Ulrich Strasswalcher von Passau, Mag. art., Bacc.theol.

14. Jhdt. – 13.5.1430
geb. in Passau, Deutschland gest. in Wien [?]

(Ulricus Strasbalicher de Patavia)

Funktionen

Dekan*in Artistenfakultät 1405
Dekan*in Artistenfakultät 1409
Dekan*in Artistenfakultät 1413
Rektor 1415

Über Ulrich Strasswalcher oder Strasbalicher, der auch nach seinem Herkunftsort als Ulrich von Passau bezeichnet wird, ist nicht allzu viel bekannt. Er wurde im Sommersemester 1388 in die Hauptmatrikel der Universität Wien eingetragen und im folgenden Jahr zur Prüfung für das Bakkalaraureat der artes zugelassen. Nachdem er 1398 zum Magister promoviert wurde, hielt er bis 1413 regelmäßig Vorlesungen an der Artistenfakultät. In den Sommersemestern 1405, 1409 und 1413 wurde er zum Dekan gewählt; daneben war er mehrfach Prüfer (examinator), Berater des Dekans (consiliarius) und Thesaraurar (receptor) der Fakultät. 1414 leitete er die jährliche Disputation de quodlibet.

Weiters wurde er von der Fakultät in verschiedene Kommissionen berufen: 1409 war er gemeinsam mit Peter Czech von Pulkau mit den Vorbereitungen für das Konzil von Pisa betraut. 1412 gehörte er neben Czech, Peter Deckinger und Dietrich von Hammelburg der Delegation an, die mit der Theologischen Fakultät – wenn auch ohne Resultate – über die Verbesserung der Raumsituation verhandelte. 1414 erarbeitete er mit Dietrich von Hammelburg Themen, die auf dem Konzil von Konstanz und bei einer Provinzialsynode in Passau erörtert werden sollten; außerdem sammelte er bei den Angehörigen der Rheinischen Nation Geld für die von der Artistenfakultät nach Konstanz entsandte Delegation. 1415 war er Mitglied der Universitätskommission, welche die beim Konzil  eingereichte Klage der Universität gegen den Passauer Offizial vorbereitete.

Neben seiner Tätigkeit in der Artistenfakultät studierte Ulrich Theologie. In den Jahren 1409 und 1410 las er als cursor biblicus über das Johannesevangelium sowie 1410 und 1411 als sententiarius über die Sentenzen des Petrus Lombardus. Zweimal – 1412 und 1415 – wurde er von der Theologischen Fakultät mit der Abhaltung von Predigten beauftragt. Darüber hinaus trat er in dieser Fakultät nicht in Erscheinung.

Um 1417/18 zog sich Ulrich aus der Universität zurück. Möglicherweise waren gesundheitliche Gründe ausschlaggebend: Nachdem er 1417 als Gesandter der Artistenfakultät für die Überbringung des Rotulus mit den Pfründenansuchen der Universitätsangehörigen nach Rom nominiert worden war, ersuchte er darum, aus gesundheitlichen Gründen von dieser Aufgabe entbunden zu werden. Ein Jahr später war er als Delegierter für die Salzburger Provinzialsynode im Gespräch, die Entsendung kam letztlich nicht zustande. Vielleicht spielte bei seinem Rückzug aus der Universität auch die 1417 erfolgte Installation als Domherr von St. Stephan eine Rolle. Zwischen 1403 und 1427 scheint Ulrich als Pfarrer von Langenlois in Niederösterreich aus. In den Urkunden, die er in dieser Funktion ausgestellt hatte, nannte er sich in den Jahren 1411 bis 1417 „Magister auf der Schule zu Wien“, während diese Bezeichnung in späteren Urkunden fehlt. Ulrich Strasswalcher von Passau starb am 13. Mai 1430 vermutlich in Wien. Das Verzeichnis der in St. Stephan abgehaltenen Totengedenktage vermerkt für den 13. Mai: Hic obiit magister Udalricus de Patavia (Hier starb Magister Ulrich von Passau).

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 06.08.2021 - 09:53