Theodor Schmidt, Dr. jur.

3.8.1891 – 18.10.1973
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Kommerzialrat, Wien

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrenmedaille Ehrenmedaille gold 1925

Theodor Aurelius Schmidt war der älteste Sohn des Industriellen Theodor Edmund Schmidt (1857–1921) und dessen Ehefrau Charlotte Franziska Theodora, geb. Pontzen (1865–1927, Tochter des jüdischen Bankiers Rudolf Pontzen), die vom katholischen bzw. jüdischen Glauben zur evangelischen Kirche H.B. konvertiert waren. Theodor Schmidt jun. war der Erbe der von seinem Großvater Victor Anton Schmidt 1863 gegründeten Wiener Firma „Victor Schmidt & Söhne“, der führenden Schokoladen- und Süßwarenfabrik in Österreich-Ungarn.

Theodor Schmidt jun. studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck, Oxford und Paris. Während des Ersten Weltkrieges diente er als Reserveoffizier im Dragonerregiment Nr. 4. Nach Kriegsende trat Schmidt zunächst als Prokurist und 1921 als Gesellschafter in das Familienunternehmen „Victor Schmidt & Söhne“ ein, zeigte jedoch wenig Interesse an der Geschäftsführung.

Als monarchistischer Großindustrieller engagierte er sich politisch im Hauptverband der Industrie Österreichs, fungierte in den 1920er-Jahren als Arbeitgebervertreter Österreichs im Völkerbund in Genf und spielte im Leben der gehobenen Wiener Gesellschaft eine wichtige Rolle.

Ehrung durch die Universität Wien 1925

Die Ehrenzeichenkommission beschloss in ihrer Sitzung am 8. Juli 1925 (anwesende Mitglieder: Vorsitzender Prof. Konstantin Hohenlohe-Schillingsfürst sowie Prof. Anton Eiselsberg, Prof. Ernst Schwind, Prof. Richard Hoffmann) „dem akademischen Senate den Antrag zu stellen, dem Herrn Kommerzialrat Dr. Theodor Schmidt, Inhaber der Firma Victor Schmidt & Söhne, für sein langjähriges verdienstvolles Wirken zugunsten armer Studierender das goldene Ehrenzeichen zu verleihen“ (Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, Gz. 1030 ex 1924/25). Den Anlass boten die Hilfeleistungen, die die Universität Wien sowie ihre Studierenden und Lehrenden nach dem Ersten Weltkrieg erhielten, um die Notsituation der Nachkriegsjahre zu lindern.

Der Akademische Senat beschloss schließlich am 16. Juli 1925, Theodor Schmidt „in dankbarer Würdigung Ihrer Verdienste um die Wiener Universität“ mit dem goldenen Ehrenzeichen der Universität Wien zu ehren. Die Überreichung erfolgte am 9. September 1925.

Schmidt bedankte sich am 15. September 1925 schriftlich beim Senat:

Ich spreche dem akademischen Senat für diese aussergewöhnliche Ehrung meinen wärmsten Dank aus und erlaube mir zu bemerken, dass mir durch diese schöne und seltene Auszeichnung eine sehr grosse Freude bereitet wurde. Es wird auch fernerhin mein Bestreben sein, der alten weltberühmten Alma Mater Rudolfina meine schwachen Kräfte zur Verfügung zu stellen.
(Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat GZ 1121 ex 1924/25).

Engagement als Sportfunktionär

Theodor Schmidt, der bereits 1927 einen firmeneigenen Fußballclub für die Angestellten seiner Firma gegründet und dessen Ehrenpräsidentschaft übernommen hatte, engagierte sich im folgenden Jahrzehnt intensiv für den österreichischen Spitzensport. 1928 wurde er Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees und 1929 Präsident des nationalen Hauptverbands für Körpersport. Für die Olympischen Winter- und Sommerspiele 1928 (St. Moritz, Schweiz bzw. Amsterdam, Niederlande) sowie 1932 (Lake Placid bzw. Los Angeles, USA) organisierte er die Teilnahme der österreichischen Athleten sowie deren Finanzierung und mediale Wahrnehmung. Die sportlichen Erfolge der österreichischen Olympiamannschaft waren somit seinem politischen wie finanziellen Engagement als Delegationsleiter mitzuverdanken. Schmidt erwarb sich damit große gesellschaftliche Anerkennung. Im Auftrag der austrofaschistischen Sportführung war Schmidt zuletzt auch als Mitorganisator der Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen führend beteiligt.

Nationalsozialismus

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 flüchtete Theodor Schmidt vor der drohenden Verfolgung – als „Halbjude“, Homosexueller sowie aufgrund seiner Kooperation mit dem Dollfuß-Schuschnigg-Regime – über Rom und die USA in die Dominikanische Republik. Aus dem Familienunternehmen schied er 1939 als Gesellschafter aus.

Nachkriegszeit

1955 kehrte Theodor Schmidt als Honorarkonsul der von Diktator Trujillo geführten Dominkanischen Republik nach Wien zurück. Auf Basis seines Firmenanteils an dem Familienunternehmen erhielt er bis an sein Lebensende eine Leibrente. Nach seinem Tod 1973 wurde er im Ehrengrab seines Vaters am Evangelischen Friedhof Simmering bestattet.

Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat GZ 1121 ex 1924/25.
Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, Gz. 1030 ex 1924/25
Archiv der Universität Wien, R 34.4: Ehrenbuch 1921-1959.

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Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 22.05.2023 - 12:13