Peter Deckinger, Mag. art.

14. Jhdt. – 16.8.1424
geb. in Wien, Österreich gest. in Rom

(Petrus Deckinger (Dekinger))

Funktionen

Rektor 1399
Dekan*in Artistenfakultät 1399/1400
Dekan*in Artistenfakultät 1402/03
Rektor 1404
Dekan*in Artistenfakultät 1404/05
Dekan*in Artistenfakultät 1406
Vizekanzler 1406–1423
Rektor 1410
Dekan*in Juridische Fakultät 1412/13
Rektor 1414
Dekan*in Juridische Fakultät 1418/19

Der aus einer Wiener Bürgersfamilie stammende Peter Deckinger wurde im Wintersemester 1387/88 an der Universität Wien immatrikuliert und vor 1393 zum Bakkalar der artes promoviert. Nach Fortsetzung seiner Studien in Prag, wo er 1394/95 das Magisterium erhielt, kehrte er nach Wien zurück und hielt zwischen 1396 und 1399 Vorlesungen an der Artistenfakultät. Daneben unterrichtete er vermutlich an der Schule bei St. Stephan, die er von etwa 1399 bis 1404 als Rektor leitete. Wohl seit circa 1404/05 studierte er Rechtswissenschaften: 1409 scheint er als Bakkalar, 1416 als Lizenziat des Kirchenrechts auf. 1420 wird er als Lehrer des geistlichen Rechts bezeichnet.

Neben der Lehrtätigkeit war Deckinger intensiv in die Administration der Universität eingebunden. Er wurde viermal – in den Sommersemestern 1399, 1404, 1410 und 1414 – zum Rektor der Rudolphina gewählt. Während Deckingers erster Rektoratsperiode erweiterte Papst Bonifaz IX.  den von seinem Vorgänger Urban VI. gewährten Dispens für Universitätsangehörige: Die ursprünglich auf fünf Jahre beschränkte Befreiung von der Residenzpflicht wurde nun auf unbestimmte Zeit gewährt. 1414 erließ Deckinger eine Disziplinarverordnung für die Studenten. Aufgrund der steigenden Studentenzahlen kam es immer wieder zu Konflikten mit der Stadtbevölkerung, die die Universität durch ein nächtliches Ausgangsverbot, strengere Beaufsichtigung durch die Bursenkonventoren oder das Verbot des Waffentragens einzudämmen versuchte. Die steigenden Hörerzahlen führten auch zu einem höheren Raumbedarf der Universität. Der Kommission, die 1412 über die räumliche Erweiterung der Universität beriet, gehörte auch Deckinger an (1417 erwarb die Universität das erste von drei Grundstücken, auf dem 1423 bis 1425 die sogenannte „Neue Schule“ oder Nova Structura erbaut werden sollte). In den Wintersemestern 1399/1400 und 1404/05 sowie im Sommersemester 1406 bekleidete Deckinger das Amt des Dekans der Artistenfakultät. Während seines ersten Dekanats war er mit dem Auftreten einer Seuche, die das zeitweilige Aussetzen der Vorlesungen nach sich zog, konfrontiert. Nach Abschluss seiner Rechtsstudien fungierte er 1412/13 und 1418/19 als Dekan der Juridischen Fakultät.

Peter Deckinger wurde um 1400 Kanoniker bei St. Stephan, 1419 erfolgte seine Ernennung zum Dechanten. Seit 1409 war er zusätzlich Domherr von Passau, für ein Kanonikat in Brixen gibt es keine Belege. Bis 1404 war er Pfarrer von St. Veit in Klein-Engersdorf, danach Rektor der Nikolauskapelle im Seitzerhof. 1419 wurde er als Pfarrer von Grillenberg eingesetzt, außerdem war er Pfarrer von Hadres.

Deckinger galt als einer der bedeutendsten Gelehrten der Wiener Universität und wurde mehrfach mit entsprechenden Aufgaben betraut. 1408 war er Mitglied der universitären Kommission, die mit der Vorbereitung für ein Konzil in Pisa befasst war; gemeinsam mit Franz de Retz war er Delegierter der Universität in Pisa. Im Zuge der Konzilsvorbereitung kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen der Universität und dem Passauer Dompropst Wenzel Thiem: Dieser warf  der Universität Nachlässigkeit bei der Behandlung von Kirchenagenden und heimliche Sympathien für die Lehren des John Wycliff vor. Deckinger  gehörte zu der Kommission die dem Herzog über die Causa Bericht erstatteten. Weiters beriet er die Universität bei der Erstellung und Einreichung einer Klage gegen Thiem auf dem Konstanzer Konzil 1415/16. 1416 hielt er sich als Gesandter Herzog Albrechts V. in Konstanz auf, nachdem er bereits als Rektor des Sommersemesters 1414 wesentlich an der Zusammenstellung der Universitätsdelegation und der Abfassung der an sie ergangenen Instruktion beteiligt war.

1418 nahm Deckinger als Vertreter der Universität an der Salzburger Provinzialsynode teil und war vermutlich auch bei der im folgenden Jahr in Passau abgehaltenen Provinzialsynode anwesend. 1423 wurde er vom päpstlichen Legaten Branda di Castiglioni zum Kreuzzugsprediger in Österreich ernannt. Peter Deckinger starb am 16. August 1424 in Rom, wo er als Gesandter Herzog Albrechts in der Angelegenheit des Passauer Bistumsstreits Verhandlungen mit der Kurie führte.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 23.01.2024 - 01:00