Renate Wagner-Rieger, Univ.-Prof. Dr.

10.1.1921 – 11.12.1980
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Tor der Erinnerung Wagner-Rieger-Tor 1998/99

Mit einer Dissertation zum Thema „Die Fassade des Wiener Wohnhauses vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“ wurde Renate Wagner-Rieger im Jahre 1947 an der Philosophischen Fakultät zum Doktor promoviert. Sie legte 1950 die Staatsprüfung am Institut für Österreichische Geschichtsforschung ab, wurde 1956 zur Dozentin für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte, 1964 zur Extraordinaria und schließlich 1971 zur Ordinaria für Österreichische Kunstgeschichte an der Universität Wien ernannt. Im Jahre 1978 wurde sie zum Vorstand des Instituts für Kunstgeschichte gewählt. Wagner-Rieger wandte sich insbesondere der Geschichte der abendländischen Architektur zu. Sie gelangte bei ihren Forschungen über die mittelalterliche Architektur Italiens zu grundlegenden Ergebnissen. Neben Arbeiten über die mittelalterliche Baukunst in Österreich widmete sie der Problematik überregionaler Stilphänomene sowie der Renaissancearchitektur in Österreich kritische Untersuchungen. Ausgehend von ihrem Dissertationsthema beschäftigte sie sich während ihrer Assistentenjahre bereits mit der Geschichte der österreichischen Barockarchitektur (vornehmlich der Profanarchitektur), die sie - wie sie selbst schrieb – „wie ein roter Faden“ durch ihre Forschungen begleitete und ihr „den Weg auch zu anderen Kapiteln neuzeitlicher Architekturgeschichte“ wies. Durch ihre Beteiligung an den volkstümlichen Universitätsvorträgen erhielt sie den Anstoß für die Beschäftigung mit der ehemals „vielgescholtenen, wenig geschätzten Architektur des 19. Jahrhunderts“, aus der schließlich das umfangreiche, von ihr herausgegebene, auch zum Teil von ihr verfasste Werk „Die Wiener Ringstraße - Bild einer Epoche“ in elf Teilen (16 Bände, 1969-1981) entstand, das die kunsthistorische Sichtweise in historischer, kulturhistorischer, wirtschafts- und sozialgeschichtlicher und technologischer Hinsicht erweiterte. Sie hat damit die objektive Erforschung und gerechte Bewertung des lange Zeit diffamierten Historismus eingeleitet.

Von den zahlreichen Ehrungen, die Renate Wagner-Rieger erhalten hat, sind die Theodor von Karajan-Medaille auf dem Gebiete der Stadtgeschichtsforschung (1978), die Medaille für Verdienste um den Denkmalschutz des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (1979) sowie die Wahl zum korrespondierenden Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hervorzuheben. Von der Universität Wien wurde sie 1998 durch die Benennung eines der „Tore der Erinnerung“ am Campus der Universität Wien geehrt (Wagner-Rieger-Tor, Durchgang von Hof 8 zu Hof 9).

Im November 2021 fand anläßlich ihres Hundertsten Geburtstages eine große Konferenz am Wiener Kunstgeschichte Institut statt (Programm) um die inhaltliche und methodische Ausrichtung der international renommierten Kunst- und Architekturhistorikerin sowie ihren nachhaltigen Einfluss auf nachfolgende kunst- und architekturhistorische Forschungen von der mittelalterlichen Baukunst über das barocke Schloss bis zu den innovativen Schwerpunkten in der Neubewertung der historistischen Kunst des 19. Jahrhunderts zu beleuchten. Eine Gedenkseite wurde auf der Website des Archivs des Instituts für Kunstgeschiche angelegt, sowie ihr dortiger Nachlass erschlossen.

Kurt Mühlberger

Zuletzt aktualisiert am 14.03.2022 - 15:43

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