Melitta Pohorille (geb. Kohn)

1.1.1893
born in Wolica, Poland

Honors

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Monument for Historians 2022 Faculty of Historical and Cultural Studies

Melitta Pohorille, geb. Kohn, geboren am 1. Jänner 1893 in Wolica, Galizien/Österreich-Ungarn [Wolica/Polen] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Julius Kohn (Kaufmann aus Lemberg|Lwów| Львів|Lwiw). Sie hatte 1914 am Gymnasium Radautz, Bukowina/Österreich-Ungarn [Rădăuţi/Rumänien] die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und 1915 in Wien den angehenden Rechtsanwalt Dr. Emanuel Pohorille (1890–1982) geheiratet, der im Juni 1914 an der Universität Lemberg zum Dr. iur. promoviert hatte. Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges kam im Mai 1918 ihr Sohn Eryk Jerzy (1918–1933) zur Welt. Ihr Mann eröffnete 1927 in Wien eine eigene Kanzlei in Wien 1., Postgasse 11, später in Wien 1., Fischhof 3, und sie wohnten in Wien 9., Rossauerlände 21/III/10.
Melitta Pohorille hatte 1932 an der Frauenakademie studiert und begann ab dem Wintersemester 1934/35 als außerordentliche Hörerin an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Geschichte zu studieren und war zuletzt im Sommersemester 1938 im 8. Studiensemester inskribiert.

Sie wurde im Nationalsozialismus aus „rassischen“ Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Ihr Ehemann erhielt als Rechtsanwalt im Mai 1938 ein Vertretungsverbot und wurde aus der Rechtsanwaltsliste gestrichen. Sie emigrierte mit ihm noch im Juni 1938 nach Palästina [Israel], wo sie in Jerusalem lebten und er als Rechtsanwalt arbeitete. Sie konnte unter den Bedingungen der Emigration ihr bisheriges Leben und ihre Studien nicht weiter fortführen, arbeitete in den 1940ern als Kunststickerin und unterrichtete Stickerei sowie Spitzenklöppeln; sie war ab 1952 zunehmend an schweren psychischen Problemen erkrankt und verbrachte mehrere Jahre in psychiatrischen Kliniken, ehe sie Ende der 1960er-Jahre starb, lange Jahre vor ihrem Mann, der am 5. Juni 1982 in Jerusalem verschied.

Ehrung

Seit 2009 wird an sie im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich ihr Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

 

Archiv der Universität Wien / Nationale PHIL 1935–1938; Österreichisches Staatsarchiv ÖStA / AdR / E-uReang / FLD 10182, FLD 21340, ÖStA / AdR / E-uReang / Hilfsfonds AHF / P Pohorille Emanuel, ÖStA / AdR / E-uReang / Hilfsfonds / Abgeltungsfonds 1245; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 07/2021.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 02/12/24

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