Leopold Arzt, o. Univ.-Prof. Dr. med.

16.3.1883 – 20.5.1955
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrenzeichen Ehrenz. 1953/54 Medizinische Fakultät

Die Ehrung wird 2022/23 aufgrund von Leopold Arzts Involvierung in den Austrofaschismus als „diskussionswürdig“ eingestuft. Leopold Arzt war von 1933 bis 1936 Senator der medizinischen Fakultät und fungierte 1936/37 als Rektor und 1937/38 als Prorektor. Als katholischer Gelehrter – das unterstreichen die Funktionen zwischen 1933 und 1938 – stand er den Machthabern des Austrofaschismus nahe und war eng mit den beiden Bundeskanzlern des autoritären Ständestaates, Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg, befreundet. Von 1934 bis 1938 gehörte er als Vertreter der Hochschulen dem Bundeskulturrat sowie dem Bundestag an. Zudem war er Mitglied im obersten Sanitätsrat, Redakteur der „Wiener Klinischen Wochenschrift“ wie er auch der „St. Lukas Gilde katholischer Ärzte“ angehörte. 1937 erhielt er den päpstlichen Gregoriusorden verliehen. 
Aufgrund seiner exponierten Stellung im klerikal-faschistischen Ständestaat wurde Arzt nach dem „Anschluss“ verfolgt.

Funktionen

Dekan*in Medizinische Fakultät 1927/28
Dekan*in Medizinische Fakultät 1928/29
Dekan*in Medizinische Fakultät 1929/30
Senator Medizinische Fakultät 1933/34
Senator Medizinische Fakultät 1934/35
Senator Medizinische Fakultät 1935/36
Rektor Medizinische Fakultät 1936/37
Dekan*in Medizinische Fakultät 1945/46–1946/47
Dekan*in Medizinische Fakultät 1946/47
Senator Medizinische Fakultät 1947/48
Senator Medizinische Fakultät 1948/49
Senator Medizinische Fakultät 1949/50
Senator Medizinische Fakultät 1950/51
Senator Medizinische Fakultät 1951/52
Senator Medizinische Fakultät 1952/53
Senator Medizinische Fakultät 1953/54

Arzt besuchte nach der Volksschule das Gymnasium Kalksburg, maturierte 1920 und begann anschließend sein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität Wien, wo er am 18. Mai 1908 promovierte. Während seines Studiums war er der katholischen Studentenverbindung "Norica" beigetreten. Nach einem Studienaufenthalt am Institut Pasteur in Paris arbeitete er als Assistent an der Prosektur der Wiener Allgemeinen Poliklinik und danach unter Heinrich Albert am Institut für pathologische Histologie und Bakteriologie der Universität Wien. In weiterer Folge trat er als Operationszögling in die chirurgische Universitäts-Klinik unter Julius von Hochenegg ein. Seinen Assistentenposten hatte er bis 1915 inne, zumal er sich in diesem Jahr an der Universität Wien für Haut- und Geschlechtskrankheiten habilitierte. Unterdessen nahm er ab Juli 1914 als Chefarzt des 3. Bataillons in Galizien am Ersten Weltkrieg teil und wurde nach dem Auftreten von Seuchen zum Kommandanten des Epidemiespitals Nr. 1 ernannt, wobei Arzt auch im bakteriologischen Laboratorium tätig war. 1915 beorderte ihn das Armeeoberkommando als Chefarzt (Sanitätskommission 3) mit Feldlaboratorium nach Bulgarien, woraufhin er auch in anderen Laboratorien (etwa unter Nisch) tätig war und u. a. zur Feststellung des Flecktyphus nach Wien beordert wurde.

Ein Jahr nach Kriegsende, im Studienjahr 1919/20, supplierte Arzt an der Hautklinik der Universität Innsbruck und erhielt am 10. Juli 1920 den Titel eines ao. Prof. verliehen. Im Juli 1923 erfolgte die Ernennung zum unbesoldeten ao. Prof. Drei Jahre später, 1926, trat er als Vorstand der Hautklinik und ordentlicher Professor seinen Dienst in Innsbruck an, kehrte allerdings nach wenigen Monaten wieder nach Wien zurück, um als Nachfolger von Gustav Riehl die dermatologische Klinik zu übernehmen. Arzt wurde von 1927 bis 1930 dreimal in Folge zum Dekan gewählt, war von 1933 bis 1936 Senator der medizinischen Fakultät und fungierte 1936/37 als Rektor und 1937/38 als Prorektor. Als katholischer Gelehrter – das unterstreichen die angeführten Funktionen zwischen 1933 und 1938 – stand er den Machthabern des Austrofaschismus nahe und war eng mit den beiden Bundeskanzlern des autoritären Ständestaates, Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg, befreundet. Diese Umstände brachten es auch mit sich, dass er von 1934 bis 1938 als Vertreter der Hochschulen dem Bundeskulturrat sowie dem Bundestag angehörte. Zudem war er Mitglied im obersten Sanitätsrat, Redakteur der "Wiener Klinischen Wochenschrift" wie er auch der "St. Lukas Gilde katholischer Ärzte" angehörte. 1937 erhielt er den päpstlichen Gregoriusorden verliehen.

Aufgrund seiner exponierten Stellung im klerikal-faschistischen Ständestaat wurde Arzt nach dem "Anschluss" – von den aus "politischen" Gründen entlassenen Lehrenden – mit am schwersten verfolgt. Vier Tage nach seinem Ansuchen um Enthebung als Prorektor am 15. März ersuchte er "auf Aufforderung des NS-Lehrerbundes und der NS-Studentenschaft um seine Beurlaubung". An seine Stelle trat August Matras, der nun – als ein Schüler von Leopold Arzt – seinen Lehrer ersetzte. Die Gestapo verhaftete Arzt indes am 25. März in seiner Wohnung im 9. Wiener Gemeindebezirk und hielt ihn bis 5. Mai in der Elisabethpromenade in Haft. Danach wurde er mit Dekret vom 28. Mai 1938 in den Ruhestand versetzt und am 12. September auf Basis des § 4 der Berufsbeamtenverordnung, d. h. aus politischen Gründen, entlassen. Im März 1940 und nach Abschluss des "Überprüfungsverfahrens" durch den Reichskommissar Joseph Bürckel wurde die Entlassung in eine "Versetzung in den Ruhestand unter Zuerkennung der Hälfte des Ruhegenusses" abgeändert. Arzt erhielt damit den Ruhegenuss rückwirkend mit 1. Oktober 1938 ausbezahlt, während er in den Jahren 1938 bis 1945 im Privatdienst als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten fungierte. Aus sämtlichen wissenschaftlichen Gesellschaften war er in diesem Zeitraum ausgeschlossen.

Mit dem Ende der NS-Herrschaft kehrte Arzt wieder in seine alten Stellungen zurück und agierte als einer der führenden Akteure der Universität Wien. Ingrid Arias bezeichnet ihn als "de[n] maßgebliche[n] Mann an der medizinischen Fakultät, der die Hochschulpolitik in eine katholisch-konservative Richtung lenkte". Neben seiner Position als Ordinarius und Vorstand der Klinik für Dermatologie und Syphilidologie war er 1945–1946/47 Dekan der Medizinischen Fakultät und ab 1947 (bis 1954) Senator der Medizinischen Fakultät im Senat der Universität Wien und fungierte – wie vor dem "Anschluss" – als Mitglied des Obersten Sanitätsrates. Außerdem war Arzt 1945 maßgeblich an der Rekonstituierung der "Gesellschaft der Ärzte" beteiligt, deren Organ, die "Wiener klinische Wochenschrift", ab Februar 1946 wieder erscheinen konnte. Arzt gründete außerdem die Zeitschrift "Klinische Medizin", die erstmals im Jänner 1946 erschien und 1967 eingestellt wurde. Gemeinsam mit Helmut Denk und Erwin Domanig gründete er im September 1947 die "Österreichische Ärztetagung" (ab 1948: Tagung der "Van-Swieten-Gesellschaft"). Die Universität Wien zeichnete ihn am 23. Juni 1954 auch mit dem Ehrenzeichen der Universität aus.

Arzt verstarb am 20. Mai 1955 – wenige Tage nach einem Schlaganfall – in Wien. Er verfasste etwa 300 Arbeiten und publizistische Artikel aus verschiedenen Bereichen der Medizin. Arzt beschäftigte sich vordergründig mit Pilzerkrankungen der Haut, der Serologie und der Therapie der Syphilis wie auch mit lymphatischen und leukämischen Erkrankungen der Haut und Strahlentherapie von Hauterkrankungen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen. "Die Hautkrankheiten und Geschlechtskrankheiten" (5 Bde., 1934/35), "Röntgen-Hauttherapie" (1925, engl. 1927) und der "Atlas der Haut- und Geschlechtskrankheiten" (gemeinsam mit Josef Tappeiner, 1953).

Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Wiener dermatologischen Gesellschaft, der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte der Deutschen pathologischen Gesellschaft wie vieler ausländischer dermatologischer Gesellschaften. Seit 1945 war er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1945) und überdies Ehrenmitglied der "Royal Society of Medicine, Section of Dermatology" in London, der Gesellschaft der Ärzte und der Österreichischen Dermatologischen Gesellschaft.

Archiv der Universität Wien, Medizinische Fakultät, Personalakt 16 (Leopold Arzt).
Archiv der Universität Wien, R 34.4: Ehrenbuch 1921-1959.
Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik, Bestand Unterricht, Personalakt Leopold Arzt.
Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik, Bundeskanzleramt, Bestand "Berufsbeamtenverordnung" (BBV).
Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv, Bestand Unterricht, Personalakt Leopold Arzt.

Andreas Huber

Zuletzt aktualisiert am 23.08.2023 - 14:57

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