Alfred Tauber, tit. o. Prof. Dr. phil.

5.11.1866 – 26.7.1942
geb. in Pressburg, Hungary | Bratislava, Slowakei gest. in Ghetto Theresienstadt | Terezín, Tschechische Republik

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Ehrentafel Mathematik 1984 Formal- und Naturwissenschaftliche Fakultät

Alfred Tauber, Sohn eines Holzhändlers, studierte ab 1884 an der Universität Wien Mathematik, Physik, Philosophie, Nationalökonomie und Statistik. Er promovierte 1889 in Mathematik zum "Dr. phil." an der Universität Wien und habilitierte sich bereits 1891 für die gesamte Mathematik und lehrte als Privatdozent an der Universität Wien partielle Differentialgleichungen, ab 1902 mit dem Titel eines außerordentlichen Professors. Parallel arbeitete er 1892-1908 als Chefmathematiker für die „k. k. private Lebensversicherungsanstalt Phönix“ und fungierte als versicherungstechnischer Berater der Wiener Handelskammer und als beeidigter Sachverständiger am Handelsgericht Wien. Ab 1899 unterrichtete er auch an der Technischen Hochschule und übernahm 1901/02 die Leitung des dortigen Lehrstuhls für Versicherungsmathematik. 1908 wurde er an der Universität Wien außerordentlicher Professor (ab 1919 mit dem Titel eines ordentlichen Professors) und wurde aufgrund von Sparmaßnahmen an beiden Hochschulen 1933 pensioniert, lehrte aber an beiden weiter Versicherungsmathematik und Mathematische Statistik bis zu seiner Vertreibung 1938.

Er war in seiner Zeit der führende Fachmann für Versicherungsmathematik in Österreich, und arbeitete in den Bereichen lineare Differentialgleichungen, Gammafunktionen und Statistik. Er begründete auch die Potenzial- und Funktionentheorie und wurde durch die nach ihm benannten Tauber'schen Sätze bzw. das Tauber-Theorem berühmt, die das Umkehrproblem des Abelschen Grenzwertsatzes zum Inhalt haben (Umkehrsätze der Limitierungs- bzw. Summierungsverfahren).

Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und mit 22. April 1938 wurde seine venia legendi widerrufen und er von der Universität Wien vertrieben.

Er verlor Wohnung und Vermögen und es gelang ihm nicht mehr rechtzeitig, aus Wien zu fliehen und er wurde am 28. Juni 1942 aus Wien in das KZ Theresienstadt (Terezín) deportiert, wo er am 26. Juli ermordet wurde.

Schriften

Über den Zusammenhang des reellen und imaginären Theiles einer Potenzreihe. 1891, Monatshefte für Mathematik und Physik, Band 2, S. 79–118.

Ein Satz aus der Theorie der unendlichen Reihen. 1897, Monatshefte für Mathematik und Physik, Band 8, S. 273–277.

Ehrungen

1933 erhielt er das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, sein Name wurde in den 1980er Jahren auf die Ehrentafel des Mathematischen Instituts aufgenommen und 2009 in das Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 27.02.2024 - 21:30

  • Alfred Tauber, Mathematiker

    Alfred Tauber, Mathematik, um 1915

    BestandgeberIn: Archiv der Universität Wien, Bildarchiv Signatur: 106 I 91
    1915

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  • Ehrentafel Mathematisches Institut

    Ehrentafel des Mathematischen Instituts im UZA IV (Wien 9., Althanstraße), übersiedelte 2013 mit der Fakultät für Mathematik nach Wien 9., Oskar-...

    BestandgeberIn: Privatarchiv Herbert Posch, Wien UrheberIn: Herbert Posch
    2013