Ferdinand Melly, Dr. med.

18. Jhdt. – 1795
gest. in Wien, Österreich

1791-1795 Direktor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses

Ferdinand Melly war ein erfolgreicher Arzt, der einige Zeit als Kreisphysikus in Lemberg gearbeitet hatte und erfolgreich während einer Epidemie an der Wolhynischen Grenze gewirkt hatte und dann nach Wien zurückkehrte, wo er nach der Eröffnung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) 1784 zu den ersten angestellten Primarärzten gehörte. Er war von 1784—1786 am AKH angestellt, von wo er aber in die Niederlande wechselte und Direktor der medizinischen Studien an der Universität Löwen wurde. Als sich die Niederlande bald darauf aus der habsburgischen Herrschaft lösten, ging er wieder nach Wien zurück und wurde 1791 wieder Primararzt im AKH. Im selben Jahr legte der damalige Direktor Josef Quarin die Leitung des AKH zurück – seine Stelle wurde nicht sofort nachbesetzt sondern die Agenden wurden gesplittet, die ärztlichen Agenden von den übrigen Verwaltungsgeschäften getrennt und Ferdinand Melly übernahm die ärztliche Leitung (die kaufmännische Leitung behielt sich die n.-ö. Regierung vor durch einen eigenen Verwalter zu bestimmen).

Mallys Gestaltungsmöglichkeit als ärztlicher Leiter erstreckte sich nur auf Ärzte, Wärter und die Aufsicht über die Apotheke und selbst da waren seine Vorschläge und Anträge der Begutachtung einer Kommission der älteren Primarärzte unterworfen. Der kaufmännische Verwalter, der die Kanzleigeschäfte und das Rechnungswesen leitete, war auch der Vorgesetzte der Beamten und des niederen Hauspersonales, hatte die Speiseordnung zu überwachen, das Inventar des Hauses instandzuhalten und auszugeben. Durch Vertragsänderungen mit Apotheken und anderen Lieferanten, durch Reduktion der Zahl der besoldeten chirurgischen Praktikanten und der Wärter, wurde das lange und hohe Defizit beseitigt, im Jahre 1793 sogar ein Überschuss von 30.000 Gulden erzielt.

Melly war bei der Übernahme der Direktionsgeschäfte Primararzt und Leiter der Krankenabteilung des Toll-, Gebär- und Findelhauses geblieben, hatte nur die außerhalb des Allgemeinen Krankenhauses liegenden ärztlichen Agenden abgegeben. Es gelang ihm aber nicht, die von ihm geplante Änderung der Einteilung des Krankenhauses und der Führung jeder Abteilung durch einen Primararzt und einen Primarchirurgen durchzusetzen. Erst im Jahre 1794 erst wurde er definitiv zum "wirklichen dirigierenden Arzt" des AKH ernannt, und sein Amts- und Dienstbereich etwas erweitert, indem er der nö. Regierung Anstaltsärzte, Chirurgen und Hebammen zur Ernennung vorschlagen konnte und das Pflegepersonal im Einvernehmen mít der medizinischen Kommission anstellen und entlassen konnte.

1795 starb Ferdinand Melly überraschend und konnte daher nur eine geringe Wirksamkeit in seiner Funktion entfalten.

Sein Name findet sich auch auf dem "Denkmal der Direktoren des Allgemeinen Krankenhauses" im 2. Stock des Stöckelgebäudes (ehem. Direktion des AKH) im Hof 1 am Campus der Universität Wien.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 03.07.2024 - 23:15

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