Jakob Minor, Univ.-Prof. Dr.

Rektor Johannes Radon regte im Februar 1955 an, wieder Namen von berühmten Mitgliedern des Lehrkörpers in die Ehrentafeln der Fakultäten einzutragen. Die Professoren Dietrich Kralik, Hans Rupprich und Moritz Enzinger legten am 12. Juni 1955 den Antrag vor, die Namen der Germanisten Jakob Minor und Joseph Seemüller in die Ehrentafel der Philosophischen Fakultät aufzunehmen:

„Als Forscher war Minor zu seiner Zeit zweifellos einer der bedeutendsten Vertreter seines Faches. Er hat eine lange Reihe von wertvollen kritischen Ausgaben veröffentlicht, sie betreffen Schriften und Dichtungen von Autoren aus dem 13. bis 19. Jahrhundert. Grundlegend waren seine zahlreichen bedeutenden deutschen Schriftstellern und Dichtern gewidmeten sehr gehaltvollen Monographien unter denen besonders das grosse zweibändige Werk über Friedrich Schiller sich befindet. […] Mehrere seiner Schriften sind auch gerade der österreichischen Literatur gewidmet. Ein wahrhaft monumentales Opus ist seine Neuhochdeutsche Metrik, die zwei Auflagen erlebte. Als Lehrer hat Minor einen sehr starken und weitgehenden Einfluss ausgeübt und zahlreiche Schüler herangebildet, so dass er auch durch sie auf den Deutschunterricht an den Hoch- und Mittelschulen Österreichs sehr nachhaltig einzuwirken vermochte.“
_{(Antrag von Dietrich Kralik, Hans Rupprich und Moritz Enzinger, 12. Juni 1955, in: Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat GZ 6 ex 1954/55)}

Der Antrag wurde gemeinsam mit sieben weiteren Anträgen der Philosophischen Fakultät am 30. Juni 1955 vom Akademischen Senat der Universität angenommen. Die Eintragung, die mit der Erweiterung der Philosophischen Ehrentafel auf zwei Tafeln verbunden war, wurde im Frühjahr 1956 durchgeführt.