Georg Wetzel von Horb, Mag. art., Dr. theol.
(Varianten: Georgius Weczelonis bzw. Georius de Haraw, Horau, Horb, Horw bzw. Horow)
Funktionen
Dekan*in | Artistenfakultät | 1407/08 |
Dekan*in | Artistenfakultät | 1416/17 |
Rektor | 1419 | |
Vizekanzler | Katholisch-Theologische Fakultät | 1424 |
- Artistenfakultät
- Katholisch-Theologische Fakultät
Der aus der württembergischen Stadt Horb stammende Georg Wetzel wurde im Sommersemester 1389 als Georius Weczelonis de Horw unter die Angehörigen der Österreichischen Nation in die Matrikel der Universität Wien eingetragen, nachdem der ursprüngliche Eintrag bei der Rheinischen Nation gestrichen wurde. Der Grund für die Zuordnung zur falschen Nation war, dass das ursprünglich schwäbische Horb durch den Verkauf der Grafschaft Hohenberg an die Habsburger seit 1381 zu Vorderösterreich gehörte.
Der auch hier verwendete Familienname „Wetzel“ ist eine Schöpfung späterer Chronisten. Der Matrikeleintrag bezeichnet ihn als „Georg, Sohn des Wetzel“, in den Fakultätsakten wird er meist „Georg von Horb“ genannt. Georg Wetzel wurde 1391 Bakkalar, 1396 Magister der artes und hielt bis 1420 Vorlesungen an der Artistenfakultät. Ein Eintrag in den Fakultätsakten aus dem Jahr 1405 verrät, dass die Fakultät zu dieser Zeit bereits unter erheblichem Platzmangel litt: Wetzel erklärte sich bereit, seine Vorlesung anstatt im Collegium ducale im Kollegium St. Nikolaus in der Singerstraße zu halten. In den Wintersemestern 1407/08 und 1416/17 wurde er zum Dekan gewählt; mehrfach bekleidete er auch andere Fakultätsämter wie Prüfer (examinator), Berater des Dekans (consiliarius) oder Thesaurar. Im Jahr 1410 leitete er die jährliche Disputation de quodlibet. 1415 brachte er gemeinsam mit Johannes von Gmunden jene Geldsumme auf, die die Universität ihrem Gesandten auf dem Konzil von Konstanz, Peter von Pulkau, übersandte. Im Sommersemester 1419 wurde Georg von Horb zum Rektor der Universität gewählt.
Spätestens um 1405 begann Wetzel mit dem Studium der Theologie; 1411 hielt er als cursor Vorlesungen über die Bibel, 1412-1414 als sententiarius über Petrus Lombardus. 1415 wird er als Bakkalar der Theologie genannt, fünf Jahre später wurde er zum Doktor promoviert. 1422 beauftragte ihn die Fakultät mit der Predigt zum Weihnachtsfest.
1420 wurde Georg Wetzel als Domherr in Wien eingesetzt; im selben Jahr wird er auch als Pfarrer von Ried genannt. Seit 1424 war er (als Nachfolger Peter Deckingers) Domdechant.
Obwohl Wetzel nicht als armer Student (mit der entsprechenden Gebührenbefreiung) geführt wurde, dürfte er lange Zeit nur über knappe finanzielle Mittel verfügt haben: 1398 ersuchte er die Artistenfakultät um Zahlungsaufschub für noch zu entrichtende Gebühren, ebenso ließ er sich 1413 von der Zahlung für die von ihm im Rahmen des Bakkalarstudiums gehaltenen Vorlesungen dispensieren. Spätestens mit der Bestellung zum Domherrn müssen sich seine finanziellen Verhältnisse gebessert haben: Wetzel, der am 8. Juni 1427 starb, vermachte dem Herzogskolleg eine theologische Sammelhandschrift, die Werke Nikolaus von Dinkelsbühls, Heinrich von Langensteins und Augustinus‘ enthält. Diese Handschrift befindet sich heute in der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Cod. 4439). Eine weitere Handschrift der Nationalbibliothek, Cod. 4300, weist ebenfalls Bezügen zu Georg Wetzel auf: Sie befand sich im Besitz Peter von Pulkaus und wurde von diesem der Rosenburse vermacht. Sie enthält eine (möglicherweise von Peter selbst gehaltene) Ansprache für Wetzel sowie dessen Disputation über die Menschwerdung Jesu. Bei diesem in der Handschrift als Vesperialdisputation bezeichneten Akt handelt es sich möglicherweise um die Disputation anlässlich der Promotion Wetzels zum Lizenziaten oder Doktor der Theologie im Jahr 1420.
Zuletzt aktualisiert am 23.07.2021 - 10:17