Johannes Stadel von Rußbach, Mag. art., Dr. theol.
(Iohannes de Ruspach)
Funktionen
Vizekanzler | 1387 | |
Rektor | 1391/92 | |
Dekan*in | Katholisch-Theologische Fakultät | 1407 |
Dekan*in | Katholisch-Theologische Fakultät | 1407/08 |
- Artistenfakultät
- Katholisch-Theologische Fakultät
Johannes von Rußbach – sein Familienname Stadel findet sich nur in einem Eintrag des Klosterneuburger Nekrologs, um ihn von einem gleichnamigen Mitbruder zu unterscheiden – stammte aus Niederösterreich. Als Herkunftsorte kommen Großrußbach sowie Nieder- oder Oberrußbach in Frage. Er studierte vermutlich an der Universität Prag, wo er 1373 oder 1375 zum Bakkalar der artes promoviert wurde (in beiden Jahren scheint ein Iohannes Australis unter den neukreierten Bakkalaren auf).
Wann und wo er den Magistergrad erlangt hat, ist dagegen nicht bekannt. Auch findet sich in der Wiener Matrikel kein Eintrag, der eindeutig ihm zugeordnet werden kann. Anhand einer 1386/87 angelegten Liste der Wiener Magister scheint eine Promotion zwischen 1378 und 1380 wahrscheinlich. 1385 gehörte Johannes zu einer Deputation der Artistenfakultät, die mit dem Universitätskanzler über die Modalitäten der Lizenziatsprüfungen verhandelte. Im selben Jahr wurde er in das neugegründete Collegium ducale aufgenommen und leitete die jährliche Disputation de quodlibet. Dies weist darauf hin, dass er zu dieser Zeit bereits zu den ranghöheren (und länger amtierenden) Mitgliedern der Fakultät gehörte. Auch in den folgenden Jahren nahm er intensiv an den Fakultätsgeschäften teil. So fungierte er mehrfach als coadjutor (die Fakultät stellte dem Dekan jeweils vier Magister als Ratgeber zur Seite) oder als Examinator bei Prüfungen. 1389 war er an der Überarbeitung der Fakultätsstatuten beteiligt.
Im Sommersemester 1388 wurde Johannes zum Prokurator der Österreichischen Nation gewählt, im Wintersemester 1391/92 war er Rektor. Daneben studierte er Theologie. Zu seiner Graduierung gibt es keine Einträge in den Fakultätsakten, er wurde vermutlich um 1392 zum Bakkalar und um 1395 zum Doktor der Theologie promoviert.
Zwischen 1395 und 1397 legte Johannes, der seit etwa 1386 Domherr in Wien war, seine Profess im Stift Klosterneuburg ab. Um 1400 war er Pfarrer von St. Martin in Klosterneuburg, ab etwa 1409 von Höflein an der Donau. Vermutlich wurde er knapp vor seinem Tod 1417 noch Pfarrer von Heiligenstadt.
Auch als Regularkanoniker blieb Johannes der Universität verbunden. Im Sommersemester 1407 und im darauffolgenden Wintersemester fungierte er als Dekan der Theologischen Fakultät und war vermutlich auch als Lehrer tätig. Weiters hielt er mehrfach Predigten im Rahmen universitärer Gottesdienste. Johannes Stadel von Rußbach starb am 1. August 1417 und wurde im Kreuzgang des Stiftes Klosterneuburg begraben.
In der Stiftsbibliothek Klosterneuburg sind in einer Handschrift mehrere Predigten Johannes‘ überliefert. Ein weiterer Codex enthält eine Vorlesung über Jesus Sirach (Ecclesiasticus). Auch in der Universitätsbibliothek Basel gibt es Notizen zur seiner Lehrtätigkeit. Eine zwischen 1394 und 1397 entstandene Sammelhandschrift aus dem Besitz des späteren Baseler Dominikaners Heinrich von Rheinfelden (gest. nach 1433) enthält dessen Aufzeichnungen zu Vorlesungen und Übungen, die er an der Universität Wien besucht hat. Darunter befinden sich auch einige quaestiones des Magisters Johannes Rusbach.
Zuletzt aktualisiert am 27.07.2023 - 11:16