Franz Xaver Ritter von Güntner, Dr. med.

23.3.1790 – 23.8.1882
geb. in Trautmannsdorf, Österreich gest. in Ischl, Österreich

1831-1837 Direktor des Allgemeinen Krankenhauses in Wien

Funktionen

Rektor 1844/45

Franz Xaver von Güntner (Guentner), Sohn eines Schneidermeisters, besuchte von 1806 bis 1811 – teils als Stipendiat – das Gymnasium. Er absolvierte anschließend die obligatorischen philosophischen Jahrgänge sowie das Medizinstudium an der Universität Wien und wurde am 25. Juli 1820 zum Doktor der Medizin („Arzneykunde“) promoviert. Güntner, der bereits 1819 zum Assistenten an der Lehrkanzel für Philosophie an der Universität Wien ernannt worden war, war 1822 bis 1825 als Assistent der Medizinischen Klinik unter Johann Nepomuk von Raimann tätig. Parallel begann er, ehrenamtlich als Sekundararzt an der „Irrenanstalt“ des Allgemeinen Krankenhauses (im sogenannten „Narrenturm“) zu arbeiten, wurde dann beauftragt, die Lehrkanzel für allgemeine Erziehungskunde zu supplieren und hielt Lehrveranstaltungen über Frauen- und Kinderkrankheiten. 1827 wurde Güntner zum Primararzt und Leiter der „Irrenanstalt“ ernannt. 1830 übernahm er zusätzlich die Lehrkanzel der praktischen Medizin für Ärzte.

1831 erfolgte Franz Güntners Ernennung zum Direktor des Allgemeinen Krankenhauses und des damit verbundenen Irren-, Gebär- und Findelhauses sowie zum k. k. Regierungsrat. In dieser Funktion erwarb er sich große Verdienste um die Bekämpfung der Cholera-Epidemie 1831 mittels hygienischer Maßnahmen. Er übte die Leitung bis 1837 aus. 1837 zunächst zum zweiten Leibarzt des Kaisers Ferdinand I. ernannt, folgte 1847 die Beförderung zum ersten Leibarzt sowie zum k.k. Hofrat.

Im Studienjahr 1844/45 wurde Franz Xaver von Güntner zum Rektor der Universität Wien gewählt.

Ebenfalls 1844 übernahm er als Nachfolger des verstorbenen Franz Wirer von Rettenbach die Präsidentschaft der Gesellschaft der Ärzte in Wien, zu deren Mitbegründern er 1837 gezählt hatte. Er übte die Leitung der Gesellschaft bis 1850 aus und führte sie durch die Revolution 1848, an der sich die jüngere Generation der Wiener Ärzte intensiv beteiligte. Einer jener engagierten jungen Ärzte, Carl von Rokitansky, folgte ihm 1850 als neuer Präsident nach.

1848 wurde Franz Xaver von Güntner als Obermedizinalrat in das Ministerium des Inneren berufen. Im Zuge der Reorganisation des Medizinalwesens unter der Ägide von Minister Franz Seraph von Stadion bildete Güntner gemeinsam mit Wilhelm Edler von Well und Reichstagsabgeordneten Ferdinando Freiherr von Gobbi das im Innenministerium angesiedelte Obermedizinalgremium für Österreich, wobei Güntner für den Fachbereich I. Spitalwesen, Well für II. Medizinische Polizei und Fakultäten und Gobbi für III. Quarantänen und Seesanität verantwortlich zeichnete. Nach Auflösung dieses dreiköpfigen Kollegiums 1850 wurde Güntner Sanitätsreferent im Ministerium des Inneren, während Well im Rang eines Sektionsrates als Referent für das medizinisch-chirurgische Studium ins Ministerium für Cultus und Unterricht und Gobbi als Leiter des Seesanitätswesens in das Handelsministerium berufen wurde. 1856 trat Güntner in den Ruhestand und widmete sich seiner Privatpraxis.

Franz Xaver von Güntner wurde für seine Verdienste vielfach geehrt: Neben seiner Präsidentschaft der der k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien (1844–1850), war er korrespondierendes Mitglied der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Erlangen und der Hufeland'schen medizinisch-chirurgischen Gesellschaft zu Berlin, Ehrenmitglied des k. k. Atheneums zu Venedig sowie Mitglied zahlreicher anderer ärztlichen und gelehrten Gesellschaften. Er war Ritter des Constantinischen St. Georg-Ordens von Parma, wurde 1856 anlässlich seiner Pensionierung mit dem Leopold-Orden und 1873 mit dem Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet.

Güntner starb 1882 im 92. Lebensjahr in Ischl. Er wurde in Wien-Penzing bestattet.

Testamentarisch hinterließ Franz Xaver Ritter von Güntner 7.300 Gulden als Stiftungskapital für ein Stipendium von jährlich 300 Gulden für einen bedürftigen Medizinstudenten an der Universität Wien sowie 3.600 Gulden als Stiftungskapital für ein Stipendium von jährlich 150 Gulden für einen bedürftigen Schüler des Wiener Akademischen Gymnasiums. Vorzugsweise sollten Stipendiaten aus seiner Heimatgemeinde Trautmannsdorf ausgewählt werden. Das Franz Xaver Ritter von Güntner’sche Stipendium wurde ab dem Studienjahr 1883/84 bis mindestens 1921 an Medizinstudenten verliehen.

Werke (Auswahl)

Kindesmord und Fruchtabtreibung. In gerichtsärztlicher Beziehung für Gerichtsärzte und Juristen, 1845.
Handbuch der gerichtlichen Medicin für Mediciner, Rechtsgelehrte und Gerichtsärzte. Mit Rücksichtnahme auf die Schwurgerichte, 1851.
Handbuch der öffentlichen Sanitätspflege für Aerzte, Juristen und jeden Gebildeten, 1865.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 26.03.2024 - 22:31

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