Nikolaus Seyringer, Mag. art.
(Nicolaus Sauriger de Maczen)
Funktionen
Rektor | 1401 | |
Dekan*in | Artistenfakultät | 1401/02 |
- Katholische Theologie
- Artistenfakultät
- Katholisch-Theologische Fakultät
Der aus dem niederösterreichischen Matzen stammende Nikolaus Seyringer ist in erster Linie als Abt von Melk und wichtiger Protagonist der „Melker Reform“ bekannt. Auf dem Konzil von Konstanz war u.a. die Forderung nach Beseitigung von Missständen in den Klöstern und der Rückbesinnung auf die klösterlichen Regeln erhoben worden. Als Vorbild galt das italienische Kloster Subiaco, in dem bereits seit den 1360er Jahren diese Bestrebungen umgesetzt wurden. In Österreich trieb Herzog Albrecht V. die klösterliche Erneuerung voran, wobei wesentliche Anregungen dazu von der Universität Wien kamen: So legte Nikolaus von Dinkelsbühl in seiner 1415 verfassten Schrift „Reformationis methodus“ Voraussetzungen sowie Maßnahmen zur Durchführung der Reform dar. Als idealen Kandidaten für den Prior oder Abt eines derartigen Reformklosters nannte er seinen früheren Universitätskollegen Nikolaus von Matzen.
Nikolaus Seyringer wurde im Wintersemester 1389/90 immatrikuliert und um 1395 zum Magister artium promoviert. Anschließend widmete er sich theologischen Studien; 1402 wird er als cursor theologiae erwähnt, der über das fünfte Buch Moses‘ (Deuteronomium) vortrug. Im Sommersemester 1401 fungierte er als Rektor der Universität, im darauffolgenden Wintersemester 1401/02 als Dekan der Artistenfakultät.
Im Sommer 1403 verließ Seyringer Wien, um in Subiaco die Profess abzulegen. Unter seinen Reisegefährten waren Petrus Wiechs von Rosenheim, der Seyringer nach der Wahl zum Melker Abt als Prior zur Seite stand, und Nikolaus von Respitz, der 1418 zum Abt des Schottenstifts ernannt wurde – beide kannte Seyringer von der Universität. 1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörigen Klosters Sacro Speco. In den folgenden Jahren kam es infolge des Schismas zu innerklösterlichen Auseinandersetzungen: Ob Seyringer, der der römischen Obödienz folgte, 1412 tatsächlich zum Abt gewählt wurde und sich nicht gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist in der Forschung umstritten. Gesichert ist, dass er gemeinsam mit anderen Konventualen Subiaco um 1412/13 verließ und sich im Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ.
Zu dieser Zeit genoss Seyringer bereits den Ruf eines fähigen Reformators: 1415 ersuchte ihn der Erzbischof von Posen/Poznań um die Entsendung einiger Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe nach Konstanz, wo er wieder Kontakt zu Nikolaus von Dinkelsbühl aufnahm, der ihn – wie bereits erwähnt – als Reformator für Österreich vorschlug. Laut einer Melker Überlieferung gehörte Seyringer in Konstanz zu den Kandidaten für die Wahl eines neuen Papstes nach dem Rücktritt Gregors XII. und der Absetzung von Johannes XXIII. und Benedikt XIII.; gesicherte Belege dafür gibt es allerdings keine.
Im Juni 1418 ernannte Albrecht V. Seyringer sowie Abt Angelus von Rein und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Von Seiten der Universität nahmen Dinkelsbühl, Peter von Pulkau und Kaspar Maiselstein an der Visitation teil. Sie bezeugten auch die Wahl Seyringers zum neuen Abt von Melk nach der Resignation des bisherigen Abtes Johann III. Flämming.
Neben der Einführung der consuetudines von Subiaco wirkte Seyringer als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen durchzusetzen. 1423 wurde er gemeinsam mit Nikolaus von Respitz und Peter Deckinger zu Kreuzzugspredigern gegen die Hussiten ernannt. Im Passauer Bistumsstreit unterstützte Seyringer Albrecht V. und war 1425 einer der Kandidaten des Herzogs für das Bistum. Im selben Jahr wurde er über Vermittlung Kaiser Sigismunds vom Papst mit der Reform der böhmischen und ungarischen Klöster betraut. Diese Aufgabe konnte er jedoch nicht mehr wahrnehmen: Nikolaus Seyringer starb am 25. Dezember 1425 in Wien und wurde in der Melker Stiftskirche begraben.
Der Universität blieb Seyringer auch nach seiner Wahl zum Abt verbunden: 1423 untersuchte er gemeinsam mit Kaspar Maiselstein, Nikolaus von Dinkelsbühl und dem herzoglichen Kanzler Andreas Plank die Frage, wie der erhöhte Raumbedarf der Artistenfakultät gedeckt werden könnte. Als Ergebnis dieser Untersuchung wurde zwischen 1423 und 1425 die sogenannte „Neue Schul“ (Nova Structura) errichtet.
Zuletzt aktualisiert am 29.10.2021 - 14:33