Franz Josef Mayer-Gunthof, Dr., Dr. h.c.

18.8.1894 – 2.2.1977
geb. in Guntramsdorf, Niederösterreich, Österreich gest. in Wien, Österreich

Industrieller, Präsident Industriellenvereinigung

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrensenator*in sen.h.c. 1965/66

Franz Josef Mayer-Gunthof wurde als Sohn des Industriellen Oscar Veit Karl Mayer von Gunthof (1867–1913) geboren. Nach der Schulausbildung am Wiener Theresianum studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Wien und Oxford. Anschließend rat er in die k. k. Armee ein, leistete Militärdienst im Ersten Weltkrieg und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr übernahm Mayer-Gunthof 1920 das Textilunternehmen der Familie, die Baumwollspinnerei V. Mayer & Söhne in Mährisch-Trübau. Daneben war er in mehreren Industrieunternehmen als Aufsichtsrat tätig. 

Als prominentes Mitglied der Vaterländischen Front und Gegner des Nationalsozialismus wurde Franz Josef Mayer-Gunthof nach dem „Anschluss“ 1938 mehrmals verhaftet. Von November 1944 bis Jänner 1945 war er vorübergehend im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert. Im April 1945 wurde er aus dem Polizeigefangenhaus Wien befreit.

1945 wurde er öffentlicher Verwalter der Vöslauer Kammgarnfabrik (1971 Ausscheiden als Generaldirektor) und war 1945 auch einer der Mitbegründer der Vereinigung Österreichischer Industrieller (1960-1974 Präsident, danach Ehrenpräsident), Vizepräsident der Wiener Börsekammer und des Österreichischen Wirtschaftsbunds, Aufsichtsratsmitglied in verschiedenen Industriebetrieben und Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde und der Wiener Konzerthausgesellschaft, Vorstandsmitglied des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters.

Er galt als besonderer Förderer des österreichischen Exports sowie als überzeugter Vertreter der Sozialpartnerschaft. Als Förderer von Fremdsprachenkenntnisse in der Wirtschaft initiierte er 1961 die Gründung des Spracheninstitutes der Industrie (SPIDI) sowie eine Stiftung zur Sprachförderung.

1959 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

1964 regte er beim Rektor der Universität Wien, Albin Lesky, an, den Namen des Rechtswissenschafters Josef Schey in die Ehrentafel der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät einzutragen. Nachdem Lesky sich für die Ehrung einsetzte und die Genehmigung des Senats erreichen konnte, übermittelte Mayer-Gunthof ihm seinen „herzlichsten und wärmsten Dank“. Zudem versicherte er ihm, „daß ich Ihnen in allen Angelegenheiten, die die 600-Jahrfeier der Alma mater Rudolfina betreffen, immer mit Freude zur Verfügung stehe“.

Am 15. Dezember 1965 - nach erfolgreichem Abschluss der Feiern zum 600. Universitätsjubiläum - beschloss das Professorenkollegium der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, für Franz Josef Mayer-Gunthof die Verleihung des Titels eines Ehrensenators zu beantragen. In der Begründung heißt es:

„Er hat sich um die kulturellen Ziele der Hochschulen, im besonderen Maße der Universität, allergrößte Verdienste erworben. Er ist nicht nur als Chef der Vöslauer Kammgarnfabrik, sondern ganz besonders als Präsident der Vereinigung Österreichischer Industrieller in der Öffentlichkeit stets für die Erhaltung und Hebung des wissenschaftlichen Niveaus unserer Hochschulen hervorgetreten, wobei er sich insbesondere als Freund nicht nur der Natur-, sondern auch der Geisteswissenschaften bekannt hat, Das Kuratorium zur Förderung der Wissenschaften, welchem die Gewährung von Zuschüssen für die Wohnungsbeschaffung neu zu berufender Professoren aus dem Ausland obliegt, uns das vor zehn Jahren gegründet wurde, ist seine ureigenste Schöpfung, ebenso vor neun Jahren die Errichtung des Auer-Welsbach-Fonds, aus dem Zuschüsse zu Bezügen aus dem Ausland zu berufender Professoren geleistet werden. Der Notring der wissenschaftlichen Verbände konnte nur durch seine tatkräftige Förderung jene Bedeutung erlangen, die er seit vielen Jahren für die Finanzierung von Wissenschaft und Kunst besitzt. Die Einladungen ausländischer Gelehrter und der Druck wissenschaftlicher Arbeiten ist dadurch in einer vorbildlichen Weise gefördert worden. Alle Maßnahmen der Wirtschaft zum Universitätsjubiläum, die noch in allgemeiner Erinnerung sind, gehen irgendwie auf Präsident Mayer-Gunthof zurück. Sein Kunstsinn zeigt sich in den jährlichen Gaben der Vöslauer Kammgarnfabrik mit Darstellungen von Kunstwerken verschiedenster Art. Im Musikleben Wiens spielt Präsident Mayer-Gunthof eine führende Rolle. Die Ansprachen des Präsidenten der österreichischen Industriellenvereinigung bei den verschiedensten Gelegenheiten zu aktuellen Fragen unserer Wirtschaft und der allgemeine Lage Österreichs, zeigen staatsmännisches Verständnis.“

Franz Josef Mayer-Gunthof starb im Alter von 82 Jahren in Wien. Er wurde am Hietzinger Friedhof bestattet.

> Archiv der Universität Wien, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Sachakten, J Cur 393/b GZ 1944 aus 1965; Akademischer Senat GZ 6 ex 1963/64 (Ehrentafel Schey). 
> Wien Geschichte Wiki
> Wikipedia
> Neue Deutsche Biographie
> Gedächtnis des Landes Niederösterreich

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 22.02.2024 - 21:04