Lambert Sluter von Geldern, Mag. art., Prof. theol.

14. Jhdt. – 12.1419

(Lambertus (Lampert) Schlueter (Sluter) de Gelria)

Funktionen

Rektor 1389/90
Rektor 1399/1400
Rektor 1404/05
Rektor 1419 (III)
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1396/97
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1397
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1397/98
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1403/04
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1404

Lambert Sluter, der meist nach seiner Herkunft als Lambert von Geldern (lateinisch Gelria) bezeichnet wird, gehörte zu den führenden Wiener Theologen seiner Zeit. Er studierte in Paris, wo er 1375 zum Magister artium promoviert wurde.

Im Sommersemester 1380 wurde er in Wien in die Rektoratsmatrikel eingetragen und widmete sich theologischen Studien. 1384 wird er als Bakkalar der Theologie genannt. Daneben war er spätestens seit seiner Aufnahme in das Collegium ducale 1385 als Lehrer an der Artistenfakultät tätig. 1396 erlangte er das Lizenziat der Theologie, ein Jahr später wurde er nach dem Tod Heinrich von Langensteins und Heinrich von Oytas Professor. Als Dekan des Sommersemesters 1397 verzeichnete Lambert am Beginn seiner Aktenführung die Ausrichtung des Totengedenkens für diese beiden bedeutenden Lehrer.

Insgesamt bekleidete Lambert viermal das Amt des theologischen Dekans sowie viermal jenes des Rektors. Kurz bevor er im Wintersemester 1389/90 erstmals zum Rektor gewählt wurde, war er Mitglied der Kommission, die am 1. April 1389 die neu konzipierten Fakultätsstatuten approbierte.

Daneben wurde er mehrfach mit (kirchen)politischen Aufgaben betraut. 1390 gehörte Lambert zu der Abordnung, die unter Leitung Gerhard Vischbecks dem neugewählten Papst Bonifaz IX. den Rotulus mit den Pfründenansprüche der Wiener Magister überreichte. 1408 reiste er – ebenfalls gemeinsam mit Vischbeck – im Gefolge Georg von Hohenlohes, des Bischofs von Passau, zum Reichstag in Frankfurt, wo unter anderem über Maßnahmen zur Beendigung des Schismas beraten wurde. In dieser Sache unternahm Lambert noch im selben Jahr mehrere Reisen, die der Vorbereitung eines Konzils in Pisa (1409) dienten.

Lambert, der seit 1393 Pfarrer von Leobersdorf war, wurde 1411 von Kaiser Sigismund, dessen Kaplan und kaiserlicher Rat er war, zum Propst von Ofen ernannt.

1412 verkündete er gemeinsam mit Petrus von Pulkau und Kaspar von Maiselstein als päpstlicher Gesandter einen Ablass des vom Pisaner Konzil gewählten Papstes Johannes‘ XXIII. Der Ablass sollte der Finanzierung eines Kreuzzugs gegen König Ladislaus von Neapel und den römischen Papst Gregor XII. dienen.

Auf dem Konzil von Konstanz, an dem er von 1414 bis 1417 teilnahm, wurde Lambert 1414 in die Kommission berufen, die erste Untersuchungen für eine mögliche Heiligsprechung des 1391 verstorbenen Bischofs Nikolaus von Linköping führen sollte (Nikolaus bzw. Nils Hermansson wurde 1497 selig gesprochen). Weiters leiteten Lambert und sein Wiener Kollege Nikolaus von Dinkelsbühl die Untersuchung gegen Hieronymus von Prag, einen Anhänger Jan Hus‘, der am 30. Mai 1416 wegen Ketzerei hingerichtet wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde Lambert im Wintersemester 1419/20 nochmals zum Rektor gewählt, er starb allerdings noch vor Jahresende. Zum Nachfolger wurde der Theologe Christian von Königgrätz gewählt, laut dem Eintrag in den Rektoratsakten erfolgte die Wahl am 22. November, während in der Matrikel der 22. Dezember als Wahltermin angegeben ist. Lambert von Geldern wurde im Stephansdom begraben, die Akten der Theologischen Fakultät erwähnen 1460 die Renovierung von bemalten Tafeln, die die Gräber verdienter Theologen im Dom zierten. Eine dieser Tafeln befand sich auf dem Grab Lamberts.

Von Lambert sind Manuskripte seiner Vorlesungen zu den zwölf „kleinen“ Propheten (außer Obadja) erhalten, die sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek befinden.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 06.08.2021 - 16:08