Heinz Goerke, Univ.-Prof. Dr. med., Dr. med. h.c.
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Ehrenzeichen | Ehrenz. gold. | 1994/95 | Medizinische Fakultät |
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- Geschichte der Medizin
Heinz Goerke, Sohn von Albert Goerke und dessen Ehefrau Gertrud (geb. Keßlau), wuchs in Potsdam auf, wo er 1937 das Abitur ablegte. Anschließend leistete er den in NS-Deutschland vorgeschriebenen Reichsarbeitsdienst ab, um 1939 das Medizinstudium an der Friedrich‐Wilhelms‐Universität in Berlin aufzunehmen. Das Studium wurde in den Folgejahren mehrfach durch Fronteinsätze im Zweiten Weltkrieg als Sanitätsunteroffizier bzw. später als Truppenarzt eines „Sonderbataillons für Magenkranke“ unterbrochen. Noch während des Studiums heiratete er in Potsdam die Studentin der Zahnheilkunde Ilse Schumacher. 1943 wurde Goerke mit der Dissertation „Über die unspezifische Desensibilisierung von Augen‐Allergosen mit Histamin“ zum Doktor der Medizin promoviert. Gegen Kriegsende geriet er in britische Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Goerke im Krankenhaus und führte eine allgemeinmedizinische Praxis in Potsdam. 1950 erfolgte seine Zulassung als Facharzt für Innere Medizin. 1951 übersiedelte er mit seiner Ehefrau nach West-Berlin, wo er Leiter des Gesundheitsamtes Berlin‐Lichtenberg wurde und daneben am Institut für Geschichte der Medizin der Humboldt‐Universität wirkte. 1952 bis 1957 war Heinz Goerke als Röntgenarzt im Zentralkrankenhaus von Örebro bei Lund in Schweden tätig und etablierte sich als Facharzt für Röntgenologie und Strahlenheilkunde.
Nach West-Berlin zurückgekehrt, wurde Goerke Chefarzt der Röntgenabteilung des Beobachtungskrankenhauses der AOK. Mit der Schrift „Die deutsch‐schwedischen Beziehungen in der Medizin des 18. Jahrhunderts“ wurde er 1960 an der Freien Universität Berlin für das Fach Geschichte der Medizin habilitiert. 1962 wurde er zum ordentlichen Professor für Geschichte der Medizin sowie zum Leiter des neugegründeten Instituts für Geschichte der Medizin an der Freien Universität ernannt. In dieser Funktion war er 1966 Gastgeber des XX. Internationalen Kongresses für Geschichte der Medizin in Berlin. 1967 ernannte er Gerhard Baader – später Pionier der historischen Forschung über die Rolle der Medizin im Nationalsozialismus – zu seinem Assistenten. Im selben Jahr übernahm Goerke zudem die ärztliche Leitung des Klinikums Steglitz in Berlin.
1968 wurde Heinz Goerke zum ordentlichen Professor für Geschichte der Medizin an der Ludwigs-Maximilians-Universität München und Vorstand des Instituts für Geschichte der Medizin berufen, das er bis zu seiner Emeritierung 1986 leiten sollte. 1969 übersiedelte das Ehepaar dorthin. Von 1970 bis 1982 wirkte er zudem als Erster Ärztlicher Direktor des neuen Klinikums Großhadern.
Goerke veröffentlichte zahlreiche Schriften zur Geschichte der Medizin, darunter 17 Monografien, war Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Medizinhistorisches Journal“ sowie Fachredakteur der Schweizer Zeitschrift „Ars Medici“. Er war auch Initiator und erster Direktor des 1973 in Ingolstadt eröffneten Deutschen Medizinhistorischen Museums
Für seine Verdienste als Mediziner sowie Medizinhistoriker, als Hochschullehrer, Klinikorganisator sowie als Gesundheits- und Wissenschaftspolitiker wurde Heinz Goerke vielfach geehrt. So war er unter anderem Ehrenmitglied des Ärztlichen Vereins München, der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie, der Deutschen Röntgengesellschaft und der Svenska Linnésällskapet. Aufgrund seines intensiven Austausches mit Fachkolleg*innen in ganz Europa war das Münchner Institut auch international gut vernetzt. Er wurde 1967 zum Ehrendoktor der Universität Lund und 1982 zum Ehrendoktor der Universität Istanbul ernannt. 1971 bis 1986 fungierte er als Mitglied des Medizinausschusses des deutschen Wissenschaftsrates. Anlässlich seines 60. Geburtstages erschien 1977 die Festschrift „Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart“. 1986 wurde Goerke der Bayerische Verdienstorden und 1990 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen.
Die Universität Wien verlieh ihm am 22. Juni 1995 das goldene Ehrenzeichen.
Am 16. Juni 2014 verstarb Heinz Goerke im Alter von 96 Jahren in München.
Seit 2015 verleiht der Verein der Freunde und Förderer der Medizinischen Fakultät der LMU München die „Heinz-Goerke-Medaille“. 2019 wurde eine Straße in München-Großhadern nach ihm benannt.
Werke (Auswahl)
Über die unspezifische Desensibilisierung von Augen-Allergosen mit Histamin. Dissertation, 1943.
Die deutsch-schwedischen Beziehungen in der Medizin des achtzehnten Jahrhunderts, 1958 (zugleich Habilitationsschrift FU Berlin 1960).
Fünfundsiebzig Jahre Deutsche Röntgengesellschaft, 1980.
Arzt und Heilkunde: Vom Asklepiospriester zum Klinikarzt. 3000 Jahre Medizin, 1984.
Medizin und Technik: 3000 Jahre ärztliche Hilfsmittel für Diagnostik und Therapie, 1988.
Carl von Linné: 1707–1778. Arzt – Naturforscher – Systematiker. 2. Auflage 1989.
Am Puls der Medizin: Arzt im 20. Jahrhundert; eine Autobiographie, 1996.
Heilkunde im alten Potsdam, 2002.
> Nachruf der Erich-Frank-Gesellschaft, Medizinische Fakultät, Universität München (abgerufen am 05.06.2025)
> Wikipedia (abgerufen am 05.06.2025)
Zuletzt aktualisiert am 05.06.2025 - 13:18