„Was kommt heran mit kühnem Gange?“
Ein großer Teil der Studentenschaft sowie einige Professoren und Doktoren der Wiener Universität waren wesentliche Akteure der Revolution von 1848. Ihre Ziele waren die Teilhabe bürgerlicher Schichten an der politischen Macht und die Verwirklichung sozialer und politischer Reformen im Sinne von Freiheit, Demokratie, religiöser Toleranz und nationaler Einheit. Der Dichter und Mediziner Ludwig August Frankl feierte die ersten Erfolge der Revolutionäre im März 1848 mit seinem Gedicht „Die Universität“ – gedruckt als „erstes zensurfreies Blatt“, verfasst in zeittypischem Pathos: „Was kommt heran mit kühnem Gange? (…) Die Universität.“
Was kommt heran mit kühnem Gange?
Die Waffe blinkt, die Fahne weht,
Es naht mit hellem Trommelklange
Die Universität.
Die Stunde ist des Lichts gekommen;
Was wir ersehnt, umsonst erfleht,
Im jungen Herzen ist's entglommen
Der Universität!
Das freie Wort, das sie gefangen,
Seit J o s e p h, arg verhöhnt, geschmäht,
Vorkämpfend sprengte seine Spangen
Die Universität.
Zugleich erwacht's mit Lerchenliedern,
Horcht, wie es dythirambisch geht!
Und wie die Herzen sich erwidern:
Hoch die Universität.
Und wendet ihr euch zu den bleichen
Gefallnen Freiheitsopfern, seht:
Bezahlt hat mit den ersten Leichen
Die Universität.
Doch wird dereinst die Nachwelt blättern:
Im Buche der Geschichte steht
Die lichte That, mit goldnen Lettern:
Die Universität.
Während des Wachestehens geschrieben von Ludw. Aug. Frankl.
Erstes censurfreies Blatt
Zuletzt aktualisiert am 04/15/24