Johannes, Pfarrer von Meigen, Mag. art.

14. Jhdt.

(Iohannes Plebanus in Meigen (Meygen, Megen))

Gest. 1402 oder 1392

Funktionen

Rektor 1385
Vizekanzler 1387–1391

Über den Rektor des Sommersemesters 1385 ist – dank seines geläufigen Vornamens und des Fehlens eines Familiennamens – nur wenig Gesichertes bekannt. In der Matrikel wird er im Eintrag zu seiner Rektoratszeit als „Magister Johannes canonicus Wiennensis“ bezeichnet. Er war nicht der erste Kandidat der Universitätsversammlung: Zunächst war Konrad Graf von Hohenberg zum Vorsteher der Hochschule gewählt worden. Dieser nahm aber das Amt nicht an, weshalb in einem zweiten Wahlgang Mag. Johannes, Pfarrer von Meigen und Domherr der Kirchen von Passau und Wien, gekürt wurde.

Im Jahr seines Rektorats gehörte Johannes bereits zu den ältesten Magistern der Artistenfakultät, am 25. November 1389 hielt er als Senior die Rede anlässlich des Festes der Fakultätspatronin, der heiligen Katharina von Alexandria, und leitete die jährliche Disputation ad quodlibet. Wann genau Johannes studiert und das Magisterium erhalten hatte, ist nicht bekannt. Vermutlich ist er mit jenem Mag. Johannes identisch, der im ersten Band der Wiener Universitätsmatrikel in der Liste der vor 1377 promovierten Magister an prominenter dritter Stelle aufscheint.

Da er in dieser Liste bereits als Wiener Domherr genannt wird, wurde er vor 1377 als Kanoniker installiert – auch hier fehlen genaue Daten. Dagegen ist seine Ernennung zum Passauer Domherren im Jahr 1384 belegt. Außerdem war er Pfarrer von Maigen (so die heutige Schreibweise) in Niederösterreich, angeblich resignierte er die Pfarrei um 1391.

In den Akten der Artistenfakultät wird Johannes zwar nicht als Lehrer genannt, doch dürfte er am damaligen wissenschaftlichen Diskurs in Wien teilgenommen haben. Höchstwahrscheinlich ist er der Autor des Tractatus distinctionum, der einem Lektor namens Johannes Meyger zugeschrieben wird. Der Autor befasst sich darin mit der Bedeutung der formalen und realen Unterscheidung (distinctio) von Bedeutungsinhalten vor allem nicht-theologischen Inhalts, führt zur Erläuterung aber auch theologische Problemstellungen zur Trinität an. Mit ähnlichen Fragen beschäftigten sich auch die beiden bedeutendsten Wiener Theologen Heinrich von Langenstein und Heinrich von Oyta. Der Tractatus ist in insgesamt drei Abschriften in der Österreichischen Nationalbibliothek sowie der Stiftsbibliothek Göttweig erhalten und wurde 1482 als eines der ersten Werke in Wien gedruckt.

Weiters ist die Teilnahme Johannes‘ an einer um 1388 abgehaltenen theologischen Disputation durch fragmentarisch erhaltene Notizen des Johannes de Bremis (gest. 1390) belegt. Bis auf dieses Fragment gibt es keinen Beleg dafür, dass Johannes von Meigen Theologie studiert hat, obwohl es die These gibt, dass er mit dem Magister artium und Bakkalar der Theologie Johannes, einem Hofkaplan Herzog Albrechts III., identisch sei, der 1391 auf die Pfarre Hartberg präsentiert wurde.

Ab den 1390er-Jahren finden sich im Universitätskontext keine weiteren Quellenbelege für Johannes. Als Todesjahr wird meist 1402 angegeben, er wird aber auch mit einem „Maister Hans“, der bei St. Stephan einen Jahrtag gestiftet hat und am 11. Dezember 1392 gestorben ist, in Verbindung gebracht.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 06.08.2021 - 16:22