Enea Silvio Piccolomini (Papst Pius II.)
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
---|---|---|---|---|
Tor der Erinnerung | Piccolomini-Tor | 1998/99 |
|
- Geschichte
- Rhetorik
- Ethnographie
- Philosophische Fakultät
Aus einer alten verarmten Sienenser Adels- und Kaufmannsfamilie stammend erlangte der begabte Jüngling eine feine Bildung in Siena und Florenz und gehörte zu den hervorragenden Humanisten seiner Zeit. Als Begleiter eines Kardinals besuchte er 1432 das Konzil zu Basel, wo er bald zum Verfechter der zunehmend antirömischen Linie, des „Konziliarismus“, wurde und schließlich die Stelle des Sekretärs des Baseler Gegenpapstes Felix V. erlangte. Bei einer Mission zum Frankfurter Reichstag 1442 erwarb er das Vertrauen Friedrichs III., der ihn für seine literarischen Leistungen mit dem Dichterlorbeer auszeichnete. Zudem erhielt Enea eine Stellung als Sekretär in der kaiserlichen Kanzlei , in der er nunmehr eine Annäherung an den römischen Papst betrieb, die schließlich zur Aussöhnung mit Rom und dem Wiener Konkordat (1448) führte, das bis 1803 rechtsgültig sein sollte. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1447 Bischof von Triest, 1450 von Siena und 1456 Kardinal. Schließlich wurde er 1458 zum Papst gewählt. Pius II. unterstützte weiterhin seinen ehemaligen Herrn Kaiser Friedrich III. gegen die deutsche Fürstenopposition und verfolgte mit zäher Beharrlichkeit den Plan eines Kreuzzuges gegen die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert hatten. Schließlich wollte er persönlich einen Kreuzzug führen und setzte sich an die Spitze einer venezianischen Flotte, starb aber plötzlich bei deren Eintreffen in Ancona. Von 1442 bis 1455 stand der Gelehrte im Dienste Friedrichs III. und hielt sich am kaiserlichen Hof - daher vorwiegend in Wiener Neustadt und Wien - auf. Sein Verhältnis zur Wiener Universität war kühl und distanziert. Während der Hof dank Piccolomini bald zu einem Zentrum des Humanismus wurde, stand die Universität der neuen Geistesströmung reserviert gegenüber. Nur wenige Professoren wie z. B. Johannes von Peuerbach und Johannes Regiomontanus haben die humanistischen Studien, die der spätere „Humanistenpapst“ in Österreich propagierte, öffentlich gelehrt. Im Rahmen seiner kritischen Beschreibung Wiens tadelt er die Universität wegen ihrer veralteten scholastischen Methoden und wegen der ausschließlichen Verwendung von Kommentaren statt authentischer Texte. Die humanistischen Leitfächer Rhetorik und Poetik seien hier unbekannt. Auch die Wiener Studenten wären „dem sinnlichen Genusse, dem Essen und Trinken“ weit mehr als der Gelehrsamkeit zugetan. An der Universität nahm er 1445 an einer feierlichen Disputation der Artistenfakultät in Anwesenheit Friedrichs III., Prinz Siegmunds und zahlreicher Adeliger teil; schon vorher hatte er im Wiener Juristenkolleg einen Vortrag gehalten, in dem er den Wert der „Freien Künste“ für die moralische und geistige Formung des Menschen betonte. Der „Apostel“ der humanistischen Bildung in Österreich hat neben zahlreichen literarischen, ethnographischen und pädagogischen Werken bedeutende historische Arbeiten hinterlassen, von denen die „Geschichte Österreichs“ (Historia Austrialis) besonders hervorzuheben ist.
Er wurde 1998 durch die Benennung eines der „Tore der Erinnerung“ am Campus der Universität Wien (Piccolomini-Tor, Durchgang von Hof 7 zu Hof 8) geehrt.
Zuletzt aktualisiert am 17.01.2024 - 19:01
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