Hermann (Zvi) Helfgott (Asaria)

8.9.1913 – 22.5.2002
geb. in Wien, Österreich gest. in Savyon, Israel

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Hermann HELFGOTT [später: Zvi ASARIA], geb. am 8. September 1913 in Beodra, Banat/Österreich-Ungarn [später: Jugoslawien, heute: Novo Miloševo/Serbien] (heimatberechtigt in Beodra, Staatsbürgerschaft: Jugoslawien), Sohn von Kolman Helfgott (Kantor, Kaufmann), wohnte in Wien 2, Obere Donaustraße 89A/6. Er hatte am 28. Juni 1932 im Staatsgymnasium in Val Betchkerek maturiert, dann begonnen Theologie im Rabbinerseminar in Sarajevo zu studieren und wechselte im Wintersemester 1934/35 an die Universität Wien, wo er Geschichte und Judaistik zu studieren begann sowie daneben von 1934 bis 1938 an der Wiener Jüdisch-Theologischen Lehranstalt studierte.

An der Universität Wien war er zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 8. und letzten Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Geschichte, Geographie und Orientalistik. Er hatte sich bereits am 3. Dezember 1937 zu den Rigorosen angemeldet und das erste Rigorosum am 21. Jänner bzw. 5. März 1938 bestanden.

Doch nach dem "Anschluss" wurde das Prüfungsverfahren gestoppt und er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien ohne Abschluss zu verlassen.

Er musste aus Wien flüchten und ging vorerst nach Budapest, wo er das Theologische Studium mit dem Diplom beendete und an der Universität Budapest auch 1940 zum "Dr. phil." promovierte (Dissertation: "Sámuel második könyve Targumának viszonya a maszórai szöveghez" [Das zweite Buch Samuel und die Beziehung des Targumim zu den masoretischen Handschriften]). Er war dann kurz als Rabbi tätig bevor er als Feldgeistlicher in die jugoslawische Armee eintrat. 1941 geriet er als Hauptmann in deutsche Kriegsgefangenschaft und war drei Jahre in Lagern in Straßburg, Nürnberg, Pommern und schließlich in Osnabrück gefangen.

Nach der Befreiung durch die britische Armee versuchte er gemeinsam mit katholischen und protestantischen Geistlichen den Überlebenden und Sterbenden des KZ Bergen-Belsen beizustehen. Im Februar 1947 wurde er in London zum Vertreter des Jüdischen Weltkongresses für Erziehung, Kultur und Religion ernannt, besuchte 1948 im Auftrag der Jewish Agency jüdische Gemeinden in der britischen Besatzungszone und warb für den damals neu gegründeten Staat Israel und kämpfte auch als Major im Palästinakrieg. Er wurde israelischer Staatsbürgerschaft und änderte seinen Namen in Zvi ASARIA.

1953 kehrte er nach Deutschland zurück und war bis 1962 Gemeinderabbiner in Köln. Er war Mitbegründer der She'erit-Hapletah-Bewegung (Die letzten Überlebenden) und 1966-1970 Landesrabbiner von Niedersachsen. Danach kehrte er nach Israel zurück, lehrte aber auch immer wieder an deutschen Universitäten. Er ist Autor zahlreicher Artikel und Bücher, u.a. auch von Die Juden in Köln. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (1959), Das jüdische Kalendarium. Feste und Gebräuche (1960), Geduldet oder gleichberechtigt? Zwei Gespräche zur gegenwärtigen Situation der Juden in Deutschland (1960), Wir sind Zeugen. Erlebnisbericht eines Juden aus deutschen Lagern (1975).

Er starb am 22. Mai 2002 nach längerer Krankheit in Savyon, Israel. 2008 wurde ein Teil einer Sammlung in Yad Vashem im Rahmen einer Ausstellung gezeigt, 2019-2022 wird sein Leben an der Universität Osnabrück im Rahmen eines Forschungsprojektes weiter aufgearbeitet.

Ehrung

Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

 

Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1934-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL Nr. 14011; Ausstellung in Yad Vashem 2008; wikipedia; www.arcgis.com, Video-Interview auf www.youtube.com

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 13.02.2024 - 21:01

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