Albin Lesky, o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c.

7.7.1896 – 28.2.1981
geb. in Graz, Österreich gest. in Innsbruck, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrensenator*in sen.h.c. 1966 Philosophische Fakultät
Tor der Erinnerung Lesky-Tor 1998/99 (bis 2023/24) Geisteswissenschaftliche Fakultät

Albin Lesky wurde 1998 durch die Benennung eines der „Tore der Erinnerung“ am Campus der Universität Wien nach ihm und seiner Frau Erna Lesky geehrt (Lesky-Tor, Durchgang von Hof 3 zu Hof 13, bei „Narrenturm“). Der Senat der Universität Wien beschloss im November 2023, die Ehrung im Zuge der Neugestaltung der „Tore der Erinnerung“ aufgrund der aktiven Involvierung des Ehepaares Lesky in den Nationalsozialismus nicht weiter fortzuführen.

Albin Lesky was honored in 1998 by naming one of the "Gates of Remembrance" on the campus of the University of Vienna after him and his wife Erna Lesky (Lesky Gate, passageway from Court 3 to Court 13, near "Narrenturm"). In November 2023, the Senate of the University of Vienna decided to discontinue the honor as part of the redesign of the "Gates of Remembrance" due to the active involvement of the Lesky couple in National Socialism.

Die Ehrungen werden 2022/23 aufgrund von Albin Leskys Involvierung in den Nationalsozialismus als „problematisch“ eingestuft. Lesky engagierte sich schon in den 1920er-Jahren im deutschnational-völkischen Verein „Südmark“. Er war ab 15. Dezember 1938 Parteimitglied (wie auch seine Frau Erna Lesky). Er arbeitete an der „Aktion Ritterbusch“ mit (Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften in der NS-Kriegspropaganda, ausgerichtet auf Selektion, Deportation und Völkermord).

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1958/59
Rektor 1963/64

Albin Lesky besuchte das Akademische Gymnasium in seiner Geburtsstadt Graz und maturierte 1914 mit Auszeichnung. Er immatrikulierte an der Universität Graz, um sich dem Studium der Klassischen Philologie zu widmen, musste jedoch schon nach einem Semester zur Armee einrücken. Erst nach Kriegsende konnte er sein Studium fortsetzen und wurde bereits 1920, aufgrund von Sonderbestimmungen für Kriegsteilnehmer, zum Doktor der Philosophie promoviert. Lesky legte auch die Lehramtsprüfung ab, absolvierte danach das „Probejahr“ als Lehrer an seiner ehemaligen Schule.

Trotz Schuldienst, den er bis 1932 in Graz ausübte, setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit fort. So konnte sich Lesky 1924 mit der Arbeit „Alkestis. Der Mythos und das Drama“ an der Universität Graz habilitieren. 1930 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Zwei Jahre später wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Wien berufen, 1936 als Ordinarius an die Universität Innsbruck. In den Innsbrucker Jahren wurde Albin Lesky zu einem der führenden Vertreter der Klassischen Philologie in Österreich. Bevorzugte Gegenstände seiner Lehrveranstaltungen waren das griechische Drama, Homer, die Lyrik, Religion und Mythologie.

Involvierung in den Nationalsozialismus

Lesky hatte sich schon in den 1930er-Jahren im deutschnational-völkischen Verein „Südmark“ engagiert. Für das Studienjahr 1937/38 wurde Albin Lesky zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt; er resignierte jedoch vor dem regulären Ende seiner Amtszeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich. Im September 1938 bewarb er sich um die Mitgliedschaft in der NSDAP und war ab 15. Dezember 1938 Parteimitglied (wie auch seine Frau Erna Lesky) mit der Mitgliedsnummer 7.252.762. Er arbeitete an der „Aktion Ritterbusch“ mit (Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften in der NS-Kriegspropaganda, ausgerichtet auf Selektion, Deportation und Völkermord). Ende 1942 akzeptierte er die Bestellung zum Prorektor der Universität Innsbruck; dieses Amt übte er bis zum Kriegsende 1945 aus.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende 1945 stilisierte Lesky sich zum Opfer des Nationalsozialismus, da er als Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck 1938 zurücktreten hatte müssen – als Prorektor der Universität Innsbruck war er aber bis 1945 im Amt geblieben.

Die alliierte Besatzung verweigerte nach 1945 zunächst seine Entnazifizierung. Als Mitglied der NSDAP musste sich Albin Lesky einer Entnazifizierungskommission stellen, die 1946 positiv entschied, sodass er sein Lehramt rasch wieder fortsetzen konnte. Ab Oktober 1947 galt er als „minderbelastet“. Nach einem Wechsel von Innsbruck an die Universität Wien, wohin Lesky 1949 als Ordinarius für Klassische Philologie berufen wurde, konnte er seine NS-Vergangenheit endgültig ignorieren und gleichzeitig die Netzwerke der „Ehemaligen“ für seine weitere Karriere nutzen.

An der Universität Wien widmete er sich zunächst dem Aufbau des Instituts für Klassische Philologie, das unter seiner Leitung zu einem der am bestausgestatteten Institute seiner Art in Europa avancierte. Auch in Wien wurde er in akademische Ämter gewählt: Er war 1958/59 Dekan und 1963/64 Rektor. In seiner Funktion als Prorektor fungierte er als Hauptredner der 600-Jahrfeier der Universität Wien 1965.

An der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der er seit 1942 als korrepondierendes Mitlgied im Inland angehört hatte, wurde seine Mitgliedschaft 1945 zunächst ruhend gestellt, nach dem Amnestiegesatz 1948 jedoch sofort wieder reaktiviert. 1950 wurde er zum wirklichen Mitglied gewählt und nahm verschiedene Funktionen wahr: 1959-1963 fungierte er als Sekretär, 1963-1969 als Vizepräsident und 1969  ein Jahr lang als Präsident. Im Mittelpunkt von Leskys Forschung stand von Anfang an das Drama, besonders die Tragödie, und, damit eng zusammenhängend, der Mythos. 1938 erschien zum ersten Mal sein Buch „Die griechische Tragödie“ ; es hat bis 1968 vier Auflagen erlebt und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Neben zahlreichen Aufsätzen und weiteren Büchern gilt seine „Geschichte der griechischen Literatur“, zum ersten Mal 1957/58 erschienen, als sein Hauptwerk. Auch dieses wurde mehrmals neu aufgelegt und übersetzt.

Er wurde 1998 durch die Benennung eines der „Tore der Erinnerung“ am Campus der Universität Wien nach ihm und seiner Frau Erna Lesky geehrt (Lesky-Tor, Durchgang von Hof 3 zu Hof 13, bei „Narrenturm“). Diese problematische Widmung stand schon seit Jahren zur Diskussion und im Zuge der Neugestaltung der Tore der Erinnerung beschloss der Senat der Universität Wien im November 2023, diese Benennung nicht weiter fortzuführen.

Katharina Kniefacz, Thomas Maisel

Zuletzt aktualisiert am 17.04.2024 - 22:05

Druckversion