Joseph Ernst Mayer, Dr. art. lib., Dr. phil.

5.6.1752 – 24.10.1814
geb. in Prag, Tschechische Republik gest. in Wien, Österreich

(auch Mayr, Meyer)

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1798/99
Rektor 1813/14

Joseph Ernst Mayer wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters, eines Wundarztes, als Halbwaise auf. Er absolvierte das Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge in Prag. Neben privaten Rechtsstudien widmete er sich vor allem der Naturgeschichte. 1777 trat er als Kanzleiakzessist in das böhmische Landesgubernium ein. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Arzt Johann Mayer, gründete er in dieser Zeit das erste (private) Naturalien-Kabinett in Prag. 1782/83 reiste er im Auftrag Kaiser Josephs II. zu Studienzwecken in die Schweiz, nach Deutschland, Italien und Frankreich und knüpfte Kontakte mit zahlreichen Naturforschern Europas.

Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt beteiligte Joseph Mayer sich 1784 an der Gründung des öffentlichen Naturalienkabinetts in Prag und begann im selben Jahr ebendort seine Tätigkeit als Adjunkt. Nachdem im Zuge der Studienreformen unter Joseph II. in Wien, Lemberg, Prag und Pest eigene Lehrstühle für Naturgeschichte eingerichtet worden waren, wurde Mayer im Juli 1784 zudem als erster Professor für allgemeine Naturgeschichte, physikalische Erdbeschreibung und Technologie an der Universität Prag ernannt.
In dieser Zeit war er Mitglied der „Privatgesellschaft zur Aufnahme der Mathematik, vaterländischen Geschichte und Naturgeschichte“ sowie der 1783 in Prag begründeten Freimaurerloge „Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekrönten Säulen“. 1784 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und fungierte im ersten Halbjahr 1786 als deren Direktor. In den „Abhandlungen“ der Gesellschaft er veröffentlichte regelmäßig Beiträge zu verschiedenen naturwissenschaftlichen Themen.

Als Nachfolger Peter Jordans, der als Professor der speziellen Naturgeschichte an die Wiener Medizinische Fakultät wechselte, wurde Joseph Ernst Mayer im August 1787 auf den Lehrstuhl für allgemeine Naturgeschichte, physikalische Erdbeschreibung und Technologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien berufen, wo er zwölf Jahre lang wirkte. In Wien gehörte er der Freimaurerloge „Zur Wahrheit“ an.
Am 16. April 1788 promovierte Mayer an der Universität Wien zum Doktor der Philosophie. An der Universität Wien fungierte er 1791 als Mitglied des Studienkonsesses und wurde für das Studienjahr 1798/99 zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt.

Nach dem Tod Johann Baptist Zauschners, der 1787 nach Mayers Weggang Naturgeschichte in Prag gelehrt hatte, übernahm Joseph Mayer dessen Nachfolge als Professor der speziellen Naturgeschichte. Im Jänner 1800 kehrte er daher wieder in seine Heimatstadt zurück und übernahm an der Universität Prag die Lehrkanzel für Spezielle Naturgeschichte sowie die Direktion des dortigen k.k. Naturalienkabinetts. Diese Funktionen übte Mayer bis 1812 aus, als er aus gesundheitlichen Gründen den Ruhestand antrat.
Für seine Verdienste wurde Mayer anlässlich seiner Pensionierung Ende 1813 zum k.k. Rat ernannt.

Den Ruhestand in Wien verbringend, wurde Joseph Ernst Mayer am 30. November 1813 zum Rektor der Universität Wien gewählt. Er starb noch während seiner Amtszeit als Rektor am 24. Oktober 1814 im Alter von 63 Jahren.

Werke (Auswahl)

Anmerkungen über die Unverweslichkeit der menschlichen Körper bey Gelegenheit verschiedener in Böhmen entdeckter Beyspiele (in: Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen zur Aufnahme der Mathematik, der vaterländischen Geschichte, und der Naturgeschichte, Band 5, S. 323-332), 1782.
Beschreibung des Mäusehabichts, sovon den Böhmen Myssilavce genannt wird (in: Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen zur Aufnahme der Mathematik, der vaterländischen Geschichte, und der Naturgeschichte, Band 6, S. 313-316), 1784.
Botanische Karaktere des Leontodon erectum (in: Physikalische Arbeiten der einträchtigen Freunde in Wien, Band 1, 3. Quartal, S. 69-71), 1785.
Beobachtungen über das Leuchten des Adriatischen Meeres (in: Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, Band 1/1785), 1786.
Anmerkungen über die Aeolen oder luftausstoßenden Höhlen in Böhmen (in: Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, Band  2/1786), 1786.
Ueber die Böhmischen Gallmeyarten, die grüne Erde der Mineralogen, die Chrysolithen von Thein, und die Steinart von Kuchel (in: Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, Band 3/1787, S. 259–271), 1787.
Ueber den harzigen Bestandtheil des Adriatischen Meeres (in: Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, Band 4/1788), 1789.
Ueber die magnetische Kraft des krystallisirten Eisensumpferzes (in: Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, Band 4/1788, S. 238–241), 1789.
Beschreibung einer neuen Fischart aus den böhmischen Gebirgen (in: Neuere Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Band 1/1790, S. 275-278), 1790.
Ueber ein neues elastisches Harz aus Madagasgar (in: Neuere Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Band 2/1795, S. 164-171), 1795.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024 - 20:59