Adolf Nußbaumer, Univ.-Prof. DDr.
1966-1977 Professor für Volkswirtschaft an der Universität Wien, 1977-1982 Staatssekretär
Funktionen
Dekan*in | Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät | 1970/71 |
- Rechtswissenschaften
- Wirtschaftswissenschaften
- Volkswirtschaftslehre
- Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
Adolf Nußbaumer wurde 1931 in Wien-Währing (18. Bezirk) als Sohn des Kaufmanns Adolf Nußbaumer (1891–1949) und Frida Nußbaumer, geb. Scholz (1899–1978), geboren. Er absolvierte dort seine Schulzeit und legte am 23. Juni 1949 seine Reifeprüfung (Matura) am Bundesgymnasium Wien 18 (Klostergasse 21–25) mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Er studierte anschließend Rechtswissenschaften an der Universität Wien (1. Staatsprüfung 26. Juni 1950), und Romanistik/Dolmetsch. 1951/52 pausierte er und ging im August 1952 für ein Jahr als Austauschstudent ans Berea College in Kentucky, USA, wo er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studierte. Anschließend setzte er das Rechtswissenschaftliche Studium in Wien fort, absolvierte die 2. (20. Februar 1953) und 3. Staatsprüfung (22. Februar 1954) und promovierte er am 3. Juni 1954 zum Dr. jur..
Im Sommersemester 1954 und Wintersemester 1954/55 absolvierte Adolf Nußbaumer den Lehrgang für Internationale Studien (Diplomprüfung am 28. Februar 1955), absolvierte zwei Monate Gerichtspraxis am Bezirksgericht Wien-Innere Stadt, und nahm im August 1954 am Salzburg Seminar for American Studies (34. Session, „Social Structures and Economic Opportunities“) teil. Im Studienjahr 1954/55 arbeitete er auch schon halbtags als wissenschaftliche Hilfskraft für Prof. Alexander Mahr und belegte die Vorlesungen im Bereich der Staats- und Wirtschaftswissenschaften (Absolutorium: 21. Juli 1955).
Adolf Nußbaumer studierte 1955/56 als Stipendiat des österreichischen Unterrichtsministeriums am Collège d’Europe in Brügge (Belgien) Probleme des internationalen Rechts und der internationalen Wirtschaftsbeziehungen und schloss dort mit Diplom ab. Danach kehrte er nach Österreich zurück, wo er am 7. Juli 1956 die staats- und wirtschaftswissenschaftlichen Rigorosen ablegte. Mit der als ausgezeichnet bewerteten Dissertation: „Fassung und Problematik des Begriffs ‚volkswirtschaftliche Produktivität‘ bes. im deutschen Schrifttum“ (Betreuer: Alexander Mahr und Theodor Pütz) promovierte er am 11. Juli 1956 zum „Dr. rer. pol.“.
Ab September 1956 betreute er als Sekretär des Österreichischen Gewerbevereins dessen Öffentlichkeitsarbeit. Ab 1. September 1957 arbeitete er dort nur mehr nebenberuflich, da er parallel als wissenschaftlicher Sachbearbeiter für Währung, Geld- und Kapitalmarkt Untersuchungen am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung durchführte.
Im Februar 1958 beendete Nußbaumer beide Tätigkeiten, da er für zwei Jahre als wissenschaftlicher Assistent an die Lehrkanzel für Volkswirtschaftslehre der Universität Wien berufen wurde. Im März 1960 wurde er als Oberassistent verlängert und habilitierte sich 1961 für Volkswirtschaftslehre (Habilitationsschrift: „Der Einfluß des Banksystems auf Geldmenge, Masseneinkommen und Zinsbildung“). Im Dezember 1963 wurde er als ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre und -politik und Vorstand des Instituts für Wirtschaftspolitik an die Universität Graz berufen.
Er heiratete am 7. März 1964 in Wien Dr. Maria Schneider, 1965 und 1971 wurden ihre Töchter geboren und die Familie wohnte später in Wien 3., Beatrixgasse 3/22.
Professur an der Universität Wien
Nach nicht einmal drei Jahren in Graz wurde Adolf Nußbaumer am 26. September 1966 als ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre und Volkswirtschaftspolitik und zugleich Mitvorstand des Instituts für Wirtschaftswissenschaften an die Universität Wien berufen. Er übernahm in den darauffolgenden Jahren auch zahlreiche andere Funktionen: Er war Vizepräses der I. Diplomprüfungskommission für die sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studienrichtungen, Vizepräses der II. Diplomprüfungskommission für die volkswirtschaftliche Studienrichtung und 1969–1978 Direktor der Sommerhochschule der Universität Wien in St. Wolfgang/Strobl.
Seine Hauptarbeitsgebiete waren Geldtheorie und Geldpolitik, Finanzpolitik, Agrar- und Regionalpolitik sowie das vergleichende Studium wirtschaftlicher Systeme.
Sonstige Tätigkeiten
Daneben war Adolf Nußbaumer auch als Vortragender an der Militärakademie, an der Diplomatischen Akademie und an der Landesverteidigungsakademie tätig. Er war zudem seit 1969 (bis 1977) Präsident des Verwaltungsrates der Österreichischen Postsparkasse, 1970–1977 Präsident des dort eingerichteten Ausschusses für die Mitwirkung an der Verwaltung der Staatsschuld (Staatsschuldenausschuss/Fiskalrat), sowie durch viele Jahre Vorsitzender des Ausschusses für Budgetpolitik des Beirates für Wirtschafts- und Sozialfragen der Paritätischen Kommission, Mitglied der Industriekommission und Mitglied des Beirates für die Renten- und Pensionsanpassung.
Weiters war Nußbaumer auch Mitglied der österreichischen UNESCO-Kommission, ab 1972 Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung, bis 1977 Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Landwirtschafts- und Forstpolitik sowie stellvertretender Vorsitzender der Nationalökonomischen Gesellschaft.
Praktische wirtschaftspolitische Erfahrungen sammelte er bei der Ausarbeitung der regionalen Planung in der Steiermark in den Jahren 1964–1968 (Entwicklungsprogramm für die Region Südwest).
Staatssekretär im Bundeskanzleramt (Regierung Kreisky III, IV)
Nach einer Gastprofessur in Connecticut (USA) wurde er im April 1977 zum Leiter der Abteilung IV/4 (wirtschaftliche Koordination) im Bundeskanzleramt bestellt.
Am 5. Oktober 1977 wurde Adolf Nußbaumer als Nachfolger des zurückgetretenen Ernst Eugen Veselsky als Staatssekretär in die Bundesregierung Kreisky III berufen. Er unterstützte im Bundeskanzleramt Bruno Kreisky in wirtschaftspolitischen Belangen (Dazu gehörten: wirtschaftliche Koordination, Strukturpolitik, ERP-Fonds, Raumordnung, OECD-Angelegenheiten, Atomenergie- und Energiefragen der OECD, Entwicklungshilfe, EDV-Koordination im Bereich des Bundes, Datenschutz und Datensicherung, Mitwirkung in Angelegenheiten der verstaatlichten Industrie).
Staatssekretär Univ.-Prof. DDr. Adolf Nußbaumer starb, erst 51jährig, 1982 im Amt.
Ehrungen:
Nußbaumer wurde 1975 mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet, 1981 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich und erhielt nach seinem Tod ein Ehrengrab am Friedhof Wien-Neustift am Walde (Gruppe B, Reihe 7, Nr. 9).
Publikationen (Auswahl):
- Der Einfluß des Banksystems auf Geldmenge, Masseneinkommen und Zinsbildung (Wien 1960)
- Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspraxis (Wien 1962)
- Wettbewerb und öffentliche Unternehmungen: Zur ordnungspolitischen Bedeutung öffentlicher Unternehmungen in der sozialen Marktwirtschaft (Wien 1963)
- Einführung in Probleme der Wirtschafts- und Finanzpolitik (Wien 1965)
- Die Problematik von Indexlohn-Vereinbarungen (Wien 1967)
- Land Steiermark - Entwicklungsmöglichkeiten der Region Südwest : politische Bezirke Voitsberg - Deutschlandsberg – Leibnitz (Graz 1968/69)
- Die Abfertigungsrücklage als Instrument der Stabilitäts-, Vermögensbildungs- und Wachstumspolitik (Wien 1973)
- Die Stellung des Staates in der Wirtschaft. Gutachten (Wien 1973)
- Die gewerbliche Wirtschaft an den Grenzen des Wachstums? (Wien 1974)
- The economic systems of socialist Eastern Europe: principles, development and operation (London 1975)
Weiterführende Links:
> Wien Geschichte Wiki (abgerufen am 11.05.2025)
> Wikipedia (abgerufen am 11.05.2025)
> Parlament (abgerufen am 11.05.2025)
> Ars Electronica Center (abgerufen am11.05.2025)
> Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon) (abgerufen am11.05.2025)
Archiv der Universität Wien: Nationale IUR 1949–1955, J RA W 319 (Rigorosenakt IUR/Wirtschaftswissenschaften), M 37.1 (Promotionsprotokoll Staatswissenschaften I, Nr. 1234), M 32.11 (Promotionsprotokoll Rechtswissenschaften 1939–1959, Nr. 2703), J Cur 208/1 GZ 1889 aus 1963 (Prüfungskommissar Staatswissenschaften 1963), IUR PA 622 I+II (Personalakt)
Zuletzt aktualisiert am 16.05.2025 - 17:56