Willibald Plöchl, o. Univ.-Prof. Dr.
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
---|---|---|---|---|
Denkmal | Willibald-Plöchl Gedenkstein | 2007 | Katholisch-Theologische Fakultät |
|
Funktionen
Dekan*in | Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät | 1953/54 |
Dekan*in | Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät | 1962/63 |
- Rechtswissenschaften
- Rechtsgeschichte
- Kirchenrecht (Kanonisches Recht)
- Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
Plöchl, Sohn eines Gymnasiallehrers, studierte von 1926 bis 1928 an der Konsularakademie Wien (Diplom: 1928) sowie ab 1927 Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wo er 1931 zum Dr. jur. promovierte. Bereits 1926 war er dem "Reichsbund der Österreicher" beigetreten, in dem er wiederholt als Vorstandsmitglied agierte. Nach seinem Studium trat er in den Verwaltungsdienst der niederösterreichischen Landesregierung ein, wobei er 1934 die Verwaltungsdienstprüfung ablegte. Dem politischen Katholizismus zugewandt trat er 1932 der Christlich-Sozialen Partei bei, schloss sich 1933 als Bundessenior den Österreichischen Landsmannschaften an und wirkte überdies als Mitarbeiter und Redakteur der "Reichspost". Während des Austrofaschismus, 1935, konnte er sich an der Universität Wien für Kirchenrecht habilitieren.
Seine Nähe zum autoritären Ständestaat wie auch sein Engagement innerhalb der österreichischen Landsmannschaften gegen den Nationalsozialismus brachten es auch mit sich, dass er nach dem "Anschluss" verfolgt wurde und sämtliche Ämter verlor. Das Unterrichtsministerium widerrief per 22. April 1938 seine Lehrbefugnis an der Universität Wien, während er als Landesregierungskommissär mit Ende November 1938 nach § 4 der Berufsbeamtenverordnung (stellvertretend für politische Gründe) entlassen wurde.
Plöchl, der auch kurzfristig in Haft war, emigrierte im September 1938 in die Niederlande, wo er im Jahr darauf einen Lehrauftrag an der Universität Nijmegen erhielt, bevor er im September 1939 nach Paris emigrierte. Hier arbeitete er an der "Ligue Autrichienne" mit. Nach der Besetzung Frankreichs durch NS-Deutschland flüchtete Plöchl abermals, über Portugal in die USA. Von 1941 bis 1947 konnte er hier als Gastprofessor an der Catholic University of America in Washington D.C. unterrichten. Er war aber auch politisch aktiv und gründete im September 1941 gemeinsam mit Hans Rott das "Free Austrian National Council" (FANC), dessen Sitz in Toronto/Kanada lag und das sich als Rechtsnachfolger der Regierung Schuschnigg betrachtete. Nach Protesten emigrierter Sozialisten in den USA verweigerte die US-Regierung aber der FANC die Anerkennung. Plöchl selbst geriet in Konflikte mit Rott und Otto Habsburg. Unterdessen rückte er 1943 zum Rechtssachverständigen im State Department für Österreich auf, wobei er die Funktion bis 1945 ausübte.
Im November 1947 sollte Plöchl nach Österreich zurückkehren und wiederum in den niederösterreichischen Verwaltungsdienst eintreten. Überdies nahm er seine Lehrtätigkeit an der Universität Wien wieder auf, wo er ab 1949 Ordinarius für Kirchenrecht sowie Vorstand des Instituts für Kirchenrecht an der juridischen Fakultät war. An der Universität Wien wirkte Plöchl auch in mehreren Ausschüssen mit und leitete sowohl die Universitätsturnanstalt als auch die Sommerhochschule für amerikanische Studierende. Letztere fand ab 1949 regelmäßig statt, wobei Plöchl selbst Vorträge über österreichische oder Diplomatiegeschichte hielt.
Wichtige Funktionen in der Zweiten Republik übte er auch als Dekan der Universität Wien (1953/54, 1962/63), Präsident der rechtshistorischen Staatsprüfungskommission (bis 1969), Vizepräsident der Katholischen Akademie (bis 1973), Präsident der Gesellschaft für das Recht der Ostkirchen (ab 1969) und Vorsitzender des Kultursenates des Bundeslandes Niederösterreich (ab 1974) aus.
Er war Gründungsmitglied der "Österreichischen Gesellschaft für Kirchenrecht", korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Kuratoriumsmitglied des "Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes" (DÖW) sowie Inhaber zahlreicher Auszeichnungen. So erhielt er das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1963), das Komturkreuzes mit Stern des päpstlichen Sylvesterordens (1965), das Goldene Komturkreuzes des Landes Niederösterreich (1968), das Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, das Ehrendoktorat der Universität Thessaloniki (1969) und der Universität Innsbruck (1970), den Großen Kardinal-Innitzer-Preis (1972), den Leopold-Kunschak-Preis (1972) und das Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs (1978).
Plöchl war Experte für orientalisches Kirchenrecht und stand in engem Kontakt zu Patriarch Athenagorras. Überdies galt er als Anhänger der Ökumene. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Das kirchliche Zehentwesen in Niederösterreich (1935), "Geschichte des Kirchenrechts" (5 Bände, 1953-1969) und "Die Geschichte der griechisch-katholischen Kirche und Zentralpfarre St. Barbara" (2 Bände, 1975). Er war Herausgeber bzw. Mitherausgeber des "Österreichischen Archivs für Kirchenrecht" und der "Wiener rechtsgeschichtlichen Arbeiten".
Archiv der Universität Wien, Rektoratsakten, GZ 677-1937/38.
Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik, Bundeskanzleramt, Bestand „Berufsbeamtenverordnung“ (BBV).
Zuletzt aktualisiert am 02.09.2021 - 20:17