Johann Aicholz, Mag. art., Dr. med.

1520 – 6.5.1588
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

(Aicholcz, Aichholtz)

Funktionen

Dekan*in Medizinische Fakultät 1559/60
Dekan*in Medizinische Fakultät 1570/71
Rektor 1574/75
Dekan*in Medizinische Fakultät 1575
Dekan*in Medizinische Fakultät 1586/87
Dekan*in Medizinische Fakultät 1587

Der um 1520 in Wien geborene Johannes Aicholz verlor schon als Kind seine Eltern, weshalb er von dem Mediziner Johannes Pilhamer erzogen wurde. Im Sommersemester 1536 wurde Aicholz in die Hauptmatrikel der Universität Wien eingetragen und 1539 zum Bakkalar der artes promoviert. 1541 studierte er an der Universität Ingolstadt und ab 1548 in Wittenberg, wo er zum Magister artium promoviert wurde. Hier trat er auch zum Protestantismus über, wie er noch in seinem Testament festhielt.

Um 1550 kehrte Aicholz nach Wien zurück, wo er sich in die Matrikel der Medizinischen Fakultät eintragen ließ. Schon bald verließ er Wien erneut, um als Lehrer adelige Schüler nach Frankreich und Italien zu begleiten. Daneben widmete er sich seinen eigenen Studien: 1553 wurde er in Padua in die deutsche Artistenmatrikel eingetragen, 1556 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert.

Bald danach kehrte Johannes Aicholz wieder nach Wien zurück, wo er 1557 in die Medizinische Fakultät aufgenommen wurde. Kurz nach seiner Aufnahme wurde er erstmals mit der Durchführung einer Sektion betraut – eine Aufgabe, die er in den folgenden Jahren noch oft übernehmen sollte.

1558 wurde er zum Magister sanitatis ernannt. Aicholz versuchte, das bei den Doktoren ungeliebte Amt nach seiner Wahl zum Dekan im Oktober 1559 abzugeben, war jedoch fürs Erste nicht erfolgreich. Erst ein Jahr später wurde er zunächst dispensiert, da er die medizinische Versorgung des an der Pest erkrankten ungarischen Palatins Thomas Nádasdy übernommen hatte.

Johannes Aicholz war ein sehr aktives Mitglied der Medizinischen Fakultät. Insgesamt wurde er fünfmal zum Dekan gewählt und regelmäßig als Prüfer bei der Approbation von Chirurgen und anderen medizinischen Handwerkern herangezogen. Die Medizinische Fakultät hatte die Oberaufsicht über sämtliche medizinischen Handwerksberufe; Chirurgen, Hebammen oder Apotheker erhielten ihre Approbation erst nach Prüfung durch die Fakultät. 1565 wurde er zum Professor für theoretische Medizin ernannt, 1578 scheint er als Professor primarius auf.

Aicholz' protestantische Gesinnung führte zumindest in zwei Fällen zu Konflikten: Als Dekan des Wintersemesters 1559/60 verweigerte er die Anordnung des Universitätskanzlers Matthias Wertwein, dass vor dem Lizenziatsexamen sämtliche Teilnehmer die Messe zu hören hätten, da dies nicht den Fakultätsstatuten entspräche. Als Rektor nahm er 1575 gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Universität am Begräbnis eines Studenten nach protestantischen Gebrauch – ohne Priester, Kerzen, Glockengeläute u.ä. – teil. Während im ersten Fall der Universitätskanzler seine Anordnung zurückzog, erließ im zweiten Fall Erzherzog Karl als Stellvertreter Maximilians II. ein Dekret, in dem das Verhalten des Rektors und der übrigen Universitätsmitglieder streng gerügt wurde. Ähnliche Vorkommnisse seien künftig zu unterlassen.

Johannes Aicholz starb am 6. Mai 1588. Da ihm als Protestant ein Begräbnis bei St. Stephan verwehrt blieb, wurde er auf dem Friedhof vor dem Schottentor beerdigt, wo es eine Abteilung für Protestanten gab.

Wie aus seinem Testament sowie weiteren Quellenbelegen zu entnehmen ist, war Aicholz wohlhabend. Er besaß ein Haus in der Wollzeile sowie einen Garten, in dem er eine Vielzahl bisher nicht heimischer Pflanzen anbaute. Auch tauschte er mit anderen Gelehrten Pflanzen aus. Aicholz' Garten wurde u.a. vom kaiserlichen Hofbotaniker Karl Clusius (Charles de l’Écluse) lobend erwähnt. Seine botanischen Kenntnisse waren wohl ausschlaggebend dafür, dass die Fakultät Aicholz gemeinsam mit Paul Fabricius und Georg Walther 1570 mit der Erstellung eines Arzneibuchs (dispensatorium) beauftragte.

In den Jahren 1546 bis 1550 führte Aicholz Wetteraufzeichnungen. An wissenschaftlichen Werken ist lediglich das Consilium in hydrope monstroso erhalten. Dabei handelt es sich um einen Bericht über eine 1581 in Prag vorgenommene Sektion einer an Wassersucht verstorbenen Frau.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 26.08.2022 - 15:45