Olga Taussky-Todd, Prof. Dr. Dr. h.c.

30.8.1906 – 7.10.1995
geb. in Olmütz, Österreich-Ungarn | Olomouc, Tschechische Republik gest. in Pasadena, Vereinigte Staaten

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Raumbenennung Olga Taussky-Todd-Seminarraum 2009/10-2012/13 Fakultät für Mathematik
Denkmal Arkadenhof 2015/16 Fakultät für Mathematik

Die Mathematikerin Olga Taussky-Todd wurde am 30. August 1906 als Olga Taussky in Olmütz/Österreich-Ungarn [Olmouc, Tschechische Republik] in eine bürgerliche jüdische Familie geboren, entwickelte früh Interesse an mathematischen Fragen und studierte von 1925 bis 1930 in Wien Mathematik und dissertierte am 7. März 1930 bei Philip Furtwängler über Zahlentheorie ("Über eine Verschärfung des Hauptidealsatzes"). Gemeinsam mit der Mathematikerin Olga Hahn-Neurath und Rose Rand, gehörte sie zu zu den ersten Frauen, die sich dem rund um Moritz Schlick entstandenen Wiener Kreis, nahm regelmäßig am Mathematischen Kolloquium Karl Mengers teil und war Instruktorin an der Universität Wien. Ab 1931 war sie Assistentin an der Universität Göttingen, wo sie an der Herausgabe der Gesammelten Werke David Hilberts mitarbeitete.
1934 musste Taussky wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem Deutschen Reich emigrieren und ging zunächst an das Bryn Mawr College in Pennsylvania, USA, 1935 studierte Olga Taussky mit einem Stipendium am Girton College der Cambridge University, England, wo sie auch ihren Master (MA) erwarb. 1937 arbeitete sie an der University of London wo sie auch den irischen analytischen Mathematiker John Todd (1911-2007) kennenlernte, ihren späteren Ehemann.
Am Beginn des Zweiten Weltkrieges übersiedelten sie nach Belfast/Nord-Irland, wo sie an der Queen's University lehrte und begann, sich auf zwei Bereiche der Matrixtheorie zu fokussieren - generalizations of matrix commutativity und integral matrices. Später kam sie wieder nach London und analysierte gemeinsam mit ihrem Mann am National Physical Laboratory die Flugzeug-Vibrationen und entwickelte dafür bahnbrechend die Numerik von Matrizen, an deren Ausbau sie in der Folgezeit maßgeblich beteiligt war, nach Kriegsende auch am National Bureau of Standards der USA.

1957 folgte das Ehepaar einem Ruf an das California Institute of Technology (CALTECH) in Pasadena/USA wo aber vorerst nur ihr Mann Professor wurde, sie selbst Forschungsassistentin, aber mit den Pflichten einer vollen Professorenstelle. Erst als eine andere, viel jüngere Frau um 1970 als erste Professorin am Caltech gefeiert wurde, wurde auch ihr Status 1971 auf eine Professur angehoben. Sie verbrachte auch Gastsemester am Courant Institute und als Fulbright Professor auch noch einmal an der Universität Wien.

Sie wurde später allgemein als Pionierin der Matrizentheorie verehrt. Daneben arbeitete sie weiter auf dem Gebiet der algebraischen Zahlentheorie, das sie nach wie vor als ihr eigentliches Gebiet betrachtete. Hier entwickelte sie unter anderem algorithmische Methoden, teilweise in Zusammenarbeit mit Hans Zassenhaus und anderen.

Durch mehr als 200 wissenschaftliche Arbeiten, insbesondere zur linearen Algebra, zur Matrizentheorie, zur numerischen Mathematik oder zur algebraischen Zahlentheorie, wurde Olga Taussky-Todd zu einer der bekanntesten und vielseitigsten Mathematikerinnen des 20. Jahrhunderts.

Ehrungen

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Ford Prize der Mathematical Association of America (1971) und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1978), ein Ehrendoktorat der University of Southern California (1988) und war Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1975), sowie der Bayrischen Akademie der Wissenschaften (1985) und war Vizepräsidentin der American Mathematical Societ, einrichtung der Taußky-Todd-Lectures (ILAS, 1993) und der en Umwandlung in den ILAS Taußky-Todd-Preis (2012).

An der Universität Wien wurde sie am 28. April 2010 durch Benennung des Seminarraums C 209 an der Fakultät für Mathematik (im UZA IV, Wien 9., Althanstraße) in "Olga-Taussky Todd Raum" geehrt. Diese Ehrung ging aber bei der Übersiedelung der Fakultät 2013 von der Althanstraße in den Neubau in Wien 9., Oskar-Morgenstern-Platz 1 wieder verloren. Die dortigen 17 Hörsäle, 16 Seminarräume und 7 PC-Räume wurden nur durchnummeriert und erhielten keine Benennungen mehr.
2016 wurde für Olga Taussky-Todd ein Denkmal im Arkadenhof der Universität Wien errichtet (Künstlerin: Karin Frank, Enthüllung: 30. Juni 2016).

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 26.02.2024 - 22:14

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