Petrus von Treysa, Mag. art., Dr. theol.
(Petrus de Treysa)
Funktionen
Dekan*in | Artistenfakultät | 1394 |
Dekan*in | Katholisch-Theologische Fakultät | 1402/03 |
Dekan*in | Katholisch-Theologische Fakultät | 1403 |
Rektor | 1403/04 | |
Dekan*in | Katholisch-Theologische Fakultät | 1404/05 |
Dekan*in | Katholisch-Theologische Fakultät | 1405 |
- Rhetorik
- Katholische Theologie
- Artistenfakultät
- Katholisch-Theologische Fakultät
Über Petrus von Treysa, Neffe des Mediziners Hermann Lelle von Treysa, ist nur wenig bekannt. Petrus wurde im Wintersemester 1385/86 an der Universität immatrikuliert. Von 1390 bis 1397 hielt er als Magister Vorlesungen an der Artistenfakultät, v. a. über die Schriften des Aristoteles zur Logik. Daneben studierte er an der Theologischen Fakultät, wo er 1396 als cursor und im Folgejahr als sententiarius aufscheint. Spätestens 1401 war er Lizenziat, seit 1403 Doktor der Theologie.
Die Vermutung, dass Petrus von Treysa vor seinem Studium in Wien bereits in Prag studiert hatte, gilt mittlerweile als überholt. Der in einer theologischen Sammelhandschrift als Autor zweier um 1369 entstandenen quaestiones genannte Petrus von Treysa ist sicherlich nicht mit dem gleichnamigen Wiener Theologen identisch, da dieser erst Jahre später immatrikuliert bzw. promoviert wurde.
In Wien wurde Petrus von Treysa im Oktober 1403 zum Rektor gewählt. Zuvor hatte er bereits das Amt des Dekans bekleidet – im Sommersemester 1394 an der Artistenfakultät sowie im Studienjahr 1402/03 an der Theologischen Fakultät (während an den übrigen Fakultäten die Dekane semesterweise gewählt wurden, betrug die Amtszeit des theologischen Dekans bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts ein ganzes Jahr). Im Oktober 1404 wurde Petrus nochmals zum Dekan der Theologischen Fakultät gewählt.
Bereits ein Monat vor seiner zweiten Wahl zum Dekan wurde Petrus als Domherr in Wien installiert. Zu Weihnachten dieses Jahres hielt er als Vertreter der Theologischen Fakultät die Predigt zum Weihnachtsfest; der Text ist in einer theologischen Sammelhandschrift überliefert, die sich heute in der Universitätsbibliothek Graz befindet. Die Vermutung des Universitätshistorikers Joseph Aschbach, dass Petrus von Treysa die Weihnachtspredigt im Jahr 1407 gehalten habe, ist wohl unrichtig: Bei dem in der Fakultätssitzung vom 17. Mai 1407 für die Weihnachtspredigt nominierten Magister Petrus handelte es sich wahrscheinlich um Peter Engelhardi.
Um 1406 war Petrus vermutlich nicht in Wien, da er im Sommersemester dieses Jahres als Rektor der vor kurzem gegründeten Universität Würzburg genannt wird. Wie lange er sich dort aufhielt, ist nicht bekannt. 1409 wird er in Wien nochmals in den Akten der Theologischen Fakultät genannt. Sein Todesdatum ist nicht bekannt.
Petrus von Treysa hinterließ neben der bereits erwähnten Weihnachtspredigt eine Bearbeitung der Rhetorica des Nikolaus von Dybin. Dieser Kommentar ist eines der frühesten Zeugnisse für die Rezeption des vor 1387 verstorbenen Rektors der Dresdner Kreuzschule in Wien. Möglicherweise entstand die Bearbeitung in Zusammenhang mit seiner Vorlesungstätigkeit an der Artistenfakultät – in den Jahren 1393 und 1396 hielt Petrus Vorlesungen über die Topica des M. Tullius Cicero.
An theologischen Werken finden sich ein Trakat De fide Christi (erhalten in einer theologischen Sammelhandschrift in der Stadtbibliothek Mainz) sowie ein Sermon über das Schisma (in der Universitätsbibliothek Erlangen). Der Baseler Dominikaner Heinrich von Rheinfelden, der gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Wien studiert hat, hat in seinen Aufzeichnungen u. a. auch eine von Petrus de Treysa vorgetragene quaestio überliefert, die sich mit der Frage befasst, ob eine vom Körper losgelöste Seele Kenntnis vom Wesen der Dinge haben kann. Hierbei handelt es sich vermutlich um eine Disputation an der Theologischen Fakultät. In einer Glosse wird auf eine weitere quaestio Petrus‘ – De resurrectione Domini – verwiesen.
Zuletzt aktualisiert am 05.12.2023 - 23:15