Theodor Billroth, Prof. Dr.
Pionier der modernen Bauchchirurgie und der Kehlkopfchirurgie, Durchführung der ersten erfolgreichen Magenresektion
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Faculty | |
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Monument in arcaded court | 1897 | Faculty of Medicine |
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Commemorative Plaque of Faculty | 1950 | Faculty of Medicine |
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- Medicine
- Surgery
- Faculty of Medicine
Christian Albert Theodor Billroth wurde als erstes von fünf Kindern einer Pastorenfamilie geboren. Als Billroth fünf Jahre alt war, starb der Vater, später auch seine Geschwister, an Tuberkulose. Sehr früh zeigte sich seine große musische Begabung. Er besuchte zunächst das Gymnasium, später die Universität in Greifswald, war allerdings, wie er selbst sagt, ein „Schüler unter Mittelmäßigkeit“. Er studierte Medizin zunächst nur, um einen bürgerlichen Beruf zu erlernen. Lieber wäre er Musiker geworden. Als sein Mentor Wilhelm Baum eine Professur für Chirurgie in Göttingen antrat, folgte Billroth ihm. Dort wurde er in die Professorenkreise eingeführt und entwickelte schließlich doch noch großes Interesse an der Medizin, besonders an der Chirurgie.
Nach dem Tod der Mutter wechselte er nach Berlin, wo er Schüler von B. v. Langenbeck und L. Traube war. 1852 wurde er in Berlin promoviert und arbeitete zunächst bei A. v. Graefe. Um seine Ausbildung zu komplettieren, besuchte er die damals führenden Zentren Wien und Paris. Anschließend ließ er sich in Berlin als praktischer Arzt nieder. Da Patienten ausblieben, nahm er eine Stelle als Assistent an der Klinik Langenbecks an. Hier widmete er sich nicht nur der Chirurgie, sondern auch der pathologischen Histologie. 1856 wurde Billroth als Dozent für Chirurgie und pathologische Anatomie habilitiert. Eine Berufung als Professor für pathologische Anatomie nach Greifswald lehnte er ab.
Wenig später ging er als Professor für Chirurgie nach Zürich. Er fand dort guten Boden für seine Forschungsschwerpunkte und die Möglichkeit, sich als Lehrer und Erneuerer des Studienbetriebs zu entfalten. Darüber hinaus trat er in intensiven Kontakt mit wissenschaftlichen Größen seiner Zeit. Mit besonderem Interesse widmete er sich der postoperativen Wundbehandlung, und es gelang ihm nachzuweisen, dass Wundfieber auf Infektionen der Wunden beruhen, die nicht durch Luft, sondern durch Kontakt mit „kleinsten Lebewesen“ hervorgerufen werden. Diese Vermutung untermauerte er durch mikroskopische Untersuchungen, die auch die Forschungen Robert Kochs beeinflussten. Jedenfalls forderte Billroth für seinen Wirkungsbereich „Reinlichkeit bis zur Ausschweifung“ und hatte damit auch Erfolg.
Wesentliche Bedeutung hatten auch seine regelmäßigen Publikationen zur Tätigkeit seiner Klinik, in denen neben Statistiken auch Berichte über geglückte und misslungene operative Neuerungen erschienen. In diesem Zusammenhang forderte er die Beobachtung von Patienten über mehrere Jahre nach ihren Entlassungen. Einige Berufungen an deutsche Universitäten lehnte er ab, jene in die „Weltstadt“ Wien nahm er 1867 jedoch „mit großer Freude“ an. Er wurde auch Direktor des „Operationszöglingsinstituts'', einer staatlichen Einrichtung zur Weiterbildung von Chirurgen. Hier konnten sieben graduierte Ärzte drei Jahre lang auf Staatskosten studieren. Aus dieser Elite stammen seine berühmten Schüler. Obwohl wesentliche Neuerungen, v.a. in der Magenchirurgie auf ihn zurückgehen (z.B. erste Pylorusresektion 1881, die er aber von seinen Schülern veröffentlichen ließ), machte er sich vor allem als Lehrer einen Namen. Von seinem Schüler Gersuny wird berichtet, dass er an den Festen der Studenten teilnahm und sich um persönlichen Kontakt mit ihnen bemühte.
Die Verbesserung des Gesundheitswesens war ihm ein großes Anliegen. So gab er wesentliche Anregungen für den Bau der Krankenanstalt Rudolfinerhaus, die auch heute noch als Musterspital gilt, und die Einrichtung der Schule für weltliche Krankenschwestern an diesem Haus, da er von der Wichtigkeit einer optimalen Krankenpflege überzeugt war. Um die Reform des Medizinstudiums bemühte er sich in seinem Buch „Über das Lehren und Lernen der medicinischen Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation“ (1876). Seine Thesen blieben jedoch nicht unwidersprochen, unter anderem auch die darin enthaltenen deutschnational-antisemitischen Bemerkungen, die vor dem Hintergrund des zeittypischen Wiener Antisemitismus zu sehen sind. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit widmete er sich intensiv dem Musikleben und pflegte Freundschaften mit Künstlern wie Johannes Brahms. Das war wohl mit ein Grund warum Billroth weitere Berufungen ablehnte und Wien treu blieb.
Werk:
Chirurgische Klinik, Erfahrungen aus den Gebieten der praktischen Chirurgie, Zürich 1860-67, Wien 1868-70 u. 1871-76;
Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in 50 Vorlesungen, 1863;
Untersuchungen über die Vegetationsformen der Coccobacteria septica, 1876;
Über das Lehren und Lernen der medicinischen Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation, Wien 1876;
Die Krankenpflege im Hause und im Hospital, Wien 1879.
Zuletzt aktualisiert am 07/25/23
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Theodor Billroth (1829-1894), Surgery
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Denkmal für Theodor Billroth (1829-1894), err. 1944/1951 im Hof 1 des Alten Allgemeinen Krankenhauses
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Theodor Billroth im Hörsaal
Theodor Billroth wurde 1867 als Vorstand der II. Chirurgischen Klinik des Allgemeinen Krankenhauses nach Wien berufen. Ihm gelang 1881 die erste...
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The professorial council of the Faculty of Medicine 1882
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