Martha Meisl, Dr. phil.

30.9.1920 – 16.1.2014
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Martha Meisl war eine Tochter von Hugo Meisl (1881-1937, Sportjournalist und Fußballtrainer) und Maria Meisl, geb. Bican (1891-1980). Sie wohnte seit 1929 gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Geschwistern Helga (geb. 1923 in Wien) und Herbert (1925-1993) im neu errichteten Karl-Marx-Hof in Wien 19, Heiligenstädter Straße 82/13/2. Nach der Rrifeprüfung (Matura) am Realgymnasium XIX in Wien 19 war sie im Wintersemester 1938/39 an der Philosophischen Fakultät im 1. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Germanistik und Geschichte. Martha Meisl galt nach den Nürnberger Rassegesetzen als "Mischling 1. Grades" und konnte ihr Studium – bei jederzeitigem Widerruf – vorläufig fortsetzen.

Als sogenannte "Mischlinge" ab dem 1. Trimester 1940 ein Gesuch um Studienzulassung an das Reichserziehungsministerium Berlin stellen mussten, reichte auch Martha Meisl ein Ansuchen zur Fortsetzung ihrer Studien ein. Das Reichserziehungsministerium entschied jedoch am 9. Mai 1940, ihr das weitere Studium zu untersagen.

Sie konnte ihr Germanistik-Studium erst nach dem Ende des Nationalsozialismus fortsetzen. Ihre Dissertation "Der Wandel des Naturgefühls in der Dichtung des österreichischen Spätbarocks" im Fach Germanistik wurde von den Gutachtern Prof. Hans Rupprich (1898-1972) und Prof. Dietrich Kralik (1884-1059) approbiert, und Meisl wurde am 20. Mai 1947 zur Doktorin der Philosophie promoviert.

Meisl arbeitete ab 1951 als Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte am humanistischen Bundesgymnasium III (Wien 3, Kundmanngasse 30-22). Ihre ehemalige Schülerin Mag.pharm. Ingrid Kaan berichtet dazu:

"Diese Schule galt, wie ich auch erst später erfuhr, als 'braun', was mich im Zusammenhang von Dr. Meisls Vorgeschichte, die uns allen damals absolut nicht bekannt war, doch wundert, daß sie dort lehrte. Sie hatte einen angenehm lockeren Stil zu unterrichten und hat uns zu einer Zeit, da die Jahre 1920 bis 1950 im Geschichtsunterricht eigentlich ausgeblendet waren, über Judenverfolgung, Holocaust, KZ erzählt. Und ich erinnere mich heute noch an den von den Alliierten (Amerikanern) abgedrehten Film aus dem KZ Mauthausen, den wir von unserer Meisl initiiert in der Albertina gesehen haben, da wir alle, wie alle später, total brüskiert waren, erschüttert, beeindruckt, Unfaßbares nicht fassen konnten."
(Mag.pharm. Ingrid Kaan, 2014, an Katharina Kniefacz und Herbert Posch)

Um 1970 wechselte Martha Meisl ins Bundesgymnasium II (Wien 2, Vereinsgasse), und später in das Bundesrealgymnasium für Mädchen II (Wien 2, Kleine Sperlgasse 2c), wo sie 1982 in Pension ging.

Meisl musste 2010 aus Altersgründen ihre Wohnung im Karl-Marx-Hof verlassen. Einige Möbel und Erinnerungsstücke wurden in das Fußballmuseum des Fußballklubs Austria Wien übernommen, wo 2011 zum 130. Geburtstag ihres Vaters der Hugo-Meisl-Gedenkraum eröffnet wurde.

Sie war auch künstlerisch tätig; ihre Malereien, Zeichnungen und Plastiken werden im Archiv des Bezirksmuseums Döbling in der Villa Wertheimstein (Wien 19, Döblinger Hauptstraße 96) aufbewahrt, wo im Februar 2013 einige ihrer Werke in einer Ausstellung gezeigt wurden.

Martha Meisl starb am 16. Jänner 2014 im Alter von 93 Jahren und wurde am Friedhof Sievering (Gruppe 18, Reihe 1, Nummer 17) in Wien 19 bei ihrer Mutter Maria und ihrem Bruder Herbert bestattet.

Ehrung

Seit 2009 wird an sie im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich ihr Name auch auf dem Denkmal "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

Archiv der Universität Wien, Nationale PHIL 1938-1947; Senat GZ 944 ex 1939/40/41; PHIL GZ 743 ex 1939/40.
Friedhöfe Wien/Verstorbenensuche.
Meldearchiv/Wiener Stadt- und Landesarchiv, 2. Mai 2014.
SPÖ Wiener Bildung: Ausstellung Martha Meisl, 14.02.2013.
Österreichisches Pressebüro: Hugo-Meisl-Wohnung, 5. April 2011.
Freundliche Hinweise von ihren ehemaligen Schülerinnen Mag.pharm. Ingrid Kaan (Kundmanngasse) sowie Petra Nowak, Helga Maier und Martina Endelweber (Kleine Sperlgasse), Wien, 2014/2016.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 02.04.2024 - 23:01

  • Martha Meisl, 1961

    BestandgeberIn: Privatarchiv Mag.pharm. Ingrid Kaan, Wien ©

    Ingrid Kaan, Wien

    1961

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