Franz Joseph Freiherr von Bretfeld-Chlumczansky zu Kronenburg, Dr. art. lib. et phil.

28.4.1777 – 23.11.1839
geb. in Prag, Tschechische Republik gest. in Wien, Österreich

(auch: Franz Joseph Freiherr von Bretfeld zu Cronenburg bzw. František Josef Bretfeld Chlumčanský svobodný pán z Kronenburgu)

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1819/20
Dekan*in Philosophische Fakultät 1820/21 (II)
Rektor 1821/22

Franz Joseph Thomas Ritter und Edler Herr von Bretfeld war der Sohn des Prager Universitätsprofessors und Rechtsanwaltes Joseph Ritter von Bretfeld zu Cronenburg (1729–1820) und dessen Frau Maria Anna, geb. Chlumczansky von Przestawlk und Chlumczan (1753–1819). Franz Joseph von Bretfeld, der 1807 mit dem Prädikat „von Kronenburg“ in den Freiherrenstand erhoben („Freiherr von Bretfeld zu Cronenburg“) wurde, führte nach dem Tod seines Onkels und Adoptivvaters (ab 1820) Adalbert Ritter Chlumczansky von Prestawlk und Chlumczan den Namen „Freiherr von Bretfeld-Chlumczansky zu Cronenburg“.

Franz Joseph von Bretfeld studierte an der Philosophischen sowie an der Juridischen Fakultät der Universität Prag, wo er zum Doktor der freien Künste und der Philosophie promoviert wurde. Nach Studienabschluss wurde er zunächst Konzeptspraktikant beim böhmischen Landesgubernium in Prag. 1808 wechselte er als Konzipist an die Haus-, Hof- und Staatskanzlei in Wien. Hier avancierte er später zum Kämmerer, wirklichen Staatskanzleirat sowie zum Hofrat.

Als Historiker und Genealoge veröffentlichte Bretfeld mehrere Werke, deren Themen meist im Zusammenhang mit seiner Familiengeschichte standen. So publizierte er etwa eine Abhandlung über die Geschichte des Bistums Leitmeritz, das er seinem Onkel Wenzel Leopold von Chlumczansky, dem Erzbischof von Leitmeritz, widmete.

An der Universität Wien fungierte Franz Joseph Freiherr von Bretfeld im Studienjahr 1819/20 als Dekan der Philosophischen Fakultät. Als im darauffolgenden Studienjahr 1820/21 der amtierende Dekan Joseph Redemt Zappe während seiner Amtszeit am 5. Jänner 1821 verstarb, übernahm Bretfeld seine Amtsgeschäfte bis zur nächsten Dekanswahl. Für das Studienjahr 1821/22 wurde er zum Rektor der Universität Wien gewählt.

Von seinem 1820 verstorbenen Vater erbte Bretfeld ausgedehnte Landgüter in Böhmen: Auf seinem Schloss samt ausladendem Schlosspark in Wesseliczko bzw. Weselitschko (tschechisch: Veselíčko) residierte er vor allem über die Sommermonate und veranstaltete dort zahlreiche Belustigungen für sich und seine Untertanen. Das Gut ließ er in den 1820er-Jahren renovieren und ausbauen. Im benachbarten Klein-Zbieschitz (Zběšičky) ließ Bretfeld 1822 ein Jagdschloss erbauen. 1930 erweiterte er seinen Besitz, indem er den Hof Swatkowitz (Svatkovice) erwarb, wo er 1831/32 ebenfalls ein Jagdschloss samt Wirtschaftsgebäude errichten ließ.

Franz Joseph Freiherr von Bretfeld machte sich besonders als eifriger Sammler von Büchern, Kunst und Münzen einen Namen. Seine Bibliothek mit Schwerpunkt auf historischen Werke (u. a. Numismatik, Heraldik, Genealogie), die auch eine wesentliche Grundlage seiner Publikationen darstellten, umfasste über 12.000 Bände. Im Zuge zahlreicher Reisen durch Europa erwarb Bretfeld mehrere private Münzsammlungen und schuf so eine bedeutende numismatische Sammlung, die über 51.000 Stücke umfasste, davon von über 4.600 antike römische Münzen sowie mittelalterliche und neuzeitliche Medaillen und Münzen. Nach seinem Tod wurde 1841/42 ein zweibändiges Verzeichnis seiner Münzsammlung veröffentlicht und die Sammlung 1842 versteigert. Zudem besaß Bretfeld eine wertvolle internationale Sammlung von Papiergeld. Neben seiner Sammlung archäologischer Fundstücke, genealogischer und heraldischer Quellen sowie Siegel ist besonders Bretfelds wertvolle Gemälde- und Kupferstichsammlung zu erwähnen, die Werke von Albrecht Dürer, Hans Holbein, Rembrandt, Karel Škréta, Johann Kupetzky, Lucas Cranach, David Teniers, Ferdinand Bol, Raphael Anton Mengs sowie Adriaen van Ostade enthielt.

Franz Joseph Freiherr von Bretfeld-Chlumczansky zu Kronenburg wurde im In- und Ausland vielfach geehrt und ausgezeichnet: So war er Kommandeur des St. Georgen-Ordens von Parma sowie Ritter des Malteserordens (Johanniter), des russisch-kaiserlichen St. Wladimir-, des preußischen roten Adler-, des bayerischen Zivil-Verdienst- und des dänischen Danebrog-Ordens. Neben seiner Funktion als Schatzmeister des k. k. Sternkreuz-Ordens gehörte er als (Ehren-)Mitglied zahlreichen Vereinigungen an, wie der böhmischen ökonomisch-patriotischen Gesellschaft in Prag, der k. k. Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde für Mähren und Schlesien in Brünn, der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien, der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien sowie der britischen Gesellschaft für Altertumskunde in London.

Er starb am 23. November 1839 kinderlos in Wien.

Werke (Auswahl)

Ueber den Ritter-Orden des heiligen Wenzels im Königreiche Böhmen: in so weit als historische Quellen hierüber einen Aufschluß zu geben vermögen, 1807.
Historische Darstellung sämmtlicher von den ältesten Zeiten bis zu dem Jahre 1627 abgehaltenen böhmischen Landtäge: Nach den besten Geschichtschreibern, alten Chroniken, glaubwürdigen Handschriften und Urkunden, 1810.
Gallerie der merkwürdigsten Erfinder älterer und neuerer Zeiten, in alphabetischer Ordnung nach ihren Geistesproducten gereiht, 1810.
Umriß einer kurzen Geschichte des Leutmeritzer Bisthums im Königreiche Böhmen, nebst einigen genealogischen Denkwürdigkeiten über das Alter und die Verdienste der böhmischen Familie Chlumczansky von Przestawlk und Chlumczan, 1811.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:46