Leonhard Schauer, Mag. art., Dr. decr.

14. Jhdt. – 29.3.1411

(Leonardus Schauer bzw. Schawer)

Funktionen

Rektor 1394
Dekan*in Juridische Fakultät 1407

Über die Tätigkeit des Juristen Leonhard Schauer an der Universität Wien – er bekleidete im Sommersemester 1394 das Amt des Rektors – ist nur wenig bekannt. Er stammte möglicherweise aus der Diözese Passau und gehörte zu den ältesten Magistern der Wiener Artistenfakultät: Am Beginn des ersten Matrikelbandes ist er unter den vor 1377 Promovierten aufgelistet; ob er in Wien auch studiert hat, kann nicht belegt werden. 1379 wurde er in Bologna als Student der Rechtswissenschaften immatrikuliert; 1381 scheint er als Bakkalar des Kirchenrechts auf, 1387 erfolgte seine Promotion zum Lizenziaten. Im selben Jahr war er Prokurator der deutschen Nation, 1386/87 Vizerektor der nichtitalienischen Studenten, der Ultramontanen. Wann seine Doktorspromotion stattfand, ist nicht bekannt; als Rektor des Sommersemesters 1394 bezeichnet er sich bereits als doctor decretorum.

Da an mittelalterlichen Quellen zur Juridischen Fakultät nur die mit März 1402 einsetzende Matrikel erhalten ist, gibt es so gut wie keine Belege dafür, ob und in welchem Ausmaß Schauer in die Geschäfte der Fakultät eingebunden war. Das Amt des Dekans bekleidete er nie, in der Matrikel wird er nur bei zwei Promotionen in den Jahren 1405 und 1406 als Promotor genannt. Seine Tätigkeit als Lehrer ist durch die Apostrophierung als lerer geistleichen rechten in der Bewilligung der Testierfreiheit für Schauer vom 19. Juni 1396 und in seinem (zweiten) Testament vom 27. März 1411 belegt.

Daneben machte er Karriere in der Kirche und war auch in das Umfeld des Herzogshofes eingebunden. 1381 scheint er als Pfarrer von Albrechtsberg in Niederösterreich auf, ein Amt, das er bis mindestens 1393 bekleidete. 1389 wurde er Hofkaplan Albrechts III., 1391 Kanoniker der Domstifte von Regensburg und Passau. Seit spätestens 1395 war er Domherr in Brixen, das genaue Datum seiner Ernennung ist nicht bekannt. In diesem Jahr wird er auch als Pfarrer der gutdotierten landesfürstlichen Pfarre Laa an der Thaya genannt. Schauers am 5. Oktober 1395 verfasstes erstes Testament weist ebenfalls auf sein Naheverhältnis zum Hof hin. Darin setzte er Friedrich von Gars, den er als seinen Verwandten bezeichnet, als Testamentsvollstrecker ein, und bedachte die von den Habsburgern gestiftete Kartause Mauerbach mit mehreren Legaten. Von 1388 bis 1393 sowie von 1396 bis 1406 fungierte Schauer als Offizial des Bischofs von Passau in Wien. Da der Sitz des Offizials Maria am Gestade war, scheint er seit 1396 auch als Kaplan dieser Kirche auf.

1409 ließ Schauer die Heiligkreuzkapelle in der Kartause Mauerbach erbauen und mit mehreren Glasfenstern, von denen ihn eines als Stifter zeigte, ausstatten. Leonhard Schauer starb am 29. März 1411 und wurde in der Kapelle begraben. Nach der Aufhebung der Kartause 1782 wurde Schauers Grabstein zunächst in die Pfarrkirche von Laxenburg verbracht, später wurde er zur Ausgestaltung der Rittergruft des Schlosses verwendet. Heute befindet sich der Grabstein an einer Wand im äußeren Hof der Franzensburg.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 06.08.2021 - 11:10