Malka Michaeli (ehem. Mechlis, geb. Balaban)

14.12.1913 – 1994
geb. in Wien, Österreich gest. in Israel, Israel

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Malka MICHAELI (ehem. MECHLIS, geb. BALABAN), geb. am 14. Dezember 1913 in Odessa/Russland [Ukraine] (heimatberechtigt in Tel-Aviv/Palästina [Israel], Staatsbürgerschaft: Großbritannien), Tochter von Schlomo/Salomon Balaban (Kaufmann in Tel Aviv) und wohnte 1938 in Wien 2, Taborstraße 1. Sie hatte am 17. Juli 1928 am Hebräischen Gymnasium »Herzlia« in Tel Aviv/Palästina [Israel], die Reifeprüfung bestanden und studierte seit dem Sommersemester 1934 an der Universität Wien. Sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 8. und letzten Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in in Germanistik, Romanistik und Geschichte (Absolutorium ausgestellt am 3. März 1938).

Sie hatte sich bereits am 30. November 1937 zu den Rigorosen angemeldet und das erste Rigorosum am 19. Februar bzw. 28. April 1938 bestanden. Danach wurde sie im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen gezwungen, vorerst die Abschlussprüfungen abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Doch wenige Tage vor der "Reichspogromnacht" intervenierte der Vizekonsul des Britischen Generalkonsulats in Wien am 4. November 1938 beim Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Wien um ihr den Studienabschluss doch noch zu ermöglichen:

"Frau Malka Michaeli, welche als palästinensische Staatsangehörige unter dem Schutze der Kgl. Britischen Regierung steht, hat erklärt, dass ihr die Erlaubnis, ihre vor 4 Jahren angefangenen Studien an der Universität Wien abzuschliessen, verweigert worden ist. In Anbetracht der langen Zeit, welche Frau Michaeli bereits studiert hat und der Tatsache, dass sie im Laufe dieser Zeit beträchtliche Geldsummen an die Universität bezahlt hat, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn ihr Gelegenheit gegeben würde, entweder ihre Studien daselbst abzuschliessen oder ihr für die zwecklos gemachten Ausgaben eine angemessene Entschädigung zu erhalten."

Am 9. November 1938, dem Tag der Pogrome, wandte sich der kommissarische Dekan Viktor Christian an das Ministerium für Innere und Kulturelle Angelegenheiten in Wien betreffend einer Entscheidung, ob sie doch noch die Dissertation vorlegen und zum zweiten Rigorosum antreten dürfe – eine allfällige Entschädigung für die Studiengebühren komme für ihn aber unter keinen Umständen in Frage. Das Ministerium entschied erst am 25. Jänner 1939 unter Berufung auf eine frühere generelle Regelung vom 24. Oktober 1938 auf Ablehnung. Daraufhin teilte der Dekan Malka Michaeli am 1. Februar 1939 endgültig mit:

"ihr Ansuchen um Zulassung zu strengen Prüfungen behufs Erlangung des philosophischen Doktorgrades an der Universität Wien wurde abgelehnt".

Malka Michaeli musste Wien verlassen, konnte aber wieder in das britische Mandatsgebiet Palästina zurückkehren. Der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt, aber bereits Ende April 1939 inseriert sie in der in Jerusalem erscheinenden englischsprachigen Zeitung The Palestine Post, dass sie anbietet, Hebräisch- oder Deutschstunden im Austausch gegen Englisch-Stunden zu geben und gibt dabei eine Kontaktadresse in Tel Aviv an.

Über ihr weiteres Leben ist bislang wenig bekannt, vermutlich ist sie 1994 in Jerusalem gestorben.

Ehrung

Seit 2009 wird an sie im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich ihr Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

 

Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1934–1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 13991, PHIL GZ 1/III ex 1938/39; The Palastine Post vom 30. April 1939, 9; www.geni.com.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 22.01.2024 - 22:55

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