Gustav Reingrabner, Univ.-Prof. Dr.

4.10.1936 – 14.2.2025
born in Wien, Austria died in Kittsee, Austria

Functions

Dean Faculty of Protestant Theology 1996/97–1997/98
Dean Faculty of Protestant Theology 1997/98–1998/99

Gustav Reingrabner entstammte einer in Zurndorf (Burgenland) beheimateten Familie. Er wurde am 4. Oktober 1936 in Wien als Sohn des Installateurs Gustav Reingrabner und Katharina, geb. Schneemayer geboren, und absolvierte das Bundesrealgymnasium in Hietzing (Matura mit Auszeichnung). Nach seinem Theologiestudium 1954 bis 1960 an der Universität Wien und dem Abschluss mit dem Examen pro candidatura wirkte er von 1960 bis 1963 als Vikar in Wien-Gumpendorf. Nach seiner Übersiedlung ins Burgenland wurde er 1963 zum Pfarrer von Großpetersdorf gewählt. Neben seiner pastoralen Tätigkeit als Ortspfarrer (bis 1975) und als Jugendpfarrer im Burgenland (1964–1973) war er als Lehrer in den Gymnasien in Oberschützen und Güssing sowie an der Handelsakademie in Oberwart tätig. Seit 1966 hatte er einen Lehrauftrag für Hymnologie und Liturgik an der Expositur Oberschützen der Musikakademie Graz, 1980 wurde er Lehrer für Kirchengeschichte an der Evangelischen Frauenschule für kirchlichen und sozialen Dienst in Wien, später an der Evangelischen Religionspädagogischen Akademie.

Neben seiner pastoralen Tätigkeit und dem Unterricht widmete sich Reingrabner reformationsgeschichtlichen Forschungen, v.a. zu Niederösterreich und dem Burgenland. 1973 wurde er mit einer Dissertation über den protestantischen Adel in Niederösterreich zum Dr. theol. promoviert. Zwischen 1981 und 2009 wirkte er an zahlreichen Ausstellungen zur Reformationsgeschichte im Höbarthmuseum in Horn, auf der Schallaburg, in der Nationalbibliothek in Wien sowie im von ihm aufgebauten Diözesanmuseum in Stoob mit.

1975 wurde Gustav Reingrabner zum Superintendenten des Burgenlandes gewählt und übte dieses Amt bis 1994 aus. Seit 1974 vertrat er seine Diözese in der Synode und Generalsynode, wo er sich zu einem der fachkundigsten Interpreten der Kirchenverfassung und der kirchlichen Gesetzgebung entwickelte. Er hielt sich mit Kritik nicht zurück, sondern goss sie seit 1965 in kirchenrechtliche Aufsätze, die er in der vom Bischof herausgegebenen Zeitschrift „Amt und Gemeinde“ veröffentlichte. Das führte ihn zur Mitgliedschaft im Rechts- und Verfassungsausschuss der Kirche, wodurch er auch Einfluss auf die Rechtsentwicklung nehmen konnte.

Von dort war es nur mehr ein kleiner Schritt, dass Reingrabner mit einer reichen Palette kirchenrechtlicher Aufsätze 1986 die Lehrbefugnis für Kirchenrecht erwarb. Nachdem er gemeinsam mit dem langjährigen Präsidenten der Generalsynode und Honorarprofessor Günter Sagburg und mit dem Institutsassistenten und Dozenten Karl Schwarz den vakanten Lehrstuhl suppliert hatte, war er von 1990 bis zu seiner Emeritierung 2005 Ordinarius für Kirchenrecht. Als Krönung seiner Lehrtätigkeit kann seine „kleine“ Rechtsgeschichte gelten: "Um Glaube und Freiheit. Eine kleine Rechtsgeschichte der Evangelischen in Österreich und ihrer Kirche"(2007). In Deutschland erschienen, machte sie Österreichs Geschichte auch jenseits der Grenzen bekannt und trug dazu bei, der häufigen Klage „Austriaca non leguntur“ den Boden zu entziehen.

Als Dekan im Zeitraum von 1996 bis 1999 vertrat Reingrabner die Fakultät im Akademischen Senat.

Neben seiner Beschäftigung mit dem Land unter der Enns war er als Superintendent des Burgenlandes mit dessen Geschichte ebenso vertraut und steuerte zu sämtlichen Gemeinden historische Beiträge bei, wenn er nicht überhaupt einzelne Gemeindegeschichten in Festschriften zu deren 200-Jahr-Jubiläen in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts oder monographische Behandlungen der Superintendenz herausgab, um die Kirchengeschichte dieses Landstrichs darzustellen. 1981 veröffentlichte er mit „Protestanten in Österreich“ ein Standardwerk zur Geschichte des Protestantismus.

Im Rahmen der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich wirkte er seit 1970 im Vorstand, seit 1986 als Vizepräsident und von 1996 bis 2004 als Präsident mit und steuerte seit 1963 fast vierzig Beiträge in deren Jahrbuch bei, die alle Epochen von der Reformation, Gegenreformation (Niederösterreich, Innerösterreich) über die Toleranzzeit, das lange 19. Jahrhundert bis zur kirchlichen Zeitgeschichte (Wien, Burgenland) behandelte. Dabei rückten rechtsgeschichtliche Themen immer wieder in den Vordergrund. Mit dem 1988/89 (gemeinsam mit Karl Schwarz) herausgegebenen Quellenband zur österreichischen evangelischen Kirchengeschichte 1918‒1945 wurde ein wichtiger Zugang zur zeitnahen Kirchengeschichte eröffnet.

Gustav Reingrabner erhielt 1987 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 2002 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. 1997 war ihm der Wissenschaftspreis des Landesniederösterreich verliehen worden. Er starb am 14. Februar 2025[ in Kittsee im Burgenland und wurde auf dem Friedhof in Zurndorf beigesetzt.

Siehe auch

> Evangelisches Museum Österreich (abgerufen am 31.10.2025)

Archiv der Universität Wien (UAW), THE PA 39 Personalakt Gustav Reingrabner.

UAW, THE 2.2 Matrikel der Evangelisch-Theologischen Fakultät.

UAW, THE S 1.118 Standesblatt Gustav Reingrabner

Karl W. Schwarz, Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 11/04/25

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