Yaakov Bahat (geb. Jakob Josef Bachstitz)

2.6.1910 – 1988
geb. in Żurawno, Galizien | Schurawno|Журавно, Ukraine

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Jakob Josef BACHSTITZ (später: Yaakov BAHAT), geb. am 2. Juni 1910 in Żurawno, Galizien/Österreich-Ungarn [später Polen, heute: Schurawno|Журавно/Ukraine] (heimatberechtigt in Żurawno/Polen, Staatsbürgerschaft 1938: Polen), Sohn von Pinkas Bachstitz (Kaufmann in Żurawno), wohnte in Wien 2, Untere Augartenstraße 26/17. Er hatte am Jüdischen Gymnasium in Krakau [Kraków]/Polen die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und begann im Sommersemester 1933 an der Universität Wien Medizin zu studieren, wechselte dann aber nach zwei Jahren an die Philosophische Fakultät, begann im Wintersemester 1935/36 Geschichte zu studieren und war dort zuletzt im Sommersemester 1938 im 6. Studiensemester inskribiert. Er hatte bereits im Oktober 1937 um Anrechnung der vier medizinischen Semester auf die acht verpflichtenden Semester und um Zulassung zu den Abschlussprüfungen/Rigorosen ersucht (unter Hinweis auf wirtschaftliche Schwierigkeiten) und bereits seine Dissertationsschrift vorgelegt. Doch wurde dies damals mit einer ausführlichen Begründung des Pädagogen Prof. Richard Meister abgelehnt und er wurde verpflichtet, noch das Wintersemester 1937/38 und das Sommersemester weiter zu studieren und sich dabei auf die beiden Rigorosenfächer Mittelalterliche Geschichte und Philosophie zu fokussieren.

Nach dem "Anschluss" im März 1938 konnte er als polnischer Staatsangehöriger vorerst im Sommersemester 1938 noch weiterstudieren – soweit jüdischen Studierenden generell noch der Zugang zu Universitätsräumen möglich war – und legte im Mai 1938 seine Dissertation vor und wiederholte seinen Antrag um Anrechnung zumindest zweier medizinischer Semester. Er ersuchte dringend um Genehmigung und Zulassung zu den Rigorosen und zur Promotion:

"Ich bitte berücksichtigen zu wollen, daß – wirtschaftlicher Gründe wegen – eine Beendigung meines Studiums an der Wiener Universität von der gütigen Erfüllung meines Gesuches abhängt".

Während sein Antrag von der entsprechenden Kommission befürwortend weitergeleitet wurde, entschied der provisorische Dekan Viktor Christian (1885–1963) am 17. Juni 1938: "Nach Rücksprache mit Prof. Meister abgelehnt". Somit war Jakob Josef Bachstitz gezwungen, sein fast fertiges Studium abzubrechen und musste die Universität Wien trotz Dissertation ohne Studienabschluss verlassen.

Er musste aus Wien fliehen und konnte nach Palästina [Israel] emigrieren und wurde dort Pädagoge und Spezialist für die Hebräische Sprache und Literatur. Er war Bildungsinspektor für das Sekundarschulwesen im israelischen Bildungsministerium (ab 1959) und wurde 1965 Professor an der Abteilung für hebräische und vergleichende Literaturwissenschaft, Fakultät für Geisteswissenschaften, Universität Haifa, Israel, was er bis zu seiner Pensionierung 1978 blieb.

Prof. Yaakov Bahat, geb. Jakob Josef Bachstitz, starb 1988 in Israel.

Ehrung

Nach ihm als Gründungsmitglied des Department of Comparative Hebrew Literature an der Universität Haifa wurde der angesehene "Bahat Prize" benannt, der jährlich vom University of Haifa Publishing House und der Professor Yaakov Bahat Foundation für hochqualitative, originelle Manuskripte in Hebräisch verliehen wird.

Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1933-1935, Nationale PHIL 1935-1938, PHIL GZ 8 ex 1937/38 ONr. 11, 74

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 13.02.2024 - 23:24

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