Heinrich Swoboda, o. Univ.-Prof. Dr. phil., Dr. theol.

28.6.1861 – 7.5.1923
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Arkadenhof 1956 Katholisch-Theologische Fakultät

Funktionen

Senator Katholisch-Theologische Fakultät 1898/99
Senator Katholisch-Theologische Fakultät 1899/1900
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1900/01
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1905/06
Rektor Katholisch-Theologische Fakultät 1909/10
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1919/20

Heinrich Swoboda, Sohn eines Viktualienhändlers und aus einer bekannten Orgelbauerfamilie stammend, absolvierte das Schottengymnasium in Wien und trat – da seine Eltern den Besuch der Kunstakademie ablehnten – 1880 in das Wiener Priesterseminar ein. Er studierte parallel Theologie an der Universität Wien, empfing 1884 die Priesterweihe und betätigte sich anschließend als Kaplan in Mariabrunn und Penzing (heute beide Teil des 14. Wiener Gemeindebezirks). Ab 1886 studierte er Christliche Archäologie und Kunst bei Giovanni Battista de Rossi am Campo Santo Teutonico in Rom. Zwei Jahre später setzte Swoboda seine Studien an der Universität Wien fort und besuchte u. a. Lehrveranstaltungen bei dem Kunsthistoriker Franz Wickhoff, dem Klassischen Archäologen Friedrich Benndorf und dem Philosophen Robert Zimmermann. 1889 wurde er hier in den Fächern Archäologie, Kunstgeschichte und Ästhetik zum Doktor der Philosophie promoviert.

Swoboda betätigte sich ab 1889 als Hausseelsorger am Herz-Jesu-Kloster in Wien-Landstraße und setzte daneben seine akademische Karriere fort. Bereits 1890 erfolgte seine Habilitation für Christliche Archäologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, ab 1892 war er Hofkaplan und Vikar der Hofburgpfarre (bis 1899). Nachdem er 1894 zum Doktor der Theologie promovierte worden war, wurde er 1895 zum außerordentlichen, 1899 zum ordentlichen Professor für Pastoraltheologie und Katechetik an der Universität Wien ernannt.

Wissenschaftlich widmete sich Swoboda zunächst intensiv seinen ursprünglichen Arbeitsgebieten Christliche Kunstgeschichte und Archäologie. Er beteiligte sich u. a. an den Ausgrabungen auf der Piazza della Corte in Grado und forschte zur Baugeschichte des Domes von Aquileja. Als Kunsthistoriker sprach er sich vehement gegen „Scheinkunst“ und religiösen Kitsch im sakralen Bereich aus und positionierte sich als Gegner des Historismus in Wiener Kirchenbauten, besonders der Neugotisierung des Stephansdomes. Als Berater Otto Wagners förderte er dagegen den Bau und die Gestaltung der 1907 errichteten Kirche Am Steinhof, das als eines der bedeutendsten Bauwerke des Wiener Jugendstils gilt.
Besonders Swobodas kunsthistorische Expertise war in zahlreichen Fachgremien gefragt, so gehörte er seit 1889 dem Vorstand der christlich-religiösen Kunstvereins für Niederösterreich, dem Kuratorium des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: MAK Wien) sowie als wirkliches Mitglied dem Österreichischen Archäologischen Institut an. Als Mitbegründer und Vorstandsmitglied der 1892 gegründeten Leo-Gesellschaft richtete er auch hier 1901 eine eigene Kunstsektion ein. Neben weiteren Mitgliedschaften wurde Swoboda 1902 in den Kunstrat des Ministeriums für Kultus und Unterricht berufen und 1909 in die k.k. Centralcommission zur Erfassung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale.

Doch auch in seinen eigentlichen Lehrfächern Pastoraltheologie und Katechetik erlangte Swoboda internationale Anerkennung, wobei er sich für eine Trennung der Arbeitsgebiete Religionspädagogik und Seelsorge einsetzte. Im Bereich der Pädagogik galt er als ausgesprochener Vertreter des Anschauungsunterrichts, veröffentlichte bereits 1893 zu diesem Zweck gemeinsam mit dem Maler Joseph Reich „Wandtafeln zum Gebrauche beim Religionsunterricht an Volks- und Bürgerschulen“ und veranstaltete 1905 und 1908 pädagogisch-katechetische Kurse in Wien – gemeinsam mit der Leo-Gesellschaft, die 1909 eine eigene katechetische Sektion einrichtete. 1912 leitete er zudem den Internationalen Katechetischen Kongress in Wien.
Heinrich Swoboda gilt darüber hinaus als ein Pionier der Großstadtseelsorge, seit er 1909 sein international beachtetes pastoraltheologisches Hauptwerk zu diesem Thema veröffentlicht hatte. In dieser Studie, die auf zahlreichen Studienreisen durch europäische Großstädte beruhte, beschrieb er auf statistischer Grundlage die rasante Verstädterung am Beispiel von Paris, Wien, Budapest, Rom, Brüssel, Mailand, Turin, Köln, Porto, Breslau, Essen, Birmingham, Liverpool, München und Ravenna sowie als Folge deren mangelnde pastorale Versorgung. Ausgehend von seiner Forderung, überschaubarere Einheiten für die Seelsorge zu schaffen, wurden bald in zahlreichen Großstädten große Pfarreien geteilt und neue Kirchen gebaut.

In den Studienjahren 1898/99 und 1899/1900 fungierte Heinrich Swoboda als Senator der Theologischen Fakultät, in den Jahren 1900/01, 1905/06 und 1919/20 als Dekan und wurde für das Studienjahr 1909/10 zum Rektor der Universität Wien gewählt. Als Rektor initiierte er die Einführung der sogenannten „Wiener Universitätsreisen“: Unter seiner Leitung unternahmen 1910 über 300 Professoren und Studierende eine Wanderung, die von Aquileja, einem archäologischen Forschungsobjekt Swobodas, über Istrien nach Dalmatien führte, sowie 1911 eine Exkursion von Triest zu den Inseln und Küsten Griechenlands. Während seiner Amtszeit als Rektor wurde auch der Universitätssport samt eigener Sportkommission institutionalisiert. Bereits 1908 hatte er an der Universität den Vorschlag eingebracht, die Professoren der erst 1921 eingegliederten Evangelisch-Theologischen Fakultät durch den Titel „Universitätsprofessor“ jenen der Katholisch-Theologischen Fakultät gleichzustellen.

Swoboda wurde für sein Engagement vielfach ausgezeichnet: So wurde er 1903 zum Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse, 1911 zum Päpstlichen Hausprälaten und 1921 zum Apostolischen Pronotar ernannt. Zudem war er Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung Marco-Danubia.

Heinrich Swoboda, der 1922 krankheitsbedingt emeritiert wurde und 1923 an den Folgen eines Gehirnschlags starb, wurde in einem Ehrengrab auf dem Friedhof Baumgarten im 14. Wiener Gemeindebezirk bestattet. 1956 wurde eine Porträtbüste von Swoboda – gestaltet von Franz Strahammer, finanziert durch das Bundesministerium für Unterricht – im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt.

Werke (Auswahl)

Ein Weltbild unserer kirchlichen Kunst, 1889.
gem. mit Joseph Reich (Hg.), Liturgische Wandtafeln für den Religionsunterricht an Volks- und Bürgerschulen, 1893 (2. Auflage 1903).
De imperii et sacerdotii relatione ab anno 800 usque ad imperii Romani orientalis finem (theol. Dissertation), 1894.
Miniaturen aus dem Psalterium der hl. Elisabeth, 1899.
​Neue Wendungen in der Leichenverbrennungsfrage, 1901.
Das Riesentor des Stephansdomes, 1902.
Marienlegenden aus Österreich. Zwanzig Bilder im Chore der Votivkirche, 1892.
​Neue Funde aus dem altchristlichen Österreich (Inaugurationsrede), 1909.
Großstadtseelsorge. Eine pastoraltheologische Studie, 1909 (2. Auflage 1911).
​(Hg.): Das Konzil von Trient. Sein Schauplatz, Verlauf und Ertrag. Festgabe der österreichischen Leo-Gesellschaft zum XXIII. Internationalen Eucharistischen Kongreß, 1912 (3. Auflage 1915).
​Die Idee des guten Hirten. Ein pastoraltheologischer Konflikt und dessen Lösung, 1913.
Unser Krieg in seinen sittlichen Werten. Ein Mahn- und Trostwort an Besorgte, Sorglose und Seelsorger, 1915.
Universalseelsorge und Weltfriede. Eine Kulturpredigt, 1916
​Die Seelsorge nach dem Krieg, 1917.
Gloria Teutoniae. Eine akademische Predigt, 1919. 
​Textilparamente. Ein Hauptstück aus dem Katechismus der Paramentik, 1920.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 27.03.2024 - 22:44

Druckversion