George Mandler, Univ.-Prof., MSc, PhD, Dr. h. c.
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Honorary Doctorate | Dr. phil. h.c. | 2009/10 | Faculty of Psychology |
George Mandler wurde am 1. Oktober 2009 das Ehrendoktorat der Universität Wien für seine wegweisenden Arbeiten im Bereich der Kognitionspsychologie verliehen. Zudem wurde betont, dass er seit den 1950er-Jahren mit Fachkolleg*innen an der Universität Wien in Verbindung stand. |
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- Cognitive Psychology
Georg Mandler wurde 1924 in Wien als Sohn eines Ledergroßhändlers in eine großbürgerliche jüdische Familie hineingeboren. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 schickte seine Familie ihn nach England, wo er die englische Sprache erlernte. Gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester und seinen Eltern konnte er 1940 in die USA emigrieren. Er erlangte die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und trat 1943 in die U.S. Army ein. Er wurde im militärischen Nachrichtendienst ausgebildet und diente anschließend als Vernehmungsoffizier in der 7th Army, die in Europa eingesetzt wurde. Aufgrund seiner deutschen Muttersprache wurde er bei Verhören gefangengenommener deutscher Soldaten eingesetzt.
Nach Kriegsende kehrte George Mandler nach New York zurück. Er absolvierte 1947/48 einen Studienaufenthalt an der Universität Basel/Schweiz. 1949 schloss er sein Bachelorstudium an der New York University ab. An der Yale University erlangte er den Master of Science und den PhD (1953).
1953 bis 1960 lehrte Mandler an der Harvard University, wo er seine spätere Ehefrau Jean kennenlernte, mit der er zwei Söhne bekam. 1960 bis 1965 war er an der University of Toronto in Kanada tätig, wo er 1962 zum Professor ernannt wurde.
1965 wurde George Mandler als Professor an das neugegründete Department of Psychology der University of California, San Diego, berufen. Hier baute er eine Abteilung für experimentelle Psychologie auf. 1967 übernahm er zusätzlich die Leitung des Center for Human Information Processing (CHIP) (bis 1990).
Mandler war einer der Pioniere der Kognitionspsychologie, die sich ab den 1950er-Jahren als neue Teildisziplin der Psychologie entwickelte. Entgegen dem damals vorherrschenden Behaviorismus, der sich auf beobachtbares Verhalten konzentriert, stellt die Kognitionspsychologie die verborgenen komplexen Prozesse des menschlichen Denkens in den Fokus. Die Entwicklung des Informationsverarbeitungsansatzes baute auf Informationsverarbeitungskonzepten aus der Informatik auf. Mandlers Publikationen zur Gedächtnispsychologie zählen zu den meist zitierten Arbeiten in diesem Bereich. Daneben zählten die Psychologie des Bewusstseins und der Emotionen, Erinnern und Wiedererkennen sowie die Sprache der Psychologie zu seinen Forschungsthemen. 1971 bis 1976 fungierte er als Herausgeber der Fachzeitschrift „Psychological Review“.
Nach seiner Emeritierung 1994 wurde George Mandler – ebenso wie seine Ehefrau Jean Mandler – Visiting Professor am University College London.
Für seine Verdienste wurde Mandler vielfach geehrt: Die University of California ernannte ihn zum Distinguished Professor. Er war u.a. Vorsitzender der Psychonomic Society, der Society of Experimental Psychologists und der Federation of Behavioral, Psychological, and Cognitive Sciences. Innerhalb der American Psychological Association (APA) leitete er die Abteilungen für experimentelle Psychologie und für allgemeine Psychologie. Er war Fellow der Society for Experimental Psychology, der American Academy of Arts and Sciences sowie der Guggenheim Foundation. Für sein Buch „Mind and Body: Psychology of Emotion and Stress” verlieh ihm die APA 1986 den William James Book Award.
Kolleg*innen und ehemalige Studierende von Mandler veröffentlichten 1991 die Festschrift „Memories, Thoughts, and Emotions“ zu seinen Ehren. 2001 publizierte er seine Autobiografie unter dem Titel „Interesting Times: An Encounter With the 20th Century. 1924-“.
2004 benannte die UC San Diego das Gebäude, in dem einst sein Büro untergebracht war, in „Mandler Hall“. Die Universität Wien verlieh Mandler am 1. Oktober 2009 im Großen Festsaal des Universitätshauptgebäudes das Ehrendoktorat.
Mandler verstarb am 6. Mai 2016 im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Hampstead, London.
Werke (Auswahl)
gem. mit W. Kessen: The Language of Psychology, 1959.
gem. mit Jean M. Mandler: Thinking: From Association to Gestalt, 1964.
Mind and Emotion, 1975.
Mind and Body: Psychology of Emotion and Stress, 1984.
Cognitive Psychology: An Essay in Cognitive Science, 1985.
Human Nature Explored, 1997.
Interesting Times: An Encounter with the 20th Century. 1924-, 2001.
Consciousness Recovered: Psychological Functions and Origins of Conscious Thought, 2002.
A History of Modern Experimental Psychology: From James and Wundt to Cognitive Science, 2007.
> Medienportal der Universität Wien (abgerufen am 06.06.2025)
> Nachruf des Department of Psychology, University of California, San Diego (abgerufen am 06.06.2025)
> Wikipedia (abgerufen am 06.06.2025)
Zuletzt aktualisiert am 06/12/25