Josef Herzig, Univ.-Prof. Dr.

25.9.1853 – 4.7.1924
geb. in Sanok, Galizien | Sanok, Polen gest. in Wien, Österreich

Naturstoffforscher, Namensgeber der Herzig-Meyer-Reaktion

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal 1935 (zerstört 1938) Philosophische Fakultät

In der Aula des Chemischen Institutsgebäudes wurde 1935 eine Gedenktafel für Prof. Dr. Josef Herzig, gestaltet von Siegfried Charoux, enthüllt. Die Relieftafel wurde jedoch bald nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 zerstört.

Josef Herzig wurde am 25. September 1853 in Sanok (Galizien) als Sohn des Grundbesitzers Mendel Herzig und dessen Ehefrau Chana geboren. Er besuchte zuerst ein Gymnasium in Breslau, bevor er an das Gymnasium in Wien-Leopoldstadt kam, wo er am 31. Juli 1874 maturierte. Er begann sein Chemiestudium in Wien, ging im zweiten Semester zu August Wilhelm von Hofmann nach Berlin und 1876 zu Robert Bunsen nach Heidelberg. Zu Ostern 1877 kehrte er nach Wien zurück. Am 23. Dezember 1879 wurde er mit seiner unter Prof. Ludwig Barth von Barthenau ausgeführten Dissertation „Über zwei neue isomere Cyanursäuren“ zum Dr. phil. promoviert.

Von 1880 bis zum 1. Juni 1886 war Dr. Josef Herzig Assistent am 1. Chemi­schen Universitätslaboratorium, danach Adjunkt am gleichen Institut. Seine Habilitation erfolgte 1887, seine Ernennung zum außerordentlichen Professor 1897. Mit „Allerhöchster Entschliessung“ wurde Herzig am 2. November 1906 der Titel und Charakter eines ordentlichen Universitätsprofessors verliehen. Wie aus mehreren Briefen Herzigs an die Universität hervorgeht, wurde er aus konfessionellen Gründen (er bekannte sich zur mosaischen Religion) bei fälligen Beförderungen zurückgesetzt. So wurde Herzig 1913 zwar o. Prof. ad personam, man wollte ihn jedoch nicht zum Vorstand eines eigenen Instituts machen. Er hatte demnach nur einen selbständigen Lehrauftrag für pharmazeutische Chemie inne.

Herzigs glanzvollste wissenschaftliche Beiträge waren jene, die zur Aufklärung der Konstitution von Pflanzenfarbstoffen beitrugen, namentlich aus der Gruppe der Flavonole, wie Quercetin, Fisetin und Rhamnetin. Gemeinsam mit seinem Schüler und Freund Hans Meyer (der 1942 in Theresienstadt ums Leben kam) entwickelte Herzig zwischen 1894 und 1897 die Methode der Methylimid­bestimmung, eine Gruppenbestimmungsreaktion, die zu den bekannten Namens­reaktionen der organischen Chemie zählt.

1899 ehelichte Joseph Herzig Etka Pineles (1859–1936). Etka Pineles – eine Enkelin von Josefs Vater (ihre Mutter war Josefs Halbschwester Chaja Pineles, geborene Herzig, 1834-1910) – war die Schwester des Markus Pineles (1853–1931), des Universitätsdozenten Stanislaus Pineles (1857–1921), der Malerin Bronislawa (Broncia) Pineles bzw. Koller-Pinell (1863–1934) und des Universitätsprofessors Friedrich Pineles (1868–1938).

Joseph Herzig gilt als der Begründer der pharmazeutischen Chemie an der philosophischen Fakultät der Universität Wien. Er war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und erhielt 1904 den Ignaz Lieben-Preis für seine Arbeiten über pflanzliche Farbstoffe.

Er starb am 4. Juli 1924 in Wien. Seine sterblichen Überreste wurden im von Kolo Moser entworfenen Familiengrab der Familie Pineles am Wiener Zentralfriedhof beim 1. Tor (Gruppe 51/ Reihe 8/ Nr. 7) beigesetzt. Eine Relieftafel in der Aula des ehemaligen Chemischen Instituts, die an Herzig erinnern sollte, wurde kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zerstört. Im 23. Wiener Gemeindebezirk wurde die Herziggasse nach ihm benannt.

Auf die bemerkenswerte Rolle, die der gute Ruf Herzigs, der mit Sigmund Freud befreundet gewesen war, gleich nach dem „Anschluss“ auf die Abwicklung des von Freud gegründeten „Psychoanalytischen Verlags“ und auf die Ausreise Freuds gespielt hat, vergl. Soukup 2004 und die darin zitierte Literatur.

Rudolf Werner Soukup

Zuletzt aktualisiert am 22.09.2022 - 11:29

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