Paul von Geldern, Mag. art., Dr. theol.

25.1.1353
geb. in Geldern

(Paulus Fabri de Geldria)

geb. um 1353, gest. zwischen 1404 und 1407

Funktionen

Dekan*in Artistenfakultät 1388
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1396

Paulus Fabri von Geldern – der „Familienname“ verweist darauf, dass sein Vater Handwerker war – studierte an der Universität Paris, wo er 1375 zum Bakkalar und 1376 zum Magister artium promoviert wurde. In einer von ihm selbst verfassten Sammelhandschrift findet sich in seinem Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus auf Blatt 279r die Bemerkung, dass er am Tag der Bekehrung des Apostels Paulus (25. Jänner) geboren und getauft wurde. Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt, wird aber auf etwa 1353 geschätzt.

Während seiner Studienzeit in Paris gehörte Paul möglicherweise zu den pauperes: Die Akten der Englisch-Deutschen Nation vermerken 1376 zwei Vorfälle, aus denen hervorgeht, dass der neue Magister seinen Anteil an gemeinsamen Ausgaben nicht entrichten konnte bzw. sich weigerte, diesen nachträglich zu bezahlen. Trotz dieses Konfliktes, über dessen Ausgang nichts in den Akten zu finden ist, wurde er im September 1377 zum Prokurator der Englischen Nation gewählt. Sonst ist über seine Zeit in Paris nicht allzu viel bekannt: Unter seinem Vorsitz fanden 1378 und 1380 zwei Disputationen für Graduierungen statt. Im März 1378 reiste er nach Köln, nachdem er zuvor die Universität um ein Empfehlungsschreiben ersucht hatte. Ob er schon damals einen Universitätswechsel ins Auge gefasst hatte, ist nicht bekannt.

Tatsächlich verließ Paul von Geldern Paris 1383 als Folge des Schismas, nachdem sich die Universität Paris für das Papsttum in Avignon ausgesprochen hatte, und folgte Heinrich von Oyta zunächst nach Prag und noch im selben Jahr nach Wien.

Im November 1383 wurde er hier als Mag. Paulus de Gelria eingetragen. Als eine seiner ersten aktenkundigen Taten in Wien kann die Ausfertigung des Albertinischen Stiftbriefes von 1384 angesehen werden. Der Schreiber der Urkunde, die nicht in der herzoglichen Kanzlei, sondern als Empfängerausfertigung von der Universität angefertigt wurde, wurde von Christian Lackner aufgrund von Schriftvergleichen als Paul von Geldern identifiziert.

In den Akten der Artistenfakultät scheint Paul erstmals 1385 in der Liste der Magister auf, im Sommersemester 1388 wurde er zum Dekan der Fakultät gewählt. Als Lehrer war er nicht tätig, fungierte aber mehrfach als Examinator bei Bakkalarsprüfungen. 1390 wurde er als Leiter der jährlichen Disputation de quodlibet bestimmt. Paul versuchte sich, von dieser lästigen Verpflichtung unter Verweis auf ähnliche Tätigkeiten an der Theologischen Fakultät entbinden zu lassen. Die ihm von der Fakultät statutengemäß auferlegte Strafzahlung akzeptierte er nicht, sondern beschwerte sich heftig über seine Behandlung. Dies ist eines der raren Beispiele, anhand derer Charaktereigenschaften von Personen der damaligen Zeit fassbar werden: Paul von Geldern war offenbar ein Mann, der sich nur ungern von seinem Geld trennte und dafür auch Konflikte mit seiner jeweiligen Universität in Kauf nahm. Während er bei dem ersten aktenkundigen Vorfall in Paris 1376 vielleicht noch mit einer gewissen Berechtigung auf seine prekäre Geldsituation verweisen konnte, ist dies für Wien nicht wahrscheinlich. Schließlich war Paul seit 1385 Kollegiat des Herzogskollegs und verfügte damit über ein gesichertes Einkommen.

Neben seiner Tätigkeit an der Artistenfakultät studierte Paul von Geldern Theologie. 1390 war er gemeinsam mit Johann von Bremis und Hermann von Treysa an der Vorbereitung der rotuli (Ansuchen an den Papst) der Universität Wien befasst. Im Zuge seines Studiums hielt er 1390/91 als cursor biblicus Vorlesungen über die Bibel sowie 1391/92 als sententiarius über das Werk des Petrus Lombardus. Im Sommersemester 1396 und im darauffolgenden Wintersemester 1396/97 war er Dekan der Theologischen Fakultät.

Kurz darauf verließ er Wien und ging an die Universität Köln. Kontakte zu Köln bestanden offenbar schon länger, ein kurzer Aufenthalt 1378 wurde bereits oben genannt. 1388 wurde er als Kanoniker von St. Severin in Köln bezeichnet. 1391 scheint er in der Kölner Matrikel auf, dabei dürfte es sich aber nur um einen kurzen Aufenthalt und nicht um den Beginn seiner Lehrtätigkeit gehandelt haben. Im Wintersemester 1397/98 war er Rektor der Universität und vermutlich 1399 Dekan der Theologischen Fakultät. Seine letzte Nennung in Kölner Quellen erfolgte 1403 als Lehrer der Theologie. Paul von Geldern starb vermutlich zwischen 1404 und 1407.

Paul von Geldern hinterließ rund 20 eigenhändige Abschriften v.a. theologischer Werke, die sich heute als Teil der Bibliotheca Amploniana in der Universitätsbibliothek Erfurt befinden. Zu seiner Mitwirkung an akademischen Disputationen findet sich u.a. ein Hinweis in der vom Basler Dominikaner Heinrich von Rheinfelden (gest. um 1433) angefertigten Sammlung von Mitschriften seiner Wiener Studienzeit: Darin wird Paul von Geldern als Teilnehmer an einer Disputation über die Eucharistie genannt.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 15.03.2024 - 20:58