Gustav Ritter von Escherich, o. Univ.-Prof. Dr. phil.

1.6.1849 – 28.1.1935
geb. in Mantua, Lombardei, Italien gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1893/94
Senator Philosophische Fakultät 1895/96
Senator Philosophische Fakultät 1896/97
Senator Philosophische Fakultät 1897/98
Rektor Philosophische Fakultät 1903/04

Gustav von Escherich, Sohn eines k.u.k. Offiziers, wurde in der damals österreichischen Festung Mantua geboren. Er maturierte am Akademischen Gymnasium in Wien und nahm anschließend ein Studium der Mathematik und Physik an der Universität Wien auf. Auf Empfehlung seines früheren Gymnasiallehrers August Gernerth, der Lehrbücher und Logarithmentafeln publizierte hatte, wechselte Escherich später an die Universität Graz. 1873 wurde er hier mit der Dissertation „Die Geometrie auf Flächen constanter negativer Krümmung“ (Referenten Johannes Frischauf, Karl Friesach) zum Doktor der Philosophie promoviert. 1874 wurde er Assistent am Grazer Joanneum (Technische Hochschule) und im gleichen Jahr erfolgte seine Habilitation im Fach Mathematik an der Universität Graz. 1876 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt, was er bis zu seiner Berufung als Nachfolger von Leopold Gegenbauer an die Universität Czernowitz im Jahr 1879 blieb.

1882 kehrte er als Ordinarius an die Technische Hochschule Graz zurück, bis er 1884 an die Universität Wien berufen wurde. Hier übte er neben seiner ordentlichen Professur auch die Position als Direktor des mathematischen Seminars der Universität Wien aus. Er lehrte er vor allem über Methoden der Differential-, Integral- und Variationsrechnung. Er trug wesentlich zu einem Aufschwung der Mathematik bei und gilt als Begründer der Wiener Analytischen Schule, zumal zahlreiche später berühmte Mathematiker zu seinen Schülern zählten (u.a. Hans Hahn, Josef Plemelj, Johann Radon, Alfred Tauber, Heinrich Tietze, Leopold Vietoris und Wilhelm Wirtinger). Im Bereich der Mathematik setzte er sich intensiv für eine Annäherung der Techischen Hochschule zur Universität ein, auch in Form der Einführung eines Kurses für Versicherungsmathematik an der Universität Wien.

In seinen wissenschaftlichen Arbeiten lieferte Gustav von Escherisch lieferte wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Methode der Variationsrechnung. Er befasste sich daneben vor allem mit Geometrie und Analysis, Ausdehnungslehre, Invariantentheorie Infinitesimalrechnung sowie Differentialgleichungen. Gemeinsam mit Emil Weyr gründete er 1890 mit den „Monatsheften für Mathematik und Physik“ die erste österreichische Fachzeitschrift, die die beiden gemeinsam herausgaben.

Escherich wurde für seine Leistungen vielfach geehrt: So gehörte er seit 1885 der Akademie der Wissenschaften in Wien als korrespondierendes, seit 1892 als wirkliches Mitglied an. Innerhalb der Akademie war er einer der Initiatoren des 1894 begonnenen Projektes der „Enzyklopädie der Mathematik und ihrer Grenzgebiete“ und Obmann der entsprechenden Akademie-Kommission. Im Jahr 1900 wurde er zum Hofrat ernannt und 1908 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse. 1903 gründete Escherich gemeinsam mit Ludwig Boltzmann und Emil Müller die Österreichische Mathematische Gesellschaft.
Innerhalb der Universität Wien fungierte Escherich im Studienjahr 1893/94 als Dekan der Philosophischen Fakultät, dreimal (1895/96, 1896/97 und 1897/98) als Senator ebendieser Fakultät sowie im Studienjahr 1903/04 als Rektor der Universität Wien. Im Jahr 1920 trat er in den Ruhestand.

Werke (Auswahl)

Geometrie auf Flächen konstanter negativer Krümmung (Denkschriften math.-nat. Klasse der Akademie der Wissenschaften Wien 68), 1872.
Einleitung in die analytische Geometrie des Raumes, 1881.
Die Construction der algebraischen Curven und Flächen aus einer Anzahl der sie bestimmenden Punkte (in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien 85), 1882.
Zur Theorie der zweiten Variablen (in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien 97/98), 1888/89.
Die zweite Variation der einfachen Integrale (5 Teile, in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien 107/108/110), 1898/1899/1901.
Über Systeme von Differentialgleichungen der ersten Ordnung (in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien 108), 1899.
Einige Determinaten (in: Monatshefte für Mathematik und Physik 3), 1892.
Reformfragen von Universitäten (Inaugurationsrede), 1903.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 27.03.2024 - 22:59

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