Petrus Canisius, Dr. theol., Mag. art, Lic. art., Bacc. art.

8.5.1521 – 21.12.1597
geb. in Nimwegen | Nijmegen, Niederlande gest. in Freiburg | Fribourg, Schweiz

Funktionen

Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1553/54
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1554

Petrus Canisius (Pieter Kanijs, Canis, Kanis), Sohn von Jakob Kanijs, Bürgermeister von Nimwegen im damals deutschen Gelderland und dessen Frau Ägidia van Houweningen (Hovignan), studierte ab 1535 an der philosophischen Fakultät der Universität Köln. Hier graduierte er 1536 zum Baccalaureus, 1538 zum Licentiaten und 1540 Magister artium. Anschließend nahm er das Studium der Theologie auf. 1843 ging er nach Mainz, wo er sich dem Jesuitenpater Petrus Faber anschloss, der ihn für den Jesuitenorden gewann. Als erster Deutscher trat er am 8. Mai 1543 in den erst 1540 gegründeten Orden der Gesellschaft Jesu ein.

Aus seinem geerbten Vermögen erwarb Canisius 1543 ein Haus in Köln und gründete damit die erste deutsche Niederlassung des Jesuitenordens. Nach Überwindung der anfänglich reservierten Haltung der Stadtbewohner gegenüber dem Jesuitenorden wurde Canisius Sprecher der katholischen Bürgerschaft der Stadt Köln und setzte sich nach seiner Priesterweihe 1546 als Prediger sowie Beichtvater für die Erhaltung des katholischen Glaubens und der katholischen Kirche ein. Gleichzeitig lehrte er Theologie am Gymnasium Montanum sowie an der Theologen-Schule in Köln, betätigte sich als Schriftsteller und hielt wissenschaftliche sowie religiöse Vorträge. Im Auftrag des Kölner Klerus wirkte Canisius auf den Fürstbischof von Lüttich sowie auf Kaiser Karl V. ein, um den zum Protestantismus übergetretenen Kölner Erzbischof Hermann von Wied 1547 zum Amtsverzicht zu zwingen.

Im Auftrag des Augsburger Bischofs Otto Truchseß von Waldburg nahm Petrus Canisius 1547 am Konzil von Trient teil. Bereits wenig später wurde Canisius jedoch von Ordensgründer Ignatius von Loyola nach Rom berufen, um ihn nach Sizilien zu entsenden, wo zwei Kollegien vom Jesuitenorden übernommen werden sollten. 1548 reiste er nach Messina, wo er Professor der Rhetorik am neu zu gründenden Kollegium wurde. Ein Jahr später nach Rom zurückberufen, legte Petrus Canisius am 4. September 1549 als achter Jesuit die Profess ab, im selben Jahr wurde er in Bologna zum Doktor der Theologie promoviert.

Noch 1549 sandte Ignatius ihn nach Deutschland zurück, um dort die Gegenreformation voranzubringen. Auf Wunsch des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern besetzten Canisius, Claudius und Alfons Salmeron theologische Lehrstühle an der Universität Ingolstadt (heute Ludwig-Maximilians-Universität München). Am 18. Oktober 1549 wurde Canisius zudem zum Rektor dieser Universität gewählt. Die vollständige Umgestaltung zu einer Jesuitenuniversität gelang jedoch nicht.

Auf Wunsch König Ferdinands I., der 1551 in Wien ein Jesuitenkloster begründet hatte, kamen Petrus Canisius und Nicolaus Gaudamus im März 1552 als erste Jesuiten nach Wien. Die Berufung des Jesuitenordens an die Universität Wien war ein wichtiger Schritt im Zuge der katholischen Reformen Ferdinands I., die 1554 in der sogenannten Reformatio nova zusammengefasst wurden. Canisius hielt an der Universität Wien Vorlesungen über das Neue Testament. 1553/54 zum Dekan der Theologischen Fakultät gewählt, trat Canisius mit aller Schärfe dafür ein, den protestantischen Einfluss an der Universität zurückzudrängen. So sprach er sich für die Entlassung aller Nichtkatholiken in Professorenämtern aus. 1555 wurden den Jesuiten die Bursen zur Beaufsichtigung übergeben. Auf Canisiusʼ Anregung wurden ein Konvikt für Studenten und ein Priesterseminar gegründet.

In Wien und im Zuge von Missionsreisen auch in zahlreichen weiteren Kirchen in Österreich war Canisius zudem als Prediger aktiv. 1553 erfolgte seine Ernennung zum Hofprediger durch Ferdinand I. Außerdem Beichtvater der habsburgischen Fürsten. Die Berufung zum Bischof lehnte er ab, übernahm jedoch in den Jahren 1554 und 1555 die Position des Administrators der Diözese Wien. 1556 verließ Canisius Wien, um in Prag ein Jesuitenkolleg samt eines Konvikts sowie eines theologischen Seminars zu gründen.

1556 wurde Petrus Canisius zum ersten Provinzial der neuerrichteten Oberdeutschen Ordensprovinz ernannt. In den 13 Jahren in dieser Funktion gründete er zahlreiche Ordensniederlassungen, unter anderem die Kollegien in Ingolstadt, Dillingen, Innsbruck und München. Er gewann großen Einfluss auf die Kirchenpolitik Ferdinands I., Papst Gregors XIII. sowie des deutschen Kaisers und trat vehement gegen den Religionsfrieden ein. Damit war er einer der wichtigsten Vorkämpfer der Gegenreformation im deutschen Sprachraum.

Petrus Canisius wirkte ab 1559 als Domprediger in Augsburg, und ab 1569 im Kolleg in Dillingen. Zwischen 1560 und 1580 hielt er sich zumeist in Innsbruck auf, wo er u.a. 1562 das Jesuitenkolleg in Innsbruck und 1569 jenes in Hall eröffnete. 1571 wurde er zum Hofprediger bei Erzherzog Ferdinand II in Innsbruck ernannt – eine Funktion, die er bis 1577 ausübte.
Parallel übernahm Canisius zentrale kirchenpolitische Aufträge: So nahm er 1557 an dem ergebnislosen Religionsgespräch von Worms teil, 1562 am Konzil von Trient, dessen Beschlüsse er 1565 im Zuge einer Reise durch das deutsche Reich den katholischen Fürsten und Bischöfen überbrachte, an den Reichstagen von Regensburg 1556 und 1576, von Augsburg 1559 und 1566 sowie am polnischen Reichstag von Petrikau 1558.

Zudem war Canisius auch als Schriftsteller für die Verteidigung der katholischen Lehre und der Seelsorge hoch aktiv: Bekannt wurden vor allem seine drei Katechismen, die in weiterer Folge in zahlreiche Sprachen übersetzt und hunderte Auflagen erreichten: der 1555 verfasste Große Katechismus „Summa doctrinae christianae“ (1555) für Geistliche und Studenten, der Kleine Katechismus (1556) für Kinder und der Mittlere bzw. Kleinere Katechismus für Lateinschüler (1558). Auch seine Gebetbücher fanden weitere Verbreitung.

1580 ging Canisius nach Freiburg in der Schweiz, wo er das Kollegium Sankt Michael gründete und sich als Seelsorger und Schriftsteller betätigte. Er starb 1597 im Alter von 76 Jahren. Zunächst in der dortigen Kollegiatskirche bestattet, wurden seine sterblichen Überreste 1623 exhumiert und in einer eigenen an die Kirche angebauten Grabkapelle beigesetzt.

1864 wurde Petrus Canisius von Papst Pius IX. selig gesprochen, 1897 verlieh ihm Leo XIII. den Titel „Zweiter Apostel Deutschlands“ und 1925 erfolgte seine Heiligsprechung und die Ernennung zum Kirchenlehrer durch Pius XI. Der Gedenktag des heiligen Petrus Canisius ist der 27. April.
Canisius ist Schutzpatron der 1964 errichteten Diözese Innsbruck sowie der katholischen Schulorganisation in Deutschland. Zahlreiche Institutionen und Orte sind heute nach Canisius benannt, darunter allein in Wien seit 1900 die Canisiusgasse und die dort errichtete Canisiuskirche in Wien-Alsergrund (9. Bezirk) der 1879 gegründete Canisius-Verein zur Pflege des katholischen Schulwesens sowie das 1918 gegründete Canisiuswerk zur Ausbildung für geistliche Berufe.

Werke (Auswahl)

Summa doctrinae christianae [Summe der christlichen Lehre], 1555 (Ausgabe 1559).
Catechismus minimus [Kleiner Katechismus], 1556. 
Catechismus minor seu Parvus Catechismus catholicorum [Kleinerer Katechismus oder Kleiner Katechismus der Katholiken], 1558.
Institutiones christianae pietatis, 1566.
Institutiones et exercitiamenta christianae pietatis, 1566.
Epistolae et Evangelia, quae Dominicis et Festis diebus de more Catholico in templis recitantur, 1570.
Commentariorum de verbis dei corruptelis liber primus, in quo de sanctissimi praecursoris domini Joannis Baptistae historia evangelica, cum adversus alios hujus temporis sectarios, tum contra novos ecclesiasticae historiae consarcinatores sive centuriatores pertractatur, 1571.
De Maria virgine incomparabili, et dei genitrice sacrosancta, libri quinque [Katholische Marienverehrung und lauteres Christentum], 1577.
Manuale catholicorum in usum pie precandi collectum, 1587.
Notae in evangelicas lectiones, quae per totum annum dominicis diebus in ecclesia catholica recitantur, 1591.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024 - 21:27

Druckversion