Leo Spitzer, o. Univ.-Prof. Dr. phil.

7.2.1887 – 16.9.1960
geb. in Wien, Österreich gest. in Forte dei Marmi, Italien

Siegfried Leo Spitzer studierte in Wien (u.a. bei Wilhelm Meyer-Lübke), Paris/Frankreich, Leipzig/Deutschland sowie Rom und Neapel/Italien und erwarb am 20. Mai 1910 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. phil. in Romanistik (Dissertation: 'Die Wortbildung als stilistisches Mittel, exemplifiziert an Rabelais, nebst einem Anhang über die Wortbildung bei Balzac in seinen Contes Drolatiques'). 1913 wurde er an der Universität Wien für romanische Sprachen und Literatur habilitiert und arbeitete hier als Privatdozent. 1915/16 leistete er im Ersten Weltkrieg Dienst bei der österreichisch-ungarischen Armee, währenddessen er in der österreichischen Zensurbehörde für die Briefe italienischer Kriegsgefangener zuständig war.
Leo Spitzer wechselte 1918 als Privatdozent an die Universität Bonn, wo er zunächst 1920 einen Lehrauftrag für Literatur und Sprache der Iberischen Halbinsel erhielt und 1922 ao. Professor wurde.
1925 wurde Spitzer ordentlicher Professor an der Universität Marburg und Direktor des romanischen Seminars, 1930 Professor für Romanistik an der Universität Köln, wo er 1932 auch an der Gründung des Portugiesisch-Brasilianischen Instituts beteiligt war.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurde er zwangspensioniert und emigrierte noch 1933 nach Istanbul/Türkei, wo er ordentlicher Professor für "europäische Philologie" wurde.
1936 wurde Spitzer professor of Romance and Comparative Philology an der Johns Hopkins University in Baltimore/USA.
Am 6. Juni 1939 wurde ihm der Grad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt. Erst 69 Jahre nach der Aberkennung und sehr lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad 2008 (posthum) wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.

1955 erhielt er den Antonio-Feltrinelli-Preis der Accademia Nazionale dei Lincei. 1956 wurde er emeritiert.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 16.02.2024 - 22:57