Karl Gussenbauer, o. Univ.-Prof. Dr. med.

30.10.1842 – 19.6.1903
geb. in Obervellach, Kärnten, Österreich gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Rektor Medizinische Fakultät 1902/03

Karl (Carl) Ignatz Gussenbauer, Sohn des Wundarztes und Landchirurgen Richard Josef Gussenbauer, brach seine geistliche Ausbildung am Borromäum in Salzburg im jungen Alter ab und absolvierte das Staatsgymnasium in Klagenfurt. Ab 1861 studierte er Medizin an der Universität Wien bei berühmten Medizinern der Zweiten Wiener Medizinischen Schule. Am physiologischen Laboratorium unter Leitung von Ernst Wilhelm von Brücke war er bereits während seines Studiums tätig. 1867 zum Doktor der Medizin promoviert, erlangte er im Folgejahr zusätzlich das Doktorat der Chirurgie und das Magisterium der Geburtshilfe und Augenheilkunde.

Nach dem Studium hospitierte Gussenbauer im Allgemeinen Krankenhaus und an der chirurgischen Abteilung im Rudolfspital. 1869 wurde er schließlich Operationszögling an der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien unter Leitung Theodor Billroths und stieg hier 1872 zum klinischen Assistenten auf. 1874 erfolgte seine Habilitation an der Universität Wien.
Karl Gussenbauer arbeitete in diesen Jahren wissenschaftlich über Probleme der Bakteriologie, der Wundheilung sowie über Tumorerkrankungen. Beim 3. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie berichtete Gussenbauer 1874 über die erste vollständige operative Entfernung eines Kehlkopfs (Laryngektomie), die Billroth im Vorjahr gelungen war. In diesem Kontext entwickelte Gussenbauer die erste Kehlkopfprothese, die den Operierten wieder das Sprechen ermöglichte. In Zusammenarbeit mit Alexander von Winiwarter erforschte er in Tierversuchen wesentliche Grundlagen für die 1881 schließlich von Billroth durchgeführte erste Magenresektion.

1875 wurde Karl Gussenbauer als außerordentlicher Professor an die Universität Lüttich berufen, wo er im Jahr darauf zum Ordinarius ernannt wurde. 1878 folgte er der Berufung als ordentlicher Professor und Vorstand der II. Chirurgischen Klinik in Prag. 1886 fungierte er als Rektor der Universität Prag.
1894 trat er schließlich als Ordinarius und Vorstand der II. Chirurgischen Universitätklinik in Wien die Nachfolge Billroths an.

Gussenbauer befasste sich weiterhin mit den damals aktuellsten Problemen und operativen Techniken der Chirurgie sowie der allgemeinen und lokalen Infektion. Er entwickelte u.a. ein operatives Verfahren zur Behandlung von Pankreaszysten, das er als Erster durchführte und das nach ihm benannt wurde. Zudem wirkte er auch als Mitherausgeber der „Zeitschrift für Heilkunde“ in Prag, des „Archivs für klinische Chirurgie“ (Wien) und der „Wiener klinischen Wochenschrift“.

Karl Gussenbauer wurde für seine Leistungen mehrfach geehrt: So war er seit 1888 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie 1894 Präsident der Wiener Ärztekammer. Als erster Ausländer leitete Gussenbauer 1894 den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin.

Die Universität Wien wählte ihn zum Rektor für das Studienjahr 1902/03. Noch während seiner Amtszeit verstarb Karl Gussenbauer am 19. Juni 1903 aufgrund einer schweren Krankheit (Ersatz: Jakob Schipper). Er wurde am Friedhof seines Geburtsorts Obervellach bestattet.

In Erinnerung an ihn wurde 1910 im 9. Wiener Gemeindebezirk, 1937 in Klagenfurt nach ihm benannt (die Gussenbauergasse). Seit 1910 befindet sich in Obervellach ein Denkmal für Karl Gussenbauer.

Werke (Auswahl)

Über die Heilung der primam intuitionem, 1871.
Über die erste durch Theodor Billroth am Menschen ausgeführte Kehlkopf-Exstirpation und die Anwendung eines künstlichen Kehlkopfes (in: Archiv für klinische Chirurgie 17), 1874.
Die Knochenentzündungen der Perlmutterdrechsler (Habilitationsschrift, veröff. in: Archiv für klinische Chirurgie 17), 1874.
mit A. v. Winiwarter: Die partielle Magenresektion (in: Archiv für klinische Chirurgie), 1876.
Die traumatischen Verletzungen, 1880
Sephthämie, Pyohämie und Pyo-Sephthämie, 1882.
Zur operativen Behandlung der Pankreas-Cysten (in: Archiv für klinische Chirurgie 29), 1883
Histogenese des Krebses, 1902.
Anschauungen über Gehirnfunktionen (Inaugurationsrede), 1902.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:15

  • Karl Gussenbauer (1842–1903), Medizin, Chirurgie

    Das Bild ist Teil der Rektorengalerie. Im Jahre 1944 wurde das Bild kriegsbedingt beim Medizinischen Dekanat abgehängt und gemeinsam mit den meisten...

    BestandgeberIn: Archiv der Universität Wien UrheberIn: Sigmund l'Allemand Signatur: 105.P 100
    1903

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