Walter Rudin, Univ.-Prof. Dr.

2.5.1921 – 20.5.2010
geb. in Wien, Österreich gest. in Madison, Wisconsin, Vereinigte Staaten

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrendoktorat Dr. phil. h.c. 2006/07 Fakultät für Mathematik

Walter Rudin wurde am 2. Mai 1921 in Wien geboren. Er stammt aus einer prominenten altösterreichischen Familie jüdischen Ursprungs; sein Urgroßvater, ein Zündholzfabrikant, wurde von Kaiser Franz Joseph zum Ritter geschlagen. Sein Vater, Robert Pollak-Rudin, war ein bedeutender Elektrotechniker. Walter Rudin besuchte die Ressel-Realschule (heute BRg 4) in der Waltergasse im 4. Wiener Gemeindebezirk. Im Jahr 1938 wurde Walter Rudin vom Besuch der Schule aus geschlossen und emigrierte einige Monate später in die USA. Im Rahmen der 150-Jahr-Feier des BRg 4 wurde im November 2005 eine Erinnerungsstätte er richtet, in welcher auch Walter Rudin an gebührender Stelle erwähnt wird.

Walter Rudin hat in sehr eindringlicher Art und Weise in seiner Autobiografie „The Way I Remember It“ (History of Mathematics, American Mathematical So ciety, London Mathematical Society, 1997) die näheren Umstände seiner Flucht aus Österreich geschildert.

Walter Rudin promovierte 1949 an der Duke University mit einem bedeutenden Beitrag in der Harmonischen Analysis. Seine weiteren wissenschaftlichen Stationen waren das M.I.T., die Rochester University und die University of Wisconsin, Madison.

Sein wissenschaftliches Werk umfasst ca. 200 hochqualitative Arbeiten in renommierten Fachzeitschriften auf verschiedenen Gebieten der Analysis: Theorie der Fourierreihen, Theorie der Lückenreihen, Funktionenalgebren, Harmonische Analysis, Abstrakte Harmonische Analysis, Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher. Im MathSciNet der American Mathematical Society finden sich 210 Eintragungen.

Von besonderer Bedeutung sind auch seine Lehrbücher, die mehrfache Auflagen erfuhren und durch ihre wissenschaftliche Prägnanz und Genauigkeit die Entwicklung der modernen Analysis in nachhaltiger Art und Weise beeinflusst haben und noch immer beeinflussen. Es sind dies die Bücher

  • Principles of Mathematical Analysis, McGraw-Hill (1953, 1964, and 1976, Übersetzung ins Deutsche: Oldenbourg Verlag 1998);
  • Real and Complex Analysis, McGraw-Hill (1966, 1974, and 1976, Übersetzung ins Deutsche: Oldenbourg Verlag 1999);
  • Functional Analysis, McGraw-Hill (1973, and 1991);
  • Function Theory on the Unit Ball of Cn, Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 241, Springer Verlag (1980).

Die beiden erstgenannten Bücher wurden 1993 mit dem renommierten Steele Prize for Mathematical Exposition der American Mathematical Society ausgezeichnet.

Angesichts der vielen wichtigen wissenschaftlichen Beiträge Walter Rudins und der Tatsache, dass seine Lehrbücher nach wie vor auch bei den Vorlesungen an unserer Fakultät als Grundlage verwendet werden und nicht zuletzt wegen seines österreichischen Ursprungs verlieh die Universität Wien im Jahr 2006 das Ehrendoktorat an Walter Rudin. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Walter Rudin nicht nach Wien reisen, um die akademische Ehrung in Empfang zu nehmen. Im Rahmen einer von der University of Wisconsin gestalteten akademischen Feier wurde ihm das Ernennungsdekret der Universität Wien überreicht.

Walter Rudin, der an Parkinson litt, erlag am 20. Mai 2010 seiner Krankheit im Alter von 89 Jahren in Madison, Wisconsin (USA).

Siehe auch

> Nachruf von Friedrich Haslinger (2010) (abgerufen am 07.03.2025)

Friedrich Haslinger

Zuletzt aktualisiert am 22.05.2025 - 09:26

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