Viktor Ritter von Ebner-Rofenstein, o. Univ.-Prof. Dr. med.

4.2.1842 – 20.3.1925
geb. in Bregenz, Österreich gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Dekan*in Medizinische Fakultät 1897/98
Dekan*in Medizinische Fakultät 1904/05
Rektor Medizinische Fakultät 1907/08

Viktor Gilbert Ebner-Rofenstein, Sohn des Vorarlberger Kreishauptmannes Johann Nepomuk von Ebner-Rofenstein, absolvierte das Gymnasium in Innsbruck und nahm anschließend ein Studium Medizin sowie Botanik an der Universität Innsbruck auf, das er in Göttingen und Wien fortsetzte. An der Universität Wien besuchte er vor allem Vorlesungen des Botanikers Anton Kerner von Marilaun sowie der Mediziner Josef Hyrtl, Ernst Wilhelm von Brücke, Carl von Rokitansky, Joseph Skoda und Johann von Oppolzer. Hier promovierte er 1866 zum Doktor der Medizin.

Zurück in Innsbruck widmete er sich botanischen und zoologischen Studien. 1868 wurde er Assistent des Physiologen Alexander Rollet in Graz. Mit einer Arbeit zum Thema „Untersuchungen über den Bau der Samencanälchen und die Entwicklung der Spermatozoiden“ wurde er 1871 an der Universität Innsbruck für Histologie und Entwicklungsgeschichte habilitiert. Zwei Jahre später wurde er außerordentlicher Professor für Histologie und Embryologie an der Universität Graz und arbeitete 1877/78 als Gastforscher am Anatomischen Institut der Universität Tübingen unter Adolph Henke. In Graz wurde er 1885 zum Ordinarius ernannt. 1888 erfolgte Ebner-Rofensteins Berufung an die Medizinische Fakultät der Universität Wien, wo er die Nachfolge des Histologen Karl Wedl antrat.

In seinen wissenschaftlichen Arbeiten befasste sich Viktor Ebner-Rofenstein mit der mikroskopischen Analyse verschiedener Gewebearbeiten. Nachdem er in Graz vor allem tierisches Untersuchungsmaterial analysiert hatte, konnte er seine Arbeiten später im Bereich der Gewebe des menschlichen Körpers (Bindegewebe, Muskelfasern, Haare, Knochen, Zähne etc.) ausweiten. Mit seinen Forschungen lieferte er richtungsweisende Beiträge für verschiedenste medizinische Fachgebiete, u. a. für Dermatologie, Chirurgie und Zahlheilkunde. Nach ihm sind die seromukösen Drüsenendstücke („Giannuzzi-Ebnersche-Halbmonde“), die Spüldrüsen in den Geschmacksknospen („Ebnersche Spüldrüsen“) sowie die Anlagerungslinien zwischen Dentin und Zahnzement („Ebner-Linien“) benannt.

Durch seine verdienstvolle Tätigkeit in Forschung und Lehre erlangte Ebner-Rofenstein internationale Anerkennung und konnte der modernen, naturwissenschaftlich orientierten Histologie zu einem wesentlichen Aufstieg verhelfen. Es gelang ihm, das Fach von den Mutterfächern Anatomie und Physiologie loszulösen und als selbständiges Prüfungsfach in der neuen Studienordnung von 1903 zu etablieren. Parallel engagierte er sich für den Ausbau des systematischen histologischen Unterrichts sowie der dafür vorgesehenen Räumlichkeiten.

In den Studienjahren 1897/98 und 1904/05 fungierte Viktor Ebner Ritter von Rofenstein als Dekan der Medizinischen Fakultät und 1907/08 als Rektor der Universität Wien. Während seiner Amtszeit als Rektor engagierte er sich u. a. für die Gründung des ersten deutschen Studentenheimes.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Ebner-Rofenstein mehrfach geehrt. So fungierte er 1875 als Präsident des Vereins der Ärzte und 1877 als Präsident des naturwissenschaftlichen Vereins. Ebenfalls 1877 wurde er zum Hofrat ernannt. Er gehörte seit 1882 der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien als korrespondierendes und seit 1890 als wirkliches Mitglied an. Diese verlieh ihm im Jahr 1883 den „Lieben-Preis“. 1920 wurde er auch zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt und gehörte zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Gesellschaften (u.a. in Würzburg, Erlangen und Stockholm), der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der königlichen Gesellschaft der Wissenschaft in Uppsala an. Er war außerdem Ehrenmitglied der anatomischen Gesellschaft in Wien und des Vereins österreichischer Zahnärzte in Wien.

Viktor Ebner-Rofenstein wurde 1922 emeritiert. Er starb im Alter von 83 Jahren und wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt.

1936 wurde ihm zu Ehren die Ebner-Rofenstein-Gasse in Wien-Hietzing benannt.

Werke (Auswahl)

Helleria, eine neue Isopodengattung aus der Familie der Oniskoiden, 1868.
Untersuchungen über den Bau der Samencanälchen und die Entwicklung der Spermatozoiden (Habilitationsschrift), 1871.
Die acinösen Drüsen der Zunge und ihre Beziehungen zu den Geschmacksorganen, 1873.
Über den feineren Bau der Knochensubstanz (in: Sitzungsbericht der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe), 1875.
Mikroskopische Studien über Wachsthum und Wechsel der Haare (in: Sitzungsbericht der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe), 1876.
Untersuchungen über die Ursachen der Anisotropie organisierter Substanzen, 1882.
Histologie der Zähne mit Einschluß der Histogenese. In: Julius Scheff (Hg.): Handbuch der Zahnheilkunde, 1890 (4. Auflage 1932).
Handbuch der Gewebelehre, hg. von A. von Koelliker, Band 3, 6. Auflage 1889–1892.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024 - 21:08

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