberösterreich, Österreich gest. in Linz, Österreich

(Christoph Jakob Johann Stelzhamer)

Funktionen

Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1798/99
Rektor 1826/27

Johann Christoph Stelzhammer, Sohn des Verwalters der Herrschaften Sallaburg und Zellhof, absolvierte das Lyzeum sowie die philosophischen Jahrgänge in Linz. Dem Beispiel seines Bruders Paul folgend, trat Stelzhammer 1769 in Wien in den Jesuitenorden ein. Nach seiner Aufnahme in das Akademische Kollegium der Universität Wien 1771 empfing er die niederen Weihen und promovierte zum Doktor der Philosophie.
Anschließend widmete sich Johann Christoph Stelzhammer in Leoben und Graz mathematischen und astronomischen Studien, ehe er 1773 Lehrer der Grammatikalklasse in Laibach (Ljubljana) wurde. Nach der Auflösung des Jesuitenordens im selben Jahr wechselte Stelzhammer als Lehrer für humanistische Fächer nach Linz.

1775 kehrte er nach Wien zurück, nahm das Studium der Theologie an der Universität Wien auf und wurde im darauffolgenden Jahr zum Priester geweiht. 1783 promovierte er als erster Kandidat nach der neuen Studienordnung zum Doktor der Theologie. Anschließend arbeitete Stelzhammer für zwei Jahre als unbezahlter Gehilfe an der Universitätsbibliothek im Bereich der Katalogisierung. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, unterrichtete er als Privatlehrer Studenten, die sich auf das philosophische Examen vorbereiteten, und widmete sich daneben dem Studium der Physik.

1792 erhielt Johann Christoph Stelzhammer eine Anstellung als Professor für Physik am Lyzeum in Klagenfurt. Während seiner Zeit als Lehrer in Kärnten unterstützte er 1796 den Mathematiker Georg Ignaz von Metzburg bei der trigonometrischen Landesaufnahme in Westgalizien.

1797 wieder nach Wien zurückgekehrt, fungierte er ab diesem Jahr als Präfekt der Abteilung der Rechtskandidaten an der soeben wiederbegründeten Theresianischen Akademie. Zudem lehrte er Montanistik und Mineralogie, erneuerte die Einrichtung des mineralogischen Saals und unternahm im Zuge dessen 1798 eine Rundreise in die ungarischen Bergstädte. 1803 erhielt Stelzhammer die Berufung zum ordentlichen Professor für Experimentalphysik. Daneben war er ab 1800 als Lehrer für Physik und Chemie für die Erzherzöge Franz, Maximilian Josef und Ferdinand Karl Josef tätig.

Neben seiner Lehrtätigkeit übernahm Stelzhammer 1802 die Aufgabe eines Kustos am k.k. physikalischen und naturhistorischen Kabinett, das 1806 getrennt wurde. Stelzhammer leitete von nun an als Direktor das physikalisch-astronomische Kabinett inklusive des astronomischen Turms im Schweizerhof, dem ältesten Trakt der Wiener Hofburg. Hier zählte u.a. der Uhrmacher Jakob Degen zu seinen Mitarbeitern, der durch Versuche seiner Flugmaschine Aufsehen erregte. Stelzhammer war der erste, der öffentlich über diese Versuche berichtete. Um dem Holzmangel entgegenzuwirken, propagierte er in mehreren Schriften die sparsameren Bohlendächer und Sparherde. In einer weiteren Publikation widmete er sich der Beschreibung des ersten Dampfschiffes auf der Donau.
In der Funktion als Kabinettsdirektor wirkte Johann Christoph Stelzhammer wesentlich an der Weiterbildung des kaiserlichen Hofes im Bereich der Naturlehre mit. Nach der Gründung des Polytechnischen Instituts in Wien 1916 wurde das physikalische Kabinett an dieses übertragen. Stelzhammer lehrte hier nur vorübergehend und nachdem auch die Lehre am Theresianum an die Piaristen übergegangen war, leitete Stelzhammer nur noch das k. k. optische und astronomische Cabinet, fungierte als Lehrer am kaiserlichen Hof und hielt öffentliche Vorträge im Bereich Naturlehre, die auch weiblichen Hörerinnen offenstanden.

Auch an der Universität Wien nahm Stelzhammer zentrale Positionen ein: So fungierte er im Studienjahr 1798/99 als Dekan der Theologischen Fakultät und später als Prokurator der Österreichischen Nation. An der Theologischen Fakultät übernahm er 1815 das Amt des Notars und wurde 1816 zum Vizedirektor der theologischen Studien ernannt – letztere Funktion übte Stelzhammer mit Unterbrechungen bis 1834 aus. 1825 bewarb sich Stelzhammer erfolgreich um die Stelle als Universitätskanoniker und Domherr in St. Stephan. Im Studienjahr 1826/27 wurde er zum Rektor der Universität Wien gewählt. Ab 1831 bis zu seinem Tod 1840 war er zudem Senior der Theologischen Fakultät.

Ab 1819 wirkte Stelzhammer als Herausgeber einer kirchlichen Topographie Österreichs, die bis 1840 18 Bände erreichte.

Stelzhammer, der auch als fürst-erzbischöflicher Konsistorialrat fungierte, starb im Alter von 92 Jahren in Linz. Der mit ihm befreundete Linzer Bischof Thomas Ziegler ließ ihm in der Linzer Domkirche eine Gedenktafel aus Marmor errichten.

Werke (Auswahl)

Denkschrift für Herrn Degen, bürgerichen Uhrmacher, 1816.
Topographie des Erzherzogtums Oesterreich (18 Bände), 1819-1840.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:34