Georg Aunpekh von Peuerbach, Mag. art.

30.5.1423 – 8.4.1461
born in Peuerbach, Austria died in Wien, Austria

(Georg Aunpeckh (Aunpeck) von Peuerbach)

Honors

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Commemorative Plaque of Faculty 1894/1925 Faculty of Philosophy
Gate of Remembrance Peuerbach Tor 1998

Der berühmte Astronom und Mathematiker Georg Aunpekh wuchs in einer kinderreichen Familie im oberösterreichischen Hausruckviertel auf. In traditioneller Weise benannte man ihn nach seinem Geburts- und Herkunftsort, der heutigen Stadtgemeinde Peuerbach (Bezirk Grieskirchen). Dem aufstrebenden Ort war schon im Jahre 1280 das Marktrecht verliehen worden. Für die Bildung der Peuerbacher Jugend spielte der Pfarrer Henricus Baruther (gest. 12. Mai 1454) eine wichtige Rolle. Er hatte das Magisterium artium in Paris erworben und lehrte als Doktor des Kirchenrechtes an der Theologischen Fakultät der Universität Wien. Viele Pfarrkinder soll er angespornt haben, zum Studium nach Wien zu gehen, deren Universität zu dieser Zeit die meistbesuchte Hochschule im Reich war. Georg besuchte aber zunächst das Chorherrnstift Klosterneuburg, wo er umfassend mathematisch ausgebildet wurde und vielleicht auch mit dem Begründer der ersten Wiener mathematisch-astronomischen Schule, Johannes von Gmunden, in Kontakt treten konnte. Im Sommersemester 1446 wurde Georg Aunpekh – relativ spät (im Alter von 23 Jahren) – an der Universität Wien immatrikuliert, wo er 1448 das Bakkalaureat und 1452 das Lizentiat an der Artistenfakultät erlangte.  

In den Jahren 1448 bis 1451 unternahm der junge Gelehrte eine ausgedehnte Reise nach Italien an die Zentren humanistischer Bildung, wo er mit bedeutenden Gelehrten zusammentraf. An der Universität Padua hat er wohl Bekanntschaft mit dem hochgebildeten Kardinal Nikolaus von Kues (Cusanus) gemacht. Hier hielt er 1449 selbst Vorlesungen. Danach dürfte er sich in Rom und in Florenz aufgehalten haben, wo er vermutlich mit dem berühmten Arzt, Mathematiker und Astronom Paolo dal Pozzo Toscanelli zusammentraf. In Ferrara mag er schließlich auch den italienischen Astronomen Giovanni Bianchini kennengelernt haben. Im März 1451 kehrte Aunpekh im Gefolge des Kardinals Nikolaus Cusanus nach Wien zurück und wechselte um 1453 auf den Kaiserhof in Wiener Neustadt, wo sich ein humanistischer Gelehrtenkreis um Enea Silvio Piccolomini (den späteren Papst Pius II.) scharte. Danach wurde er Hofastrologe des Königs Ladislaus Postumus, mit dem er eine Reise nach Ungarn unternahm, wo er den späteren Erzbischof von Gran/Esztergom, Jan Vitéz, kennen lernte. Der junge Aunpeckh war in gelehrten Kreisen rasch bekannt geworden und allseits geschätzt. Nach dem Tod des Königs Ladislaus (1457) trat er in den Dienst Kaiser Friedrichs III. (+1493), der besonders an der Astrologie interessiert war. Hier beschäftigte er sich zum Broterwerb unter anderem auch mit der Herstellung von Kalendern und Aderlasszetteln (cedulae minuciorum, d.s. Anleitungen zum Aderlass unter Berücksichtigung astrologischer Einflüsse).

Am 28. Februar 1453 wurde Peuerbach an der Universität Wien zum Magister artium promoviert und 1457 gemeinsam mit seinem Schüler und engen Freund Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus, als Magister actu regens zugelassen. Seine Vorlesungen galten den lateinischen Klassikern Vergil, Juvenal, Pseudo-Cicero und Horaz. Die quadrivialen (naturwissenschaftlichen) Fächer hat er an der Universität nie unterrichtet. Möglicherweise hatte er seine Planetentheorie 1454 an der Wiener Bürgerschule zu St. Stephan vorgetragen. Der Artistenfakultät widmete er 1456 auf deren Wunsch zumindest Gutachten zu seinen Beobachtungen über das Erscheinen des Halleyschen und eines weiteren Kometen. An der Wiener Universität sind im Rahmen des artistischen Fächerkanons neben Vorlesungen der Himmelslehre des Aristoteles (De caelo) auch solche über Planetentheorien, z. B. des Gerhard von Sabbioneta, seit dem Ende des 14. Jahrhunderts nachweisbar.

Der byzantinische Humanist, Theologe und Philosoph Kardinal Bessarion, Begründer der platonischen Akademie in Rom, stellte Peuerbach 1460 die Aufgabe, den Almagest, das Hauptwerk der antiken Astronomie des Claudius Ptolemäus, zu übersetzen und zu erläutern. Nach dem frühen Tod des Gelehrten (1461) übernahm sein Schüler und Freund Regiomontanus die Vollendung dieses Werkes (Epitoma in Almagestum), das erst nach dessen Tod in Venedig 1496 gedruckt wurde. Es zählte zu den wichtigsten Grundlagen der Astronomie. Die mit Georg von Peuerbach in Wien aufkeimende „Humanistische Naturwissenschaft“ hatte die sprachliche Reinigung (castigatio) antiker, vor allem naturwissenschaftlicher, Texte aus den Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie/Astrologie) zum Ziel, während bislang die studia humaniora sich auf die philologischen Fächer des Triviums (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) konzentrierten.

Das zukunftsweisende astronomische Hauptwerk Peuerbachs, Theoricae Novae Planetarum, eine kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen antiken Planetentheorien, hatte der Gelehrte schon 1454 abgeschlossen. Erst nach seinem Tod konnte es von Regiomontanus in Nürnberg 1473 im Druck herausgebracht werden. Es wurde ein Standardwerk der astronomischen Forschung und erlebte zahlreiche Auflagen. Daneben haben sich viele Handschriften seiner astronomischen und mathematischen Arbeiten erhalten. Die von ihm 1459 verfassten TABULAE ECLIPSIUM, die „Finsternistafeln“, sind Vorausberechnungen von Sonnen- und Mondfinsternissen mit nur geringen Abweichungen, sie wurden 1514 gedruckt.

Peuerbach zeigte auch großes handwerkliches Talent. Er stellte astronomische Beobachtungsinstrumente wie Klapp- und Wandsonnenuhren sowie Astrolabien her. Kaiser Friedrich III. fand daran besonderen Gefallen. Für ihn schuf Peuerbach u. a. ein prächtiges Astrolabium und eine Klappsonnenuhr aus Messing, wobei er die Tatsache entdeckte, dass geografischer und magnetischer Nordpol voneinander abweichen. Diese Missweisung zeichnete er in seinen Klappsonnenuhren ein, was ihre Präzision verbesserte. Aunpekh erkannte auch die Möglichkeiten der Sinus-Rechnung bzw. die Anwendbarkeit der Winkelfunktions-Rechnung in der Vermessungskunde und in der Astronomie im Hinblick auf die Berechnung der Sonnenhöhen für alle geographischen Breiten und Stunden. Schließlich ist noch seine poetische Begabung zu erwähnen.

Der „Ersten Wiener mathematisch-astronomische Schule“, zu welcher die in Wien tätigen Gelehrten Johannes von Gmunden, Georg von Peuerbach und Johannes Regiomontanus in der Literatur gezählt werden, hat der spätere humanistische Naturwissenschaftler Georg Tannstetter in seinem Werk Viri mathematici erst 1514 ein beachtliches Denkmal gesetzt. Nach dem frühen Tod wurde Peuerbach 1461 in der Grablege der Universitätsprofessoren im Dom von St. Stephan im Apostelchor bestattet. An dieser Stelle wurde ein hölzernes Epitaph angebracht, welches heute verloren ist. Am 12. März 1999 wurde in diesem Bereich eine Gedenktafel enthüllt, die einen auf Peuerbach zurückgehenden Grabvers enthält. Die abgebildete Formel verweist auf die von ihm entdeckte Anwendung der Sinus-Rechnung für die Vermessungskunde und Astronomie.

Die Universität Wien ehrte Georg Aunpekh von Peuerbach 1893 durch die Nennung auf der Ehrentafel der Philosophischen Fakultät sowie 1998 durch die Benennung eines der „Tore der Erinnerung“ am Campus der Universität Wien (Peuerbach-Tor, Durchgang von Hof 6 zu Hof 7).

Kurt Mühlberger

Zuletzt aktualisiert am 01/19/24

Druckversion

Related content